Vorstadtprinzessin
Verabredung bestätigt hatte. Die Chefin nahte und die schätzte Handys noch weniger als Theo. Vor allem wenn ihr Auszubildender eines in der Hand hielt, statt an Autos zu schrauben.
Max war endlos erstaunt, dass der Doktor ihn noch nicht bestraft hatte, nach dem Flop auf dem Schulhof. Vielleicht lag ihm doch daran, Max als Mitarbeiter aufzubauen, statt ihn zu Mus zu klopfen.
Dennoch wäre es verdammt wichtig, wegzukommen von dieser Liege im Keller. Viel zu angreifbar war er dort. Er hatte in der vergangenen Nacht kein Auge zugetan, dauernd Schritte gehört und Geflüster und einmal einen kurzen Schrei.
Er musste versuchen, in irgendeiner Klitsche unterzukommen, obwohl ihm ein Edelschuppen gutgetan hätte, um sich mal wieder als Mensch zu fühlen. Vielleicht konnte er Leni dafür gewinnen, einen auf Liebespaar zu machen, das aus der Provinz kommt und die große Stadt Hamburg angucken will. Genügend Geld von Papa in den Taschen, um sich einen Haufen Luxus zu leisten. Nur ein paar Tage, bis er die Lila Pause gut hinter sich gebracht und die ersten Lorbeeren gesammelt hatte. Max grinste beim Gedanken an Lorbeer und an Lenis Vater, der eine Quelle für Taler zu sein schien.
Leni saß schon da und hatte ein Glas in der Hand und eine Flasche Cola light vor sich stehen. Er beugte sich lässig über sie und gab ihr einen Kuss auf den Mund. Flüchtiger als der in der Schanze.
»Du siehst müde aus«, sagte Leni, »aber wenigstens nicht mehr lila.«
Max zuckte leicht zusammen. Lila. Ausgerechnet.
»Um die Augen, meine ich«, sagte Leni. »Läuft deine große Sache?«
Max setzte sich und entschied sich für Spaghetti-Eis. Das hatten er und Lucky immer gegessen, als sie Kinder waren und ihr verehrter Vater noch anwesend und Spender des Eises.
»Läuft«, sagte er. »Hast du die dreihundert mitgebracht?«
»Was krieg ich dafür?«, fragte Leni.
Max krauste die Stirn. Was wollte Leni? Weitere Küsse?
»Ich will den Kiez kennenlernen«, sagte Leni, »und zwar nicht die weichgespülte Version.«
Du liebe Güte. Und er wollte die heile Welt eines Hotels mit fünf Sternen. Große Badewannen und frisch bezogene Betten mit je zwei Kissen.
»Ich dachte, wir könnten uns zwei, drei nette Tage in einem echt guten Hotel machen«, sagte er und hörte, dass er kleinlaut klang.
Das ging gar nicht bei einer wie Leni. Die stand auf harte Kerle.
»Du spinnst. Hast du gedacht, das mache ich mit Paps’ Kreditkarte?«
Max betrachtete das Eis, das vor ihn hingestellt wurde.
»Und ich habe nicht den geringsten Bock auf einen Luxusladen. Da kann ich gleich zu Hause bleiben«, sagte Leni.
Max stieß den Löffel in das Eis. Das Hochgefühl, das ihn getragen hatte, weil er nicht misshandelt worden war, schlich sich langsam davon.
»Hundert kriegst du«, sagte Leni, »und den nächsten Schein am Montag.« Sie hatte sich überlegt, dass es viel besser wäre, das Geld zu portionieren. Max sollte an der Angel bleiben.
»Wer weiß, was Montag ist«, sagte Max düster.
Leni dachte, dass sie dann Lucky geknackt hatte, obwohl der bestimmt keine Jungfrau mehr war. Vielleicht sollte sie sich Theo mal vornehmen.
»Du hast Erdbeersauce am Mund«, sagte Leni.
Max streckte seine Zunge heraus und leckte langsam über die Lippen.
»Erzähl mir von deiner großen Sache«, sagte Leni.
Ungerührt bis in die Haarwurzeln, dachte Max. Egal was er hier abzog. »Das ist nichts für wohlhabende Töchter«, sagte er.
Lenis Augen wurden zu schmalen Schlitzen.
»Spaghetti-Eis?«, fragte Lucky.
Theo schüttelte den Kopf. »Lieber ein Bier«, sagte er.
Lucky drehte sich nach dem Wirt um und hielt zwei Finger in die Luft. »Zwei Weizen«, sagte er. »Sigi sieht schlecht aus.«
»Was wolltest du mit mir bequatschen?«, fragte Theo.
»Hast du mit Leni über mein Auto gesprochen und dass Max keines hat?«, fragte Lucky.
»Warum sollte ich das getan haben?«
»Um ein Gespräch am Laufen zu halten, als ihr so nett miteinander Fahrrad gefahren seid«, sagte Lucky.
»Wir sollten mal wieder ins Lichtgrün«, sagte Theo. »Vielleicht Montag. Kleiner Mittsommertrunk. Vorher kann ich nicht.«
»Du hast also nicht mit ihr darüber gesprochen. Dann hat sie Kontakt mit Max. Hat ihm immer missfallen, dass ich mir die alte Kiste gegönnt habe. Nicht mal die dreihundert war der Ford damals wert. Ich habe Tage meines Lebens unter ihm liegend verbracht.«
»Wisst ihr inzwischen, wo Max steckt?«
»Ich wette, dass Leni uns das sagen kann«, sagte Lucky.
»Magst
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