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Vorsicht, Zickenzone

Vorsicht, Zickenzone

Titel: Vorsicht, Zickenzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Koller , Claudia Rieß
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der grauen Masse der Bewerber abzuheben und auf meine spezielle Situation als Freiberuflerin hinzuweisen, entgegnete mir eine äußerst korpulente Krippenleiterin hinter speckigen Brillengläsern: Ich solle das erste Jahr von der Stütze leben, wenn ich keinen Krippenplatz zugeteilt bekäme. Dann könnte ich mich in aller Ruhe um das Kind kümmern. »Wie freizügig städtische Beamte doch Steuergelder verteilen«, dachte ich fassungslos. Ich weiß nicht mehr, ob ich darauf etwas erwidert habe oder mich nur schnell mit einem »Hoffen wir das Beste« verabschiedete. »Sie können sich gerne noch die Räumlichkeiten ansehen«, meinte darauf die Krippen-Mamsell lächelnd. Macht scheint Spaß zu machen ...
    â€¦ und Unterdrückte böse zu erdreisten. Auch Jahre später noch. »Diese faule Sau!«, schleuderte mir eine Mutter beim Kaffeekränzchen bei Freunden auf die Frage nach Zicken-Moms entgegen. Ich verschluckte mich fast an meinem Himbeerkuchen und traute meinen Ohren nicht. Die Mutter zweier erwachsener Kinder hatte ich während dieses Nachmittags alles andere als stutenbissig empfunden. Im Gegenteil. Sie war Juristin und sprach reflektiert und bayerisch-gewitzt mit Mann und Kindern. Doch vor 15 Jahren hatte ihr die Leiterin einer Krippe wohl übel mitgespielt. Diese kam allmorgendlich aus Rosenheim mit dem Zug nach München gefahren. »Und von Rosenheim gab es damals ja nur zwei Züge nach München«, ätzte die Mutter überspitzt. »Der eine ging um 7:15 Uhr morgens und der andere zurück um 15:54 Uhr. Eine andere Verbindung kam für die Leiterin nicht infrage. Sie wich von ihrer Zugroutine nicht ab, auch dann nicht, wenn Eltern sich mal um wenige Minuten verspäteten. Und ich hatte zwei kleine Kinder, meine Mutter und Schwiegermutter zu pflegen.«
    Unterstützung: Fehlanzeige! Und gegen das Phlegma oder den Machtkampf mit der Leiterin kam sie nicht an. Also trat sie aus der Elterninitiative aus und ärgert sich heute noch – fast traumatisiert wegen der mangelnden Unterstützung.
    Verärgert ist auch die Freundin einer Studienkollegin. Als Diplomgeologin hatte sie es schwer, nach dem zweiten Kind wieder in ihren Beruf einzusteigen. Um wenigstens etwas Geld dazuzuverdienen, arbeitete sie auf 400-Euro-Basis. Als Sekretärin und im Management eines Vereins. Das wusste die Nachbarin, deren Mann in der Kommunalpolitik »jemand war«. Wie sehr diese Position auf seine Frau abstrahlte, wurde spätestens dann klar, als sie die Geologin am Schulanfang allen Ernstes fragte, ob sie nicht auch die Schulbücher ihrer Kinder einbinden könne mit dem Argument: »Du hast ja eh nichts zu tun«. Aus diesem Grund war es genauso selbstverständlich, sie zu bitten, ihre Kinder auch zum Tag der offenen Tür zu chauffieren. Dabei – sei am Rande bemerkt –, war Frau Politiker »nur« Hausfrau und Mutter.

Working- contra Non-working-Moms
    Â» I ch leite ein kleines Familienunternehmen«, antwortete eine junge Frau auf die Frage, was sie beruflich mache. Sie erinnern sich an den Werbespot? Damit versuchte ein Staubsaugerhersteller die Aufgabe »Hausfrau und Mutter« aufzuwerten und seiner potenziellen Kundin zu schmeicheln. Denn Muttersein ist ein unbezahlter Rund-um-die Uhr-Job. Zum regelrechten Spagat wird er, kommt das Thema »Beruf« obendrauf. Und bei diesem streiten sich die Geister und Mütter: Die einen schimpfen auf die Rabenmutter, die ihrem Kind den Rücken kehrt, um sich wieder beruflichen Aufgaben zu widmen: SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles zum Beispiel bekam, wie in der Süddeutschen Zeitung zu lesen war, »fiese Briefe« von Bürgern, die ihr Egotripp und Karrieregeilheit vorwarfen, als sie nach 13 Wochen Mutterschutz wieder in die Politik zurückkehrte. Während das andere Lager die »Nur-Mutter« gering schätzt, weil sie sich in die Familien-Hängematte lege, so ihre Meinung. Ein unseliger Schlagabtausch, aktuell wie eh und je. Und statt es wie mein Freund Bernd zu halten, der in geschmäcklerischen Auseinandersetzungen zu sagen pflegt: »Der eine ist der andere nicht«, wird die Schublade aufgemacht und – plumps –, die andere mit dem entsprechenden Aufkleber »Nur-Mutter« bzw. »Rabenmutter« * versehen abgelegt.
    Wie leicht das passiert, bekam ich unlängst selbst zu spüren. Ich sollte Freunde meines neuen Partners

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