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Vorsicht, Zickenzone

Vorsicht, Zickenzone

Titel: Vorsicht, Zickenzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Koller , Claudia Rieß
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kennenlernen. Er: Geschäftsführer eines Industrieunternehmens. Sie: früher in leitender Position, heute mit dem zweiten Kind, vier Monate alt, zu Hause. In einer urigen alten Kate am Starnberger See hatten wir bei knackendem Kaminfeuer rustikal bayerisch Gans und Knödel gegessen und uns vom ersten Augenblick an blendend verstanden. Carola – rot-blonder Kurzhaarschnitt, Jeans, Woolrich-Jacke – hatte Humor, die Einstellung passte, doch beim Spaziergang um den See passierte es, klaffte plötzlich eine Gesinnungslücke.
    Wir unterhielten uns über das übliche Einschlaf- und Durchschlaf-Trara, Dinge, die einen als Mutter von Kleinkindern bewegen, als wir zufällig das Thema »Job« streiften. Ich fragte sie, ob sie wieder einsteigen wollte. Nein, meinte Carola, sie denke eher über ein drittes Kind nach. Seit sie das Haus in Augsburg gekauft haben, hätte sie ihre Freude am Muttersein entdeckt und würde darin voll aufgehen. Außerdem fände sie es furchtbar, wenn Frauen gleich wieder zu arbeiten anfangen. Darauf ich: »Ich musste das machen. Als Freiberuflerin hast du keine andere Wahl, wenn du deine Kunden behalten willst.« Betretenes Schweigen. Schnell wurde nach den Männern gerufen und das Gespräch in eine andere Bahn gelenkt. Die Frage: Doch unterschiedliche Welten?! blieb im Raum hängen.
    Bei Fettnäpfchen oder einfach anderen Meinungen sind wir meist nicht geistesgegenwärtig genug, das Gespräch konstruktiv fortzuführen. Schade eigentlich. So respektierten wir die Einstellung der anderen, aber zu einer Fortsetzung des Treffens kam es nicht. Da bleibt jede an ihrem Ufer. Weil die Interessen und Berührungspunkte von Working- und Non-working-Moms unterschiedlich sind und die Zeit für Experimente zu wenig? Liegt’s wirklich an diesem Lager-Pragmatismus? Oder aber daran, dass Knatsch vorprogrammiert ist, wie Cornelie Kister in der Süddeutschen meint? Dort schreibt die Autorin von Mütter, euer Feind ist weiblich! , dass es mit der normalen Unterhaltung vorbei sei, sobald Mütter über ihre Kinder sprechen und über den Grad der Betreuung: »Dann gehen wir instinktiv in Alarmbereitschaft und wetzen die Messer für einen gezielten Angriff oder die wütende Verteidigung. Es geht sofort um alles, auch wenn dieses ›Alles‹ sich hinter dem sperrigen Begriff ›Lebensentwürfe‹ versteckt.« Denn jeder Lebensentwurf sei Ergebnis langer, zäher, Nerven kostender Verhandlungen mit dem Partner, den Kindern, dem Arbeitgeber, erklärt Kister und meint: »Deswegen sind wir so empfindlich, weil es darum geht, wie wir leben.«
    * Allerdings wirft nicht nur die nicht arbeitende Mutter der arbeitenden Mutter Rabenmutterschaft vor. Der Vorwurf kann im Machtkampf auch aus den eigenen Reihen kommen. Ein Beispiel: Weil Brigitte beim Elternabend sagte, es interessiere sie nicht, was in der Klasse ihres Sohnes abgehe, wörtlich: »Kinder sollen ein Privatleben haben und nicht permanent kontrolliert werden. Das kann ich mir auch nicht leisten, weil ich berufstätig bin.«, warf die andere ihr vor: »Ich bin auch berufstätig, aber man muss Prioritäten setzen.« Da hallte ganz klar: »Du Rabenmutter!« mit, lacht Brigitte. »Für einen ›Kontrolletti‹, wie die Gegenseite es ist, muss das wohl so rüberkommen«, so ihre Begründung.

Mehr Verständnis, bitte!
    F ehlende Kommata, krumme Vokale ... Als ob jemand mit Zeitdruck im Nacken in die Tasten gehauen hätte. Solch krude E-Mails bekam eine befreundete Mutter von ihrer Bankberaterin und hatte Sorge um ihre Finanzen. Hackt die bei Transaktionen auch so flink und vergisst dann mal ’ne Null? Und können ihre Tipps wirklich gut sein, wenn sie so im Stress ist? Dass die Bankerin in dunkelblauen Hosen und Kurzjacke erzählte, sie hätte zwei Kinder, eines davon noch sehr klein und oft krank, machte die Sache nicht besser. Ja, blöd. Statt Verständnis für ihre Situation zu zeigen, dachte meine Freundin in erster Linie an sich und ihre paar Kröten. Und als die Beraterin versicherte, sie würde sich um einen verschwundenen Scheck kümmern und sich melden und das nicht tat, wurde sie total sauer.
    Â»Als Frau musst du doppelt so gut sein wie ein Mann. Und als Mutter noch einmal mehr«, vertraute mir einmal eine Managerin an. Recht hatte sie! Im Berufsleben gibt es kein Pardon für arbeitende Mütter.

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