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Vortex: Roman (German Edition)

Vortex: Roman (German Edition)

Titel: Vortex: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Charles Wilson
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lästige Anwandlung von Mitmenschlichkeit.
    Das alles war natürlich illegal, aber enorm profitabel. Letzte Woche erst hatte das FBI einen Verteilerring in Boca Raton zerschlagen, der einen größeren Jahresumsatz gemacht hatte als die meisten der fünfzig größten Unternehmen des Landes, und das war nur ein Bruchteil des Marktes. Bose hatte recht: Für einige war das Leben letzten Endes genau das wert, was man dafür zahlen musste.
    »Das Langlebigkeitspräparat ist nicht leicht zu kultivieren«, sagte er. »Es handelt sich dabei um einen monomolekularen Organismus. Man braucht eine genetische Samenbank, einen ordentlichen Bioreaktor und eine Menge nicht frei zugänglicher Chemikalien und Katalysatoren. Was bedeutet, dass man einen Haufen Bestechungsgeld zahlen muss.«
    »Auch im Houston Police Department?«
    »Das liegt nahe.«
    »Und Sie haben Kenntnis davon?«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Aber da muss es doch jemanden geben, mit dem Sie reden können – das FBI, die DEA …«
    »Ich fürchte, die Bundesbehörden haben im Moment alle Hände voll zu tun.«
    »Na schön. Und was hat das alles nun mit Orrin Mather zu tun?«
    »Es geht nicht so sehr um Orrin als um seinen Arbeitsplatz. Er ist gerade mit dem Bus angekommen, da wird er schon von einem gewissen Findley eingestellt. Findley leitet ein Lagerhaus für importierte Waren, hauptsächlich billiges Plastikzeug aus der Türkei, dem Libanon und Syrien. Die meisten seiner Angestellten sind Wanderarbeiter oder Einwanderer ohne Papiere. Er fragt nicht nach der Versicherungsnummer und bezahlt seine Leute bar auf die Hand. Er lässt Orrin die üblichen Lade- und Transport-Jobs machen. Doch der Junge entpuppt sich als ungewöhnlicher Arbeiter – das heißt, er kommt pünktlich und nüchtern zur Arbeit, ist helle genug, um Anweisungen zu folgen, beklagt sich nie, und solange er regelmäßig seinen Lohn bekommt, sieht er sich nicht nach irgendetwas anderem um. Also macht Findley ihn nach einer Weile zum Nachtwächter. In den meisten Nächten ist Orrin zwischen Mitternacht und Morgengrauen im Lagerhaus eingesperrt, bewaffnet mit einem Handy und einem Plan für seine Rundgänge. Er hat nichts weiter zu tun, als stündlich seinen Rundgang zu machen und eine bestimmte Nummer anzurufen, falls er etwas Ungewöhnliches bemerkt.«
    »Eine bestimmte Nummer? Nicht die Polizei?«
    »Nein, nicht die Polizei. Denn neben billigem Spielzeug und Küchenartikeln aus Plastik durchlaufen dieses Lagerhaus auch noch Chemikalien für Schwarzmarkt-Bioreaktoren.«
    »Wusste Orrin davon?«
    »Schwer zu sagen. Vielleicht hatte er Verdacht geschöpft. Jedenfalls hat ihn Findley vor einigen Monaten gefeuert, womöglich weil er ein bisschen zu viel mitbekommen hatte. Einige von Findleys Schwarzmarktartikeln treffen nachts ein oder werden nachts ausgeliefert, sodass Orrin sicher ein paar Transfers gesehen hat. Der Rausschmiss war ziemlich traumatisch für Orrin – vermutlich hat er gedacht, Findley hätte ihn für irgendwas bestraft.«
    »Hat er darüber gesprochen?«
    »Wenig, und nur widerstrebend. Er sagt, er hätte nichts falsch gemacht, er hätte eigentlich noch dortbleiben müssen.«
    Sandra bat Bose um ein weiteres Bier, was ihr Zeit zum Nachdenken verschaffte. Was Bose gesagt hatte, machte alles nur noch undurchsichtiger, also beschloss sie, sich auf das zu konzentrieren, was sie wirklich verstand und worauf sie Einfluss hatte: Orrins Beurteilung durch die State Care.
    Bose kam mit der Flasche zurück und stellte sie auf den von zahllosen Ringen gezeichneten Couchtisch. Er braucht dringend neue Möbel, dachte sie. Zumindest ein paar Tabletts.
    »Sie glauben also, Orrin weiß etwas, das einer Schmuggelbande gefährlich werden könnte?«
    Er nickte. »Das alles wäre nicht weiter schlimm, wenn Orrin nur einer von Findleys angeheuerten Herumtreibern gewesen wäre. Orrin hätte die Stadt verlassen oder andere Arbeit gefunden oder wäre sonst wohin verschwunden, Ende vom Lied. Das Dumme ist, dass Orrin, als wir ihn in Gewahrsam nahmen, uns sein Lied über die sechs Monate im Lagerhaus gesungen hat, was in gewissen Kreisen die Alarmglocken hat schrillen lassen.«
    »Wovor haben die Schmuggler Angst? Dass Orrin irgendein Geheimnis lüftet?«
    »Wie gesagt, haben die Bundesbehörden zu viel um die Ohren, um sich mit der Korruption im HPD zu befassen. Dennoch gibt es laufende Ermittlungen, die mit dem Langlebigkeitspräparat zu tun haben. Findley und die Leute, für die er arbeitet, sind

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