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Vorstadtprinzessin

Vorstadtprinzessin

Titel: Vorstadtprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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andrehen wollen. Das Dumme war nur, dass Max den allergrößten Schiss vorm Doktor hatte. Es hieß, der habe schon Leute auf dem Gewissen. Ganz ohne Veilchenpastillen. Das Megadumme war, dass Max zu viel wusste. Den wahren Namen vom Doktor zum Beispiel.
    Er habe eine große Sache laufen, hatte er zu Leni gesagt.
    Max hätte am liebsten gekotzt beim Gedanken daran, doch er holte ein sauberes Shirt aus der Schultertasche, die neben der Liege stand, und ärgerte sich, dass seine Kulturtasche in Kringels Spind geblieben war.
    Einen Kamm brauchte er, Duschgel, Zahnbürste. Gab ja wohl einen Laden in dieser gottverlassenen Gegend. Verkommen ging so einfach. War viel leichter, als sauber zu bleiben.

    Heiß war es wieder geworden. Lüttich schwitzte. Der karierte Zettel aus der Kulturtasche hatte ihn zu einer Schule geführt, die wie ausgestorben schien. Die Sommerferien fingen doch erst in zwei Wochen an.
    Der Kommissar ging über den leeren Schulhof und blickte auf die große Uhr, die über dem Eingang des alten Gebäudes aus dunkel gebranntem Backstein hing. Zehn nach elf. Hatten alle hitzefrei?
    Lüttich legte die Hand über die Augen, um sie vor der grellen Sonne zu schützen, und betrachtete das Gelände. Am anderen Ende des Hofes stand eine kleine graue Gestalt und beobachtete ihn.
    Lüttich winkte. Ganz langsam setzte sich die Gestalt in Bewegung und ging auf ihn zu und wurde schließlich zu einem kleinen Mann im grauen Kittel. Der Hausmeister vermutlich. Lüttich zeigte seine Instrumente. Die Blechmarke. Den blauen Ausweis.
    »Die sind alle mit der Fähre nach Finkenwerder. Und dann ins Alte Land. Keine Ahnung, was die da wollen. Die Kirschblüte ist vorbei.«
    »Schulausflug?«, fragte Lüttich.
    Der Hausmeister nickte. »Und was wollen Sie?«
    »Einfach mal nach dem Rechten sehen«, sagte Lüttich.
    »Hat einer einen Amoklauf angekündigt?«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Steht doch immer in der Zeitung, so was«, sagte der kleine graue Mann.
    »Ist der Schulleiter auch im Alten Land?«, fragte Lüttich weiter.
    »Der läuft vorneweg. Ein Wandervogel. Kommen Sie morgen wieder.«
    Hätte Lüttich den Blick nach links gerichtet, als er zu seinem Auto zurückging, dann wäre er auf einen jungen Mann aufmerksam geworden, der Lukas Oldelevs großer Bruder war.
    Max war ebenfalls überrascht worden von der Leere auf dem Schulhof.
    Das würde dem Doktor nicht gefallen.

Mittsommer
    L ucky hatte schon viermal auf Lenis Mailbox gesprochen und vergeblich auf einen Rückruf gehofft. Erst am Freitag erreichte er sie. Leni war auf dem Weg zu Max, doch das ahnte Lucky nicht, als er sie fragte, ob sie am Sonntag zum Seechen mit ihm wollte. Kleines vorgezogenes Mittsommerfest. Am Montagabend musste er Überstunden machen. Der Mercedes der Chefin lief nicht rund.
    »Was sind das für Geräusche?«, fragte Lucky.
    »S-Bahn«, sagte Leni, »hab was zu erledigen.«
    Max hatte die Landungsbrücken als Treffpunkt vorgeschlagen. Brücke 2 bei Eis Meier. »Die haben auch Tische auf dem Dach. Setz dich dahin. Da laufen keine Gaffer vorbei«, hatte Max gesagt.
    »Was hältst du nun vom Seechen?«
    »Ich überlege noch«, sagte Leni. Max würde ihr kaum Vergnügungen zu bieten haben. Nicht in nächster Zeit. »Okay«, sagte sie dann.
    Lucky dachte, dass ihre Begeisterung steigerungsfähig war.
    »Dann hol ich dich um drei zu Hause ab«, sagte er.
    »Wieso hast du ein Auto und Max nicht?«, fragte Leni und wusste im nächsten Augenblick, dass diese Frage ein Fehler war.
    »Wie kommst du darauf?« Lucky klang misstrauisch.
    Leni biss sich auf die Zunge. Leider zu spät.
    »Theo hat mir das erzählt«, sagte sie. Ein schwacher Auffangversuch.
    »Weißt du, wo Max ist?«, fragte Lucky.
    »Also Sonntag um drei«, sagte Leni und drückte Lucky weg.
    Lucky fluchte, als die Verbindung abbrach. Seine Mutter war völlig durch den Wind wegen Max. Telefonierte dauernd mit seinem Vater und versuchte, ihn aus dem Mecklenburgischen Dorf zu locken. »Denk an deine Verantwortung als Vater«, sagte sie dann. Da hatte der doch schon vor sechs Jahren drauf gepfiffen. Und was sollte sein Vater tun? Den Kiez aufrollen, um Max zu finden? Lucky zog die Stirn kraus.
    Er tippte Theos Nummer ein und hörte dem Klingeln zu. Immerhin klingelte es. Theo ließ das Handy am liebsten ausgeschaltet.
    »Viertel nach fünf im Tre Castagne?«, fragte Lucky, als Theo sich meldete. »Ich will was mit dir bequatschen.«
    Er steckte das Handy in seinen Overall, kaum dass Theo die

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