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Vorübergehend tot

Vorübergehend tot

Titel: Vorübergehend tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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entgegennahm, erklärte, Jason sei an diesem Abend noch nicht da gewesen.
    Ich fragte mich, warum Sam nicht arbeitete, was er wohl vorhatte und warum es so aussah, als würde er sich so gut wie nie mit Frauen verbreden. Das konnte nicht daran liegen, daß ihm keine Angebote gemacht wurden: Ich hatte oft genug beobachtet, wie Frauen mit meinem Chef flirteten.
    Besonders Dawn war ziemlich aggressiv hinter Sam hergewesen.
    Es gelang mir an diesem Abend nicht, mich auf einen wirklich erfreulichen Gedanken zu konzentrieren.
    Das ging damit los, daß ich mich fragte, ob Bubba der Revolvermann - oder treffenderweise wohl eher Revolvervampir - gewesen war, den Bill angerufen hatte, als er Onkel Bartlett hatte um die Ecke bringen wollen. Als nächstes fragte ich mich, warum Bill wohl ausgerechnet eine geistig so minderbemittelte Kreatur ausgesucht hatte, um mich bewachen zu lassen.
    Jedes einzelne Buch, das ich zur Hand nahm, schien irgendwie nicht das richtige zu sein. Jede Fernsehsendung, die ich mir anzuschauen versuchte, wirkte unpassend und lächerlich. Ich versuchte, meine Time zu lesen und verstrickte mich in Überlegungen darüber, warum es so viele Nationen anscheinend darauf angelegt hatten, Selbstmord zu begehen, woraufhin ich die Zeitschrift letztlich erbost einmal quer durch das Wohnzimmer schleuderte.
    Mein Verstand irrte umher wie ein Hamster im Laufrad. Er mochte sich auf nichts konzentrieren, sich nirgendwo wohlfühlen.
    Als das Telefon klingelte, tat ich vor Schreck einen ziemlichen Satz.
    „Hallo?“ meldete ich mich vorsichtig und mit belegter Stimme.
    „Jason ist jetzt hier“, teilte mir Terry Bellefleur mit. „Er würde dir gern einen ausgeben.“
    Ganz wohl war mir nicht beim Gedanken daran, zu meinem Auto gehen zu müssen, wo es doch draußen schon so dunkel war. Noch weniger wohl war mir beim Gedanken, später dann allein in ein leeres Haus heimzukehren - in ein Haus, von dem ich zumindest hoffte, es sei dann leer. Dann schalt ich mich im Geist selbst streng einen Angsthasen: Ich hatte doch einen Bewacher, einen sehr starken, wenn auch sehr hirnlosen Bewacher.
    „Gut“, sagte ich zu Terry. „Ich bin in einer Minute da.“
    Ohne weiteren Kommentar legte Terry den Hörer auf - wahrlich die Geschwätzigkeit in Person.
    Ich zog mir einen Jeansrock und ein gelbes T-Shirt an und eilte rasch zu meinem Auto, nachdem ich mich erst einmal vorsichtig nach allen Seiten umgeschaut hatte. Alle Außenlichter brannten hell, und in ihrem Schein schloß ich nun blitzschnell mein Auto auf, warf mich auf den Fahrersitz und verriegelte im Handumdrehen wieder die Tür hinter mir.
    Auf jeden Fall konnte man so auf Dauer nicht leben!
    * * *
    Beim Merlottes parkte ich ganz automatisch auf dem Angestelltenparkplatz. Ein Hund strich um unseren Müllcontainer, und ehe ich ins Haus ging, streichelte ich den Kopf des Tieres. Wir mußten ungefähr einmal die Woche den Tierschutzverein rufen, um streunende oder ausgesetzte Hunde fortschaffen zu lassen. Sehr viele dieser Tiere waren trächtig, was mich jedes Mal regelrecht krank machte.
    Hinterm Tresen stand Terry.
    „Hey“, begrüßte ich ihn, während ich mich suchend im Lokal umschaute. „Wo ist denn Jason?“
    „Hier nicht“, erwiderte Terry. „Er war den ganzen Abend noch nicht da. Das hatte ich dir doch am Telefon auch schon gesagt.“
    Ich sah ihn mit offenem Mund an. „Aber du hast doch dann später angerufen, um mir mitzuteilen, daß er gekommen ist.“
    „Nein, das habe ich nicht getan.“
    Terry und ich starrten einander an, wobei ich sehen konnte, daß mein Kollege einen seiner ganz schlechten Tage hatte. In seinem Kopf wanden sich ineinander verschlungen die Schlangen aus seiner Armeezeit zusammen mit denen aus seinem Kampf gegen Alkohol und Drogen. Äußerlich sah man ihm nur an, daß er erhitzt war und stark schwitzte, obwohl die Klimaanlage lief. Auch waren seine Bewegungen abgehackt und unbeholfen. Der arme Terry.
    „Du hast mich wirklich nicht angerufen?“ hakte ich so neutral wie irgend möglich noch einmal nach.
    „Das habe ich dir doch gerade erklärt, oder?“ Terry klang streitsüchtig.
    Da konnte ich nur hoffen, daß sich an diesem Abend kein Kunde mit meinem Kollegen anlegte.
    Mit einem versöhnlichen Lächeln auf den Lippen zog ich mich aus der Kneipe zurück.
    An der Hintertür wartete immer noch der Hund; er winselte, als er mich sah.
    „Du bist wohl hungrig, mein Junge?“ fragte ich, woraufhin er direkt auf mich zukam, ohne vorsichtig

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