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Vorübergehend tot

Vorübergehend tot

Titel: Vorübergehend tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Knaller gewesen. Ich wünschte mir, Jason würde mit Liz Barrett seßhaft werden; die Frau besaß so viel Rückgrat, daß es auch für meinen Bruder noch reichte.
    In letzter Zeit machte ich mir eigentlich immer nur Sorgen, wenn ich an meinen Bruder dachte. Hätte er doch bloß Maudette Pickens und Dawn nicht so gut gekannt! Auch wenn das ja für viele Männer in dieser Gegend galt, die alle Maudette und Dawn flüchtig oder intim gekannt hatten. Noch dazu waren beide Frauen von Vampiren gebissen worden, Dawn hatte auf brutalen Sex gestanden - Maudettes Vorlieben in dieser Frage waren mir unbekannt. Im Grabbit Kwik tankten viele Männer, und viele holten sich dort auch einen Kaffee. Dasselbe galt für das Merlottes: Auch hierher kamen viele Männer, um einen Schluck zu trinken. Männer überall, sozusagen, aber außer meinem blöden Bruder hatte niemand den Sex mit Dawn und Maudette auf Video aufgenommen!
    Während ich grübelte, starrte ich auf einen großen Plastikbecher, der auf Sams Schreibtisch stand und früher einmal Eistee enthalten hatte. Es handelte sich um einen grünen Becher mit einer Aufschrift in leuchtendem Orange: „Der große Kühle gegen den Durst - aus dem Grabbit Kwik.“ Sam hatte ebenfalls beide Frauen gekannt; Dawn hatte für ihn gearbeitet, Maudette sich bei ihm um einen Job beworben.
    Sam sah es ganz und gar nicht gern, daß ich mit einem Vampir ausging. Vielleicht wollte er nicht, daß überhaupt irgendwer mit Vampiren ausging.
    In diesem Moment kam mein Chef ins Büro, und ich zuckte zusammen, als sei ich gerade dabei gewesen, etwas zu tun, was ich nicht hätte tun dürfen. Meinen eigenen Kriterien zufolge hatte ich das auch getan: Es war schlimm, Böses über einen Freund zu denken.
    „Welcher Stapel ist der mit den Guten?“ wollte Sam wissen, wobei er mir gleichzeitig einen leicht verwunderten Blick zuwarf.
    Ich reichte ihm einen kleinen Stapel mit etwa zehn Bewerbungen. „Amy Burley“, erklärte ich dazu und zeigte auf die Mappe, die zuoberst lag, „hat Erfahrung und arbeitet nur aushilfsweise immer mal ein paar Stunden in der Good Times Bar. Charlsie hat mit ihr zusammengearbeitet. Am besten erkundigst du dich also noch bei Charlsie, ehe du die Frau zum Vorstellungsgespräch bittest.“
    „Danke, Sookie, das spart mir wirklich allerhand Arbeit.“
    Ich nickte kurz, um zu zeigen, daß ich Sams Dank zur Kenntnis genommen hatte.
    „Ist alles in Ordnung?“ fragte mein Chef daraufhin besorgt. „Du wirkst ein wenig geistesabwesend.“
    Ich betrachtete ihn grübelnd. Sam sah nicht anders aus als sonst auch immer - aber sein Kopf war mir verschlossen. Wie er das wohl machte? Der einzige andere Kopf, der völlig unzugänglich für mich war, war Bills. Ihn konnte ich nicht hören, weil er Vampir war. Aber Sam war ganz gewiß kein Vampir.
    „Mir fehlt Bill“, sagte ich, um Sam ein wenig zu provozieren. Würde er mir nun einen Vortrag über die Gefahren halten, denen man sich aussetzte, wenn man mit einem Vampir schlief?
    „Es ist doch Tag“, erwiderte Sam schlicht. „Tagsüber kann er doch gar nicht bei dir sein.“
    „Natürlich nicht!“ sagte ich ungehalten und wollte gerade hinzufügen, Bill hätte die Stadt verlassen. Dann fragte ich mich jedoch, ob es klug war, Sam so etwas zu erzählen, solange ich auch nur noch den kleinsten Funken Verdacht gegen meinen Chef hegte. Wortlos und abrupt verließ ich daraufhin das Büro, wobei Sam mir verwundert hinterher starrte.
    Später konnte ich beobachten, wie Sam und Arlene lange zusammenstanden und sich unterhielten, wobei sie mir immer wieder Seitenblicke zuwarfen, die mir zeigten, daß ich das Thema ihrer Unterhaltung war. Sam zog sich in sein Büro zurück und wirkte besorgter denn je. Den Rest des Tages über kam es zwischen ihm und mir zu keiner weiteren Unterhaltung.
    An diesem Abend fiel es mir schwer, nach Hause zu fahren, da ich wußte, ich würde bis zum Morgen allein sein. An anderen Abenden, an denen ich allein zu Hause gewesen war, hatte ich doch zumindest die beruhigende Gewißheit gehabt, daß ich Bill nur anzurufen brauchte, und er würde sofort bei mir sein. Nun war er fort. Ich versuchte, froh darüber zu sein, daß mich jemand bewachen würde, sobald es dunkel wurde und Bubba aus welchem Loch auch immer hervorgekrabbelt käme, aber es gelang mir nicht.
    Ich rief Jason an, der aber nicht zu Hause war. Daraufhin rief ich im Merlottes an, in der Hoffnung, ihn dort anzutreffen, aber Terry Bellefleur, der meinen Anruf

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