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Vortex: Roman (German Edition)

Vortex: Roman (German Edition)

Titel: Vortex: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Charles Wilson
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Dingen nicht einfach ihren Lauf? Wie dumm und überheblich war das doch, was sie da vorhatten. Eine Verunglimpfung von Millionen Menschen, die hier gestorben waren, und von Millionen mehr, deren frohe Erwartung hinter meinen Augen brannte.
    Ich sah mich ein letztes Mal um. Ich dachte an Allison, die auf mich wartete. Dann machte ich mich auf den Weg.

25
    SANDRA UND BOSE
    Bevor Bose noch etwas sagen und Sandra einen klaren Gedanken fassen konnte, hielt drüben wieder ein Bus. Sie drehte den Kopf zum Fenster.
    Im grellen Bernsteingelb der Straßenlaterne wirkte der nass glänzende Bus wie eine Halluzination. Niemand stieg ein. Zwei Männer stiegen aus. Zwei Schichtarbeiter mit ihrem Henkelmann. Der Bus fuhr weiter, und die beiden marschierten los – nicht zum Findley-Lagerhaus.
    »Es ist schon spät«, sagte Sandra. Sie wollte noch nicht darüber nachdenken, was Bose eben zugegeben hatte, und Bose schien bereit, das Thema ruhen zu lassen. »Was, wenn er nicht kommt?«
    »Er kommt schon noch.«
    »Wegen dem, was er geschrieben hat?«
    »Ja. Was immer diese Hefte sonst noch sind, ich glaube, Orrin hält sie für etwas Prophetisches. Zum Beispiel die Stelle, wo Turk Findley das Lagerhaus anzündet – für Orrin ist das nicht etwas, das passiert ist , sondern etwas, das noch passiert . Er will das Resultat ändern.«
    »Er muss ein paar Dinge über die Findleys wissen – wenn die Hefte recht haben.«
    »Einige Daten waren leicht zu recherchieren. Findley verbrachte tatsächlich ein paar Jahre in Istanbul. Er hat einen achtzehnjährigen Sohn. Und an der Highschool, die der Junge absolviert hat, hat sich im selben Jahr eine Latisha Philips eingeschrieben.«
    »Hast du mit ihr gesprochen?«
    »Nein. Was hätte ich sagen sollen? Sie hat mit alldem nichts zu tun.«
    »Oder mit dem Sohn?« Dessen Spitzname vermutlich Turk war.
    »Ziemlich schwierig, ohne den Alten zu warnen.«
    »Orrin könnte also mit dem Jungen gesprochen haben oder er hat etwas aufgeschnappt und sich im wahrsten Sinne des Wortes einen Reim darauf gemacht.«
    »Klingt logisch, ja. Orrin ist kein Hellseher.«
    »Immerhin hat er das Unwetter vorausgesagt«, sagte Sandra. Der Regen flaute sporadisch ab, um immer wieder wolkenbruchartig zurückzukehren, als hätte sich der Golf von Mexiko über die Stadt gehängt und würde sich nach und nach der Schwerkraft überlassen.
    »Aber bei anderen Details lag er falsch. Das Dokument sagt zum Beispiel, im Lagerhaus sei nur der Nachtwächter gewesen und sonst niemand. Das stimmt nicht, nicht wenn heute die besagte Nacht ist. Und dann war Orrin auch deswegen so aufgebracht über den Rauswurf, weil er gedacht hat, er wäre der fragliche Nachtwächter.«
    »Er hat seinen eigenen Tod vorausgesagt?«
    »Gewissermaßen. Aber nicht, weil er sterben will. Ich halte Orrin überhaupt nicht für suizidgefährdet. Ich denke, er kommt hierher, um zu verhindern, was er vorausgesehen hat – ob er nun das Opfer ist oder ein anderer.«
    Bose skizzierte ihr das Szenario: Orrin, der im Findley-Lagerhaus arbeitet, deckt irgendwie den Plan des Juniors auf, das Lagerhaus abzufackeln, und baut dieses Wissen in seine laufende Fantasiegeschichte ein. Letztere ist das Werk eines nicht ganz einfachen jungen Mannes, der intelligenter ist, als es alle anderen einschließlich seiner Schwester annehmen, aber dessen Zugriff auf die Realität bestenfalls experimenteller Natur ist. Unerwartet gefeuert und dann eingesperrt in der State Care, gerät Orrin in Panik: Er glaubt, dass der Zeitpunkt der geplanten Brandstiftung bevorsteht und dass er es verhindern kann, wenn er nur freikommt. (Weshalb er, dachte Sandra, bei seinem unglücklichen Fluchtversuch Jack Geddes gebissen hat.) Nachdem sie beide ihn befreit haben, leiht er sich von Ariel Geld und macht sich auf den Weg, um Turk Findley daran zu hindern, einen unverzeihlichen Fehler zu begehen.
    Sandra dachte darüber nach. »Deine Chronologie geht nicht ganz auf. Als Orrin gefeuert wird, kann er noch nichts von den romantischen Problemen des Juniors wissen.«
    »Wir wissen nicht, woher er seine Erkenntnisse hat. Vielleicht hat er sie aus zweiter Hand. Vielleicht war er mit jemanden aus dem Lagerhaus in Kontakt. Relevant sind vor allem die jüngsten Textpassagen, und wir haben keine Ahnung, wann sie geschrieben wurden.«
    »Was kümmert er sich überhaupt um einen Turk Findley, der den Laden seines Vaters in Brand stecken will? Orrin hat seinen Job längst verloren – Arbeit, für die er nicht mal den

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