Vorstadtprinzessin
Bier, als die wahre Göttin eintrat. Dagegen war Tanja nur ein Abklatsch. Er sah sie gierig an.
Leni blickte sich suchend um und war enttäuscht, weder Lucky noch Theo zu sehen. Sie langweilte sich entsetzlich auf dem Geldhügel.
Wo es doch ein Wetter fürs Seechen war.
Die Pfirsiche schwitzten in ihrer Glasschale auf dem Küchentisch der Ansorges. Keiner war zu Hause an diesem Abend im August. Weder Vater noch Mutter noch Sohn.
Im Haus von Ellerbek war der Kühlschrank längst ausgeräumt und abgeschaltet. Die letzten Lebensmittel waren verschwunden.
Wer hatte das getan? Der Bestatter, der einen Schlüssel besaß? Theos Vater? Oder Ma, die das Geheimnis der Kellertür kannte?
Nur noch ein paar Einmachgläser standen im Regal der Ellerbeks. Pfirsiche. Stachelbeeren. Aus längst vergangenen Sommern.
Doch ansonsten sah das Haus aus wie immer. Bis auf den Staub, der sich auf alles legte. Die Suche nach Jan Ellerbek ging weiter.
Das Haus
A m zwölften August kippte der Sommer und wurde kühl. Es war der Tag, an dem sich Max und Leni trafen. Max änderte die Pläne. Keine Schiffchenfahrt an den Villen vorbei. Sie saßen im Alex und tranken Tee. Er hatte ihr das Zeug in eine Tüte von Hennes & Mauritz getan. Ein kaffeefarbenes Top lag darüber, das er gekauft hatte.
Das war am wenigsten verdächtig.
Danach gingen sie auf die andere Seite des Jungfernstiegs. Zum Geldautomaten der Commerzbank. Der Doktor konnte zufrieden sein.
»Ich melde mich, wenn ich zurück bin«, sagte Leni.
»Wann wird das sein?«, fragte Max.
»Nicht vor Ende September.«
Maman hatte den Flug gebucht. Paps wusste noch nichts von Lenis Plänen. Erst im letzten Moment würde er von ihrer Abreise erfahren.
Maman genoss es, Paps diese Überraschung zu bereiten. Sie hatte immer versucht, ihn zu ändern. Aufzulockern. Doch Paps erstarrte in Konventionen. Er sah Leni wohl schon in Faltenrock und Blazer ins Internat hüpfen. Wahrscheinlich war sie längst angemeldet in dieser Feudalkaserne. Er flog doch dauernd nach Genf.
Den Reiseproviant hatte sie nun. Das grauweiße Ringelkleid mit dem tiefen Ausschnitt würde sie sich noch gönnen und die Fransenstiefel aus Veloursleder. Die Konkurrenz im Süden war groß. Nicht in Gassin. Das war ein stilles Dorf. Doch wenn Maman den offenen Jeep aus der Garage holte und mit ihr ins zehn Kilometer entfernte Saint Trop fuhr, dann wimmelte es da von Mädchen, die kaum anders aussahen als sie.
»Dann amüsier dich gut.« Max hatte das Gefühl, schon Luft für sie zu sein.
»Und was hast du vor?« Leni sah ihn an. Irgendwie war Max längst nicht mehr so sexy. Kaputt sah er aus.
»Meinem Gewerbe nachgehen«, sagte Max. Das sollte spöttisch klingen, doch es klang bitter.
»Lass dich mal wieder zu Hause blicken«, sagte Leni.
»Vielleicht kannst du Lucky sagen, dass ich noch lebe. Doch versprich, dass du ihm sonst nichts sagst. Keine Silbe von dem Zeug. Und komm nicht auf die Idee, ihm die neue Handynummer zu geben.«
»Ich bin doch nicht wahnsinnig«, sagte Leni.
Sie blieb am Jungfernstieg stehen und sah Max die Treppe zur U-Bahn hinabsteigen. Von hinten sah er aus wie Lucky.
Ein kleines Abschiedsfest mit Lucky. Das ließ sich noch arrangieren. Sonst käme sie ihm ganz aus dem Sinn. Und eigentlich war Lucky doch wirklich ein Prachtexemplar.
Die Frage war, wo. Zu kühl für Seechen und Wald. Bei ihr zu Hause saß die Hansen und hatte einen direkten Krisendraht zu Paps. Ein bisschen Gestöhne mit Lucky hielt die ganz sicher für eine Krise.
Theo und sie im Garten mit Rosenblättern. Fast so gut wie Lucy in the Sky with Diamonds. Das wäre eine Show für die Haushälterin gewesen. Das Haus von diesem Alten, der gestorben war, kam ihr in der nächsten Sekunde in den Sinn. Der war doch ein Freund von Theo gewesen. Leni kicherte. Lucky und sie im Geisterhaus und Theo am Fenster gegenüber. Wenn das nicht eine geile Location war.
Theo war das erste Mal in Ellerbeks Haus, seit sie Pa dort vorgefunden hatten. Im Sessel sitzend und mit dem Album auf dem Schoß.
Das Album lag nun in der Kommode im Schlafzimmer seiner Eltern. Weder Ma noch Pa hatten ihm angeboten, die Bilder mit ihm anzusehen. Er hatte das Album aus der Schublade geholt, als er allein im Haus war, und die Fotografien betrachtet.
Ein Kind, das ihm kaum ähnlich sah. Es war blond wie Papa und nicht dunkelhaarig wie er und Ma. Die Härchen waren zu einem Schwänzchen gedreht, das ihm mitten auf dem Kopf stand. Kulleraugen.
Ob ihre Augen auch
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