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Vorstadtprinzessin

Vorstadtprinzessin

Titel: Vorstadtprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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und ist verzweifelt.«
    »Sag ihr, dass ich bei einem Freund bin und ein bisschen Zeit brauche, um über meine Zukunft nachzudenken«, schlug Max vor.
    »Das wird sie enorm trösten«, sagte Lucky.
    »Anderes kann ich dir im Augenblick nicht anbieten, Brüderchen. Vertrau darauf, dass ich es hinkriege.«
    »Ich hab Angst um dich«, sagte Lucky.
    »Ich pass auf mich auf. Versprochen. Und jetzt hau ab.«
    Lucky war schon an der Tür, als er noch mal umkehrte und Max umarmte. »Aua«, sagte Max.
    »Wenn du am Freitag noch nicht zu Hause bist, hole ich dich.« Lucky zog die Tür hinter sich zu und lief die Treppen hinunter.
    Auch er war verlassen worden von seinem Vater. Warum hatte Max das so schwergenommen, dass er daran zu scheitern drohte?

Lichtgrün
    L ucky hatte daran gedacht, bei Theo vorbeizufahren und ihm von Max zu erzählen und den Sorgen, die ihm sein Bruder bereitete. Doch als er zu Hause ankam, trat er nicht auf die Bremse, sondern fuhr weiter über die Stadtgrenze hinaus. Er brauchte dringend Ablenkung.
    Die Schrift über dem Lichtgrün leuchtete schon, obwohl der Tag noch hell war, doch ansonsten schien das Lokal wie ausgestorben. Dann hörte Lucky die Sänger. Nur Stimmen, kein Instrument. Sie kamen aus dem Garten und klangen irgendwie altmodisch. Als ob sein Opa Volkslieder sänge, nur besser. Er trat ein und sah die Wirtin, die hinter der Theke stand und Gläser trocknete. »Herz mit Anker?«, fragte sie. Lucky grinste und nickte. Sie hatte sich an das Astra vom letzten Mal erinnert. Ein Herz mit Anker zierte das Etikett der Bierflasche. Er fühlte sich aufgenommen.
    Lucky ging in den Garten und sah fünf Männer am langen Tisch sitzen. Er erkannte den Chorleiter und glaubte, auch die vier anderen schon gesehen zu haben. Vielleicht beim Konzert in der Kirche. Der eine arbeitete bei Adolphs in der Gärtnerei. Den anderen war er zumindest schon mal auf der Straße begegnet. Sie hoben ihre Weingläser, als sie ihn sahen. Wein war hier wohl Kult.
    Lucky setzte sich an das andere Ende des Tisches, trank sein Astra und versuchte, unbeteiligt auszusehen, als die Männer wieder zu singen anfingen. Die Melodie kannte er aus irgendwelchen Filmen, die seine Mutter an Weihnachten guckte. Meist standen sie in diesen Filmen um ein Klavier herum und sangen zu der Melodie was Englisches, und seiner Mutter kamen dann die Tränen.
    »Nehmt Abschied, Brüder, ungewiss ist alle Wiederkehr«, sangen die Männer.
    Lucky hatte das verfluchte Gefühl, traurig zu werden.
    »Die Zukunft liegt in Finsternis und macht das Herz uns schwer.«
    Als wäre der Text für Max geschrieben, dachte Lucky. Er trank sein Astra und wünschte, Theo wäre hier. Theo noch viel lieber als Leni.
    Vielleicht, weil die Sänger so auf Männerfreundschaft machten.
    Er sah auf, als die Wirtin sich neben ihn setzte. »Montags singen sie hier«, sagte sie, »dann ist der Laden leer, und sie üben die Lieder ein.«
    »Ich dachte, das sei ein Kirchenchor«, sagte Lucky.
    »Das ist der Männerchor«, sagte die Wirtin. »Allerdings nur ein paar von ihnen. Am letzten Montag waren sie vollständig. Da klang es ganz anders.«
    »Letzten Montag ist die Leiche im Wald gefunden worden«, sagte Lucky.
    Die Wirtin sah ihn an. »Das stimmt.«
    »Kennen Sie Leni?«, fragte Lucky.
    »Das Mädchen mit den hellen Haaren, das mit dir und deinem Freund weggefahren ist?«
    Lucky nickte.
    »Sie ist einsam«, sagte die Wirtin.
    Das wäre ihm jetzt nicht zu Leni eingefallen.
    Die fünf Männer klopften mit ihren Gläsern auf den Tisch.
    »Sie wollen mehr Wein«, sagte die Wirtin und stand auf.
    Der Chorleiter blickte zu ihm hinüber. »Wir brauchen noch frische junge Stimmen«, sagte er.
    »Ich kann nicht singen«, sagte Lucky. Das fehlte ihm gerade noch. Mit diesen älteren Herrn traurige Lieder anzustimmen.
    Die Wirtin brachte einen Literkrug Weißwein.
    »Die jungen Leute zieren sich immer so«, sagte einer aus der Runde.
    »Gib ihm doch mal deine Karte, Dankwart«, sagte ein anderer.
    Dankwart. Da hatte es noch Drachen gegeben, als die Leute so hießen.
    »Lasst den Jungen doch in Ruhe sein Bier trinken«, hörte Lucky einen sagen. Er sah den Sprecher dankbar an. Glatte zehn Jahre jünger als die anderen Herrn. Ob der sich in diesem Kreis wohlfühlte? Doch Lucky dachte nicht länger darüber nach, denn der Blick des Mannes wanderte zum Eingang. Leni trat in den Garten und wirkte erhitzt.
    Lucky hatte auf einmal ein Seechen vor Augen und einen kleinen Strand, dessen Sand

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