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Vorstadtprinzessin

Vorstadtprinzessin

Titel: Vorstadtprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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dass er ihr an den Hals gegangen war, dachte Lüttich. Doch vielleicht büßte er jetzt dafür. Seine Frau war damals vor vier Jahren schon blau angelaufen gewesen, als die Nachbarin dazukam.
    »Ich war das im Wald wirklich nicht«, sagte der Mann leise.
    Lüttich glaubte ihm. Er verabschiedete sich und ließ das Auto stehen, um ein paar Schritte zu gehen, die sorgenvollen Blicke der beiden im Rücken. Wandte sich nicht Richtung Wald, sondern nach links. Läden gab es kaum. Eine Versicherungsagentur war in einem der Häuser untergebracht, ein Zeitungsladen, der auch Lotto Toto anbot.
    Erst am Ende der Straße sah es idyllischer aus. Kastanienbäume. Ein Lokal, vor dem Tische und Stühle standen. Hinter den Bäumen war der Kirchturm zu sehen. Da war wohl das Zentrum des Ortes.
    Lüttich setzte sich an einen Tisch und las den Schriftzug Tre Castagne über der Tür, die offen stand. Er war der einzige Gast, anscheinend war halb drei am Mittag eine tote Zeit. Es sah eher nach einem Eiscafé aus als nach einem Speiselokal. Doch als er nach der Karte griff, stellte er fest, dass es Pizza gab und Sandwiches.
    »Wollen Sie etwas essen, Kommissar?«, fragte Sigi, der an den Tisch gekommen war. Wenigstens sagte er nicht »Commissario«.
    Lüttich blickte überrascht auf und betrachtete den Mann mit den schwarz gefärbten Haaren. Woher wussten Wirte immer alles?
    Lüttich entschied sich für ein Sandwich mit Tomaten und Basilikum und ein Wasser. »Bin ich schon so bekannt hier?«, fragte er.
    »Das sieht man doch sofort, wenn einer von der Kripo ist.« Sigi lachte, doch es klang nicht sehr froh. »Sie haben den Mörder von Kati gefasst«, fügte er hinzu. »Ist einige Jahre her. Ich gehörte zu Katis Freundeskreis und Sie haben damals auch mit mir gesprochen.«
    »Kati Lindner«, sagte Lüttich, »die junge Frau, die in einem Abbruchhaus in Barmbek gefunden wurde.« Erwürgt, dachte er. Doch er sprach es nicht aus. Sah sich den Mann genauer an, der vor ihm stand.
    Acht Jahre war der Mordfall Lindner her. Der Wirt mochte jetzt in den Dreißigern sein. »Wurden Sie damals nicht der Ire genannt?«, fragte er.
    Sigi nickte. »Weil ich auf irische Musik stand«, sagte er.
    »Und rote Haare hatten«, sagte Lüttich.
    »Nun habe ich schwarze«, sagte Sigi, »seit dieses Lokal Tre Castagne heißt. Eine Geschäftsidee. Früher hieß es Sigis Kaffeestube.«
    »Waren Sie vor acht Jahren schon Wirt?«
    »Damals hatte ich gerade mein Studium abgebrochen«, sagte Sigi.
    Er begrüßte zwei Frauen, die sich am Nebentisch niederließen, schwere Einkaufstaschen auf den Stühlen platzierend. Sie bestellten Cappuccino und Sigi ging nach drinnen. Lüttich lauschte dem Gespräch am Tisch nebenan, es ging um Sonderangebote, nicht um eine Tote im Wald.
    Der Wirt brachte das Wasser, die zwei Tassen Cappuccino und ein sehr rasch zubereitetes Sandwich. Doch es schmeckte gut.
    Im Präsidium würde Lüttich sich die Akte Kati Lindner kommen lassen.
    Er ging ins Lokal, um zu bezahlen.
    »Sie haben sicher viele junge Gäste«, sagte er.
    »Ja«, sagte Sigi, »doch das Mädchen aus der Zeitung war nie hier.«
    »Vielleicht kommt Ihnen doch mal was zu Ohren, das für mich interessant sein könnte«, sagte Lüttich und legte seine Karte hin.
    Als er aufbrach, sah er ein Mädchen, das sich an einen der Tische unter den Kastanien setzte. Sie war auffallend schön, und ihr Haar war so hell und leuchtend, wie das von Sarah gewesen war.
    Lüttich zögerte. Sollte er sie ansprechen und fragen, ob sie Sarah gekannt hatte? Ob sie Angst habe, das nächste Opfer zu sein?
    Wenn er nur eine Sekunde lang glaubte, dass helle Haare ein Tatmotiv waren, dann wäre es seine verdammte Pflicht, zu ihr zu gehen. Um ihr vorzuschlagen, die Haare zu färben? Nicht mit fremden Männern in den Wald zu gehen?
    Lüttich verließ das Tre Castagne und ging zum Auto zurück. Der einstige Würger war gerade dabei, die leeren Bierkästen an den Straßenrand zu tragen. Ein älterer Opel hielt neben ihm und er öffnete den Kofferraum. Die Frau saß am Steuer.
    Lüttich nickte den beiden zu und stieg in sein Auto.
    Im Rückspiegel sah er, dass der Mann noch dastand und ihm nachsah.
    Als er Alsterdorf erreichte und zum Präsidium einbog, wurde Lüttich klar, dass es ein Fehler gewesen war, das Mädchen mit den hellen Haaren nicht anzusprechen.

Max
    L ucky hatte sich diesen Montagabend vorgenommen, um nach Max zu gucken. Seine Mutter hatte heute wieder einmal die späte Schicht, seine Schwester

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