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Vorstadtprinzessin

Vorstadtprinzessin

Titel: Vorstadtprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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fragen, ob er die Sonnenbrille dabeihatte und die Lotion mit Faktor zwanzig.
    »Grüße Ebba«, hatte sie nur noch gesagt. Eigentlich mochte sie Vaters Schwester. Theo war es mindestens so klar wie Pa, dass etwas ganz schieflief. Doch sie fuhren. Pa hatte es Ebba versprochen.
    Am Abend des Samstags war sein Vater immer unruhiger geworden. Hatte versucht, Ma zu erreichen. Doch die ging nicht ans Telefon. Kurz vor Mitternacht hatte Pa zurückfahren wollen. Tante Ebba hatte es verhindert und den Autoschlüssel versteckt.
    »Kommt nicht infrage«, hatte sie gesagt, »du hast Bier und sechs Klare getrunken.« Theos Vater war ins Bett gegangen. Die Flasche Kümmel nahm er mit. Theo und Ebba blieben auf der Terrasse sitzen.
    »Haben wir ein Familiengeheimnis, Tante Ebba?«, hatte Theo gefragt.
    Ebba hatte lange in die dunkle Nacht geguckt. »Diese Frage musst du deinen Eltern stellen«, hatte sie schließlich gesagt.

    Sonntagnachmittag fuhr Pa den Wagen nicht in die Garage, als ob er noch mal wegwollte. Theo betete, dass Ma zu Hause sei. Von ihm aus mit Kopfschmerzen und Kühlbeutel. Aber zu Hause.
    Ma saß im Garten auf der Wiese. Gebräunte Arme. Gebräunte Beine. Ein kurzes dunkles Sommerkleid mit kleinen weißen Punkten. Theo kannte das Kleid nicht. »Hier war mal deine Sandkiste«, sagte sie.
    Dass ihn alle daran erinnern wollten.
    Pa guckte seine Frau lange an. Eher besorgt als wütend, dachte Theo.
    »Wo warst du gestern Abend?«, fragte sein Vater dann.
    Ma erwiderte den langen Blick. »Hier«, sagte sie. »Wo sonst.«
    »Ich habe ein Dutzend Mal angerufen und lange läuten lassen.«
    »Da war ich wohl im Koma von diesen starken Schmerztabletten.«
    »Hoffentlich hast du nicht zu viele genommen.«
    Ma schüttelte den Kopf. »Es geht mir wieder gut«, sagte sie und stand auf. »Ich habe Erdbeerkuchen für euch.«
    Theo war nicht sicher, ob er aufatmen durfte. Da lag eine Spannung in der Luft. Warum fragte Pa nicht, ob Ma einen der Sänger getroffen habe? Das lag ihm doch auf der Seele.
    »Den hast du nicht selbst gebacken«, sagte sein Vater, als er den Kuchen auf dem Küchentisch sah. Er ging zum Mülleimer, hob den Deckel und zog ein zerknülltes Papier hervor. Theo dachte, dass Pas Misstrauen zu weit ging. Er blickte zu seiner Mutter hinüber. Doch die hob nur die Kuchenstücke von der Porzellanplatte auf die Teller.
    Sein Vater strich das Papier glatt. Konditorei Krogmann stand darauf. Das lag schon jenseits der Hamburger Stadtgrenze. Im Holsteinischen. Dort wo der Wald breite Wege bot und die Spaziergänger anzog.
    »Das ist weit weg«, sagte Pa. »Wie bist du dahin gekommen?«
    »Ich habe Theos Fahrrad genommen. Mir war danach. Der Tag gestern ist so danebengegangen.«
    »Wo war denn Theos Fahrradschlüssel?«, fragte sein Vater lauernd, als er das Tablett mit den Kuchentellern auf die Terrasse trug.
    Theo tastete nach dem Schlüssel, der das ganze Wochenende in seiner Hosentasche gesteckt hatte. Es gab nur den einen, den zweiten hatte er längst verloren.
    »Der liegt fast immer auf meinem Schreibtisch«, sagte Theo.
    Sein Vater nickte. »Dann ist ja gut«, sagte er.
    Sie aßen schweigend ihre Stücke Erdbeerkuchen.
    »Ich fahre auch noch ein bisschen herum«, sagte Theo und stand auf. Zum Seechen, dachte er, vielleicht ging es da noch immer zur Sache. Nein. So ein Masochist war er nicht.
    »Pass auf dich auf«, sagte seine Mutter. Eine ewige Formel. Theo wusste, dass Ma auf die Zauberkraft der Formel hoffte.
    »Von dem Mord hört man gar nichts mehr«, sagte Pa.
    Seine Mutter zuckte zusammen. »Rede nichts herbei«, sagte sie.
    »Und zankt euch nicht«, sagte Theo.
    Er hatte seinen Eltern das Treffen mit dem Kommissar verschwiegen. Gute alte Familientradition. Es war ja auch nur ein kurzes Gespräch im Tre Castagne gewesen. Keine Vorladung.
    Er ging auf die Sträucher zu, die den Garten von der Garage trennten, um sein Fahrrad zu holen, als er die Stimme seines Vaters hörte.
    »Willst du deinen Fahrradschlüssel nicht holen? Deine Mutter hat ihn doch sicher wieder auf den Schreibtisch gelegt.«
    »Klar«, sagte Theo und ging zum Haus zurück, um in das Giebelzimmer hochzusteigen. Sie spielten alle ein Spiel und keiner gab die Wahrheit preis. Theo ahnte, dass das nicht mehr lange gut gehen würde.
    Er hatte auf einmal eine dringende Sehnsucht nach Lucky. Viel mehr noch als nach Leni. Diese Familienbande hielt er wirklich nur mit einem guten Freund an der Seite aus.
    Theo setzte sich an den Schreibtisch und

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