Vorstandssitzung im Paradies
zu gehorchen. Er fingerte an der Waffe herum, und Birgitta und ich sahen, dass Taylor jetzt wirklich Angst hatte, erschossen zu werden. Taylor zwang sich zur Ruhe und sagte zu Frau Sigurd:
»Vielleicht ist es besser, wenn ich heraufkomme.«
»Auf keinen Fall«, sagte sie, und es schien, als ob sie den Tränen nahe wäre.
»Sigurd, lass mich raufkommen«, bat Taylor. Birgitta und ich traten näher. Birgitta sagte zu Frau Sigurd:
»Lass Taylor herein, siehst du nicht, was sonst womöglich passiert?«
Taylor schielte zu Janne und sagte dann schnell: »Ich bitte dich, lass mich ein.«
Er erklomm die Leiter zum Balkon. Frau Sigurd sah ihm entsetzt zu und wusste nicht, was sie machen sollte. Als Taylor oben war, sagte Janne zu ihm:
»Da ist jetzt dein Platz. Ich will da nicht mehr wohnen.«
Taylor zog Frau Sigurd mit sich in die Hütte. Sie schlossen die Tür. Von drinnen war Flüstern zu hören, aber wir konnten die Worte nicht verstehen.
Janne blieb an der Leiter stehen und hielt Wache. Es war nahezu stockdunkel, nicht einmal der Mond schien. Zu uns sagte Janne barsch:
»Geht weg.«
Wir zogen uns stillschweigend ein Stück zurück, blieben aber in der Nähe und warteten, ob noch etwas geschah. Birgitta meinte, dass Janne vielleicht bald genug davon hätte, vor seiner Hütte Wache zu stehen, und schließlich schlafen ginge, und deshalb warteten wir. Wir sahen vor dem von Sternen erleuchteten Himmel Jannes Profil, das ein wenig wankte, aber nicht vom Platz wich.
Janne stand die ganze Nacht vor seiner Hütte. Wir wachten mit ihm, und ich glaube, dass auch Frau Sigurd und Flugkapitän Taylor in der Hütte wachten, obwohl von dort nicht das leiseste Geräusch zu hören war.
Auch nach einer schwarzen Nacht kommt ein Morgen. Der Indonesier Janne stand immer noch auf seinem Platz, als die Sonne aufging und das Lager zu erwachen begann. Die Leute versammelten sich am Ort des Geschehens, lamentierten und äußerten ihr Entsetzen über die Situation. Die schwarze Hebamme forderte sie auf, ihrer Wege zu gehen, dann trat sie zu Janne, um mit ihm zu reden. Birgitta ging schlafen, aber ich mochte immer noch nicht weichen, obwohl ich zu Tode erschöpft war.
Die Verhandlungen mit Janne kamen mühsam in Gang. Er gab zwar der schwarzen Hebamme gegenüber zu, gegen die Gesetze verstoßen zu haben, als er versuchte hatte, seine Beziehungsprobleme mit der Waffe in der Hand zu lösen, noch dazu in betrunkenem Zustand, aber es sei ihm Schande angetan worden, und er wolle lieber sterben, als weiter mit Frau Sigurd zusammenzuleben. Entweder Taylor würde von jetzt an bei ihr wohnen, oder er werde ihn erschießen.
Die schwarze Hebamme erzählte ihm, dass in Europa keine große Nummer daraus gemacht werde, wer jeweils der Vater eines Kindes sei, und sie äußerte ihr Erstaunen darüber, dass Janne Frau Sigurds Schwangerschaft so übel aufnehme, dass er Genugtuung verlange, noch dazu auf eine so dramatische Art und Weise. Janne, der inzwischen sehr müde und offensichtlich verkatert war, sagte, dass man in seinem Land in diesen Fällen gerade so handle, wie er es getan habe, und dass es keine Alternative gebe.
Der Indonesier stand müde und traurig in der glühenden Sonne, wollte aber nicht nachgeben, sondern blieb unerschütterlich bei seiner Haltung.
Auch für Taylor war es in der heißen Hütte bestimmt alles andere als angenehm. Er konnte nicht herauskommen und auch nicht recht drinnen sein. Das passiert eben manchmal.
An diesem Tag gingen wir nicht zur Arbeit. Wir redeten auf Janne ein, die Waffe herauszugeben, aber umsonst. Wir brachten ihm Essen, aber er rührte es nicht an. Gegen Mittag war er so müde, dass er zitterte.
Schließlich fasste er einen Entschluss, er verließ schweigend seinen Posten und ging in den Dschungel. Wir alle folgten ihm in einigem Abstand, und wir hatten den Eindruck, dass er am Ende seiner Kräfte war und sich etwas Schreckliches antun wollte.
Ala-Korhonen folgte Janne bis in den Dschungel hinein, und als Janne ihm mit der Waffe drohte, sagte er:
»Hör auf damit. Gib mir die Waffe, oder ich nehme sie mir.«
Beide Männer verschwanden im Dickicht, Janne voran, Ala-Korhonen etwa zehn Meter hinter ihm.
Plötzlich war eine lange Gewehrsalve zu hören. Die Kugeln prasselten auf die Dächer der Hütten.
Der Indonesier kam aus dem Dschungel gerannt, hinter ihm Ala-Korhonen. Keiner von beiden hatte die Waffe. Ala-Korhonens Gesicht war mit Blut bedeckt. Janne rannte quer durch das Lager ans Ufer und
Weitere Kostenlose Bücher