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Vorübergehend tot

Vorübergehend tot

Titel: Vorübergehend tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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zu zögern und die Lage immer wieder neu einzuschätzen, wie ich es von streunenden Hunden gewöhnt war. Nun stand er im Licht einer der Außenlampen direkt vor mir, weswegen ich erkennen konnte, daß er, wollte man nach seinem glänzenden, gepflegten Fell gehen, wohl erst vor kurzem ausgesetzt worden war. Es handelte sich um einen Collie - zumindest größtenteils. Ich war drauf und dran, noch einmal zurückzugehen, um den, der heute für die Küche verantwortlich war, um ein paar Reste zu bitten, aber dann hatte ich eine viel bessere Idee.
    „Ich weiß, der schlimme, alte Bubba schleicht ums Haus, aber vielleicht könntest du mit mir ins Haus kommen“, sagte ich mit dem Babystimmchen, in dem ich gern mit Tieren rede, wenn ich glaube, daß mir niemand zuhört. „Kannst du denn draußen pinkeln, damit wir im Haus keine Schweinerei bekommen?“
    Als habe er mich genau verstanden, markierte der Collie folgsam eine Ecke des Müllcontainers.
    „Guter Hund, lieber Hund! Was ist, sollen wir ein bißchen autofahren?“ Mit diesen Worten öffnete ich meine Beifahrertür, wobei ich hoffte, der Hund würde mir die Sitze nicht allzu dreckig machen. Der Collie zögerte. „Komm schon! Du kriegst auch was Feines zu fressen, wenn wir zu Hause sind.“ Nicht in allen Fällen ist Bestechung etwas Schlimmes.
    Nach ein paar weiteren zögernden Blicken und nachdem er ausführlich meine Hand berochen hatte, sprang der Hund auf den Beifahrersitz und schaute erwartungsvoll durch die Windschutzscheibe, als hätte er sich nunmehr voll und ganz dem Abenteuer Autofahrt verschrieben.
    Ich teilte ihm mit, ich wisse das sehr zu schätzen, und kraulte ihn hinter den Ohren. Nachdem wir losgefahren waren, wurde mir schnell klar, daß dieser Hund Autofahren gewohnt war.
    „Wenn wir bei mir zu Hause ankommen, Kumpel“, erklärte ich ihm streng, „dann rennen wir so schnell es geht zur Tür, haben wir uns verstanden? Im Wald lebt nämlich ein Oger, der dich nur zu gern fressen würde.“
    Der Hund kläffte aufgeregt.
    „Aber er wird keine Gelegenheit dazu erhalten!“ fuhr ich beruhigend fort. Wie schön es war, jemanden zu haben, mit dem ich reden konnte. Sogar die Tatsache, daß er mir nicht antworten konnte, war schön, zumindest im Augenblick noch. Zudem brauchte ich mein Visier nicht zu schließen, denn schließlich war der Hund kein Mensch. Wie entspannend! „Wir beeilen uns einfach!“
    „Wuff“ stimmte mein Gefährte mir zu.
    „Ich muß dir irgendeinen Namen gebe“, fuhr ich fort. „Was hältst du von ... Buffy?“
    Der Hund knurrte.
    „Gut. Rover?“
    Winseln.
    „Gefällt mir auch nicht. Hmmm.“ Nun bogen wir in meine Auffahrt ein.
    „Vielleicht hast du ja auch schon einen Namen“, überlegte ich dann laut. „Laß mich mal nachsehen, ob du etwas am Hals trägst.“ Ich stellte den Motor aus und strich dem Hund mit den Fingern durchs dichte Fell. Er trug nicht einmal ein Flohhalsband. „Besonders gut haben sie sich ja nicht um dich gekümmert“, sagte ich. „Aber das ist nun vorbei. Ich werde dir eine gute Mama sein.“ Mit diesen letzten, leicht schwachsinnigen Worten hatte ich meinen Haustürschlüssel aus dem Schlüsselbund herausgesucht, hielt ihn parat und öffnete entschlossen meine Wagentür. Wie der Blitz setzte der Hund an mir vorbei und stand in meinem Garten, wo er sich sorgsam umsah. Er hielt die Nase hoch in die Luft, schnüffelte, und in seiner Kehle bildete sich ein leises Knurren.
    „Alles in Ordnung, Schatz; das ist nur der gute Vampir, der auf das Haus aufpaßt. Komm schnell!“ Ich mußte dem Hund gut zureden, aber schließlich gelang es mir, ihn dazu zu bewegen, mit mir ins Haus zu kommen. Rasch verschloß ich hinter uns beiden die Tür.
    Nun trottete der Hund einmal durchs gesamte Wohnzimmer, wobei er alles genau beroch und besah. Ich sah ihm ein paar Minuten zu, um sicherzugehen, daß er nichts annagen oder gar sein Bein heben würde. Dann ging ich in die Küche, denn ich wollte ihm irgend etwas zu Fressen zusammensuchen. Zuerst einmal füllte ich eine große Schüssel mit Wasser, nahm dann eine weitere Plastikschüssel, in der meine Oma immer den Salat aufbewahrt hatte, und füllte sie mit den Resten von Tinas Katzenfutter und ein wenig Fleisch, das von meinem eigenen Essen übriggeblieben war. Das würde ihm schon schmecken - er hatte doch bestimmt ordentlich Hunger. Endlich hatte sich der Hund bis zur Küche vorgearbeitet. Sofort lief er auf die beiden Schüsseln zu, schnüffelte am Futter herum

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