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Vorübergehend tot

Vorübergehend tot

Titel: Vorübergehend tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Aber in Wirklichkeit sind sie ... sie sind in Wirklichkeit...“
    Ich stürzte ins Badezimmer, wo ich mich übergeben mußte. Glücklicherweise schaffte ich es bis zur Toilette.
    „Ja“, sagte Sam, der im Türrahmen lehnte, und seine Stimme klang traurig. „Tut mir leid, Sookie, aber Bill hat nicht einfach ein Virus. Er ist wirklich und wahrhaftig tot.“
    * * *
    Ich wusch mir das Gesicht und putzte mir zweimal die Zähne. Dann setzte ich mich auf meine Bettkante, denn weiter kam ich nicht, dazu war ich viel zu müde. Sam hockte sich neben mich. Er legte tröstend den Arm um mich, und nach einiger Zeit schmiegte ich mich eng an ihn und legte meine Wange in seine Halsbeuge.
    „Weißt du, einmal hörte ich im Radio eine Informationssendung“, sagte ich völlig unvermittelt. „Es ging um Kryogenik, genauer gesagt darum, daß viele Leute sich entscheiden, nur ihren Kopf einfrieren zu lassen, weil das wesentlich billiger ist, als den ganzen Körper einzufrieren.“
    „Umm?“
    „Rate mal, welches Lied sie am Schluß der Sendung spielten?“
    „Ich kann das nicht erraten, Sookie. Welches Lied spielten sie denn?“
    „ Put Your Head On My Shoulder.“
    Zuerst gab Sam nur einen halb erstickten Laut von sich, dann aber bog er sich vor Lachen.
    „Hör mal, Sam“, sagte ich, als er sich beruhigt hatte, „ich habe zur Kenntnis genommen, was du mir erzählt hast, aber ich muß das mit Bill klären. Ich liebe Bill. Ich bin ihm treu, und er ist nicht hier, hat also keine Chance, seine Sicht der Dinge darzulegen.“
    „Mir geht es auch nicht darum, dich Bill zu entfremden, Sookie. Auch wenn das prima wäre!“ Hierbei lächelte Sam ein strahlendes, viel zu seltenes Lächeln. Nun, wo ich sein Geheimnis kannte, wirkte er in meiner Gegenwart viel entspannter.
    „Worum geht es denn dann?“
    „Es geht darum, dafür zu sorgen, daß du am Leben bleibst, bis man den Mörder gefunden hat.“
    „Deswegen bist du also nackt in meinem Bett aufgewacht? Um mich zu beschützen?“
    Er besaß genug Anstand, beschämt dreinzublicken. „Nun, wahrscheinlich hätte ich das in der Tat besser planen können. Aber glaub mir, ich dachte wirklich, du brauchst jemanden bei dir. Arlene hatte mir ja erzählt, daß Bill nicht in der Stadt ist. Du hättest mir nie gestattet, in Menschengestalt die Nacht hier zu verbringen, das wußte ich ganz genau.“
    „Beruhigt es dich denn jetzt zu wissen, daß Bubba bei Nacht mein Haus bewacht?“
    „Vampire sind stark und grausam“, mußte Sam zugeben. „Ich nehme an, dieser Bubba schuldet Bill irgend etwas, sonst würde er ihm keinen Gefallen erweisen. Vampire sind nicht groß darin, sich gegenseitig Gefallen zu tun. In ihrer Welt herrschen rigide Strukturen.“
    Wahrscheinlich hätte ich Sams Worten mehr Aufmerksamkeit schenken sollen, aber ich dachte angestrengt darüber nach, daß es wohl besser sei, ihm nicht zu erklären, woher Bubba kam.
    „Wenn es dich gibt und Bill, dann kann ich wohl davon ausgehen, daß es auch noch ein paar andere Dinge gibt, die außerhalb der Natur stehen“, sagte ich, und mit einem Mal wurde mir klar, daß mich hier ein ganzes Schatzkästchen an Gedanken erwartete. Seit ich Bill kannte, hatte ich nicht mehr ganz so sehr das Bedürfnis verspürt, interessante Dinge zu horten, um später einmal darüber nachdenken zu können, aber es konnte ja unmöglich schaden, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. „Davon mußt du mir später einmal unbedingt ausführlich erzählen.“ Der Yeti? Nessie? An die Existenz des Ungeheuers von Loch Ness hatte ich persönlich ja schon immer geglaubt.
    „Ich sollte wohl zusehen, daß ich nach Hause komme“, sagte Sam, sah mich dabei aber hoffnungsvoll an. Er war immer noch nackt.
    „Ja, das glaube ich allerdings auch. Aber - verdammt! Ach, Mist aber auch!“ Wütend stapfte ich die Treppe hinauf ins Obergeschoß meines Hauses, auf der Suche nach etwas, was mein Chef anziehen konnte. Meines Wissens hatte Jason dort oben für irgendeinen Notfall ein paar Sachen aufbewahrt.
    So war es dann auch; im ersten Schlafzimmer oben fand ich eine Jeans und ein Arbeitshemd. Oben unter dem Blechdach war es bereits recht warm, denn dieser Bereich des Hauses hatte einen anderen Thermostat als die unteren Räume. So war ich froh, wieder hinunter in die wohltemperierte Luft zu kommen.
    „ Hier.“ Ich überreichte Sam die Sachen. „Ich hoffe, sie passen einigermaßen.“ Sam sah so aus, als würde er unsere Unterhaltung gern noch einmal wieder

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