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Vorübergehend tot

Vorübergehend tot

Titel: Vorübergehend tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Unterhaltung mit JB konnte man jederzeit das Thema wechseln, ohne daß er sich fragte, warum man das wohl tat.
    „Wow“, sagte er beeindruckt. „Sie ist klug und alleinstehend.“
    Ich wackelte bedeutungsvoll mit den Brauen.
    „Du findest, ich sollte sie fragen, ob sie mit mir ausgehen will?“ JB blickte so nachdenklich drein, wie es ihm überhaupt möglich war. „Das ist vielleicht gar keine schlechte Idee.“ Er lächelte auf mich herab. „Solange du nicht mit mir ausgehen willst. Du warst immer schon die erste Wahl für mich. Du brauchst nur mit dem kleinen Finger zu winken, und schon komme ich gelaufen.“
    Was für ein süßer Typ. Ich glaubte ihm seine Hingabe nicht eine Sekunde lang, aber ich glaubte durchaus, daß er wußte, wie man dafür sorgt, daß eine Frau sich gut fühlt. Selbst an einem Tag, an dem sie - wie ich an diesem - genau wußte, daß sie umwerfend scheußlich aussieht. Noch dazu fühlte ich mich scheußlich. Wo waren nur die Schmerztabletten? Ich versuchte, JB ein Lächeln zuzuwerfen.
    „Du hast Schmerzen“, sagte er. „Ich schicke dir die Schwester.“
    Wunderbar! Der kleine Knopf, mit dem sich die Schwester rufen ließ, war mir so unendlich weit entfernt vorgekommen, so völlig unerreichbar.
    JB küßte mich noch einmal und sagte dann, ehe er ging: „Ich werde auch versuchen, diese Ärztin zu finden, Sookie. Ich habe da noch ein paar Fragen, die deine Genesung betreffen, die ich gern mit ihr besprechen würde.“
    Nachdem die Schwester dem Tropf an meinem Arm irgend etwas zugesetzt hatte, lag ich einfach nur da und freute mich darauf, daß die Schmerzen bald nachlassen würden. Da ging erneut die Tür auf.
    Jason kam herein. Lange stand er schweigend am Fußende meines Bettes und starrte hinunter auf mein Gesicht. Schließlich sagte er mit schwerer Stimme: „Ich konnte kurz mit der Ärztin sprechen, ehe sie mit JB in der Cafeteria verschwunden ist. Sie hat aufgezählt, was alles mit dir nicht stimmt.“ Er trat vom Bett weg, drehte eine Runde durch das Zimmer und kam wieder zurück. „Du siehst scheußlich aus.“
    „Danke!“ flüsterte ich.
    „Ach ja, dein Hals, das hatte ich vergessen.“
    Er fing an, mich zu streicheln, überlegte es sich dann aber anders.
    „Hör mal, Schwesterchen, ich weiß, ich müßte dir danken, aber irgendwie zieht es mich völlig runter, daß du meine Stelle eingenommen hast, als es Zeit wurde zu kämpfen.“
    Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich ihn getreten.
    Seine Stelle eingenommen! Also wirklich!
    „Ich schulde dir was, Schwesterherz, ich schulde dir riesig was. Ich war so dämlich, ich dachte, Rene sei mein Freund.“
    Betrogen. Jason fühlte sich betrogen.
    Dann kam Arlene, und die Dinge wurden noch besser.
    Arlene sah schrecklich aus. Ihr rotes Haar war ein einziger, wirrer Filz, sie war ungeschminkt, und ihre Kleider hatte sie irgendwie zusammengestoppelt. Ich hatte Arlene noch nie mit unfrisiertem Haar, ohne strahlendes, schrilles Make-up gesehen.
    Sie sah auf mich herunter - Mann, würde ich mich freuen, wenn ich wieder stehen konnte! -, und eine Sekunde lang schien ihr Gesicht hart wie Granit. Dann aber ließ sie meinen Anblick wirklich an sich heran, und ihre Gesichtszüge zerfielen in tausend Einzelteile.
    „Ich war so wütend auf dich, ich habe das alles nicht geglaubt, aber jetzt, wo ich dich sehe ... was er getan hat... oh Sookie, kannst du mir je verzeihen?“
    Mein Gott, ich wollte, daß sie wieder verschwand! Ich versuchte, Jason wortlos zu vermitteln, wie mir zumute war, und oh Wunder: Dieses eine, einzige Mal drang ich zu ihm durch. Er legte den Arm um Arlenes Schulter und führte sie hinaus. Arlene schluchzte. „Ich habe es doch nicht gewußt!“ sagte sie und war kaum zu verstehen. „Ich habe es doch nicht gewußt.“
    „Zum Teufel, ich doch auch nicht“, sagte Jason.
    Nachdem ich versucht hatte, ein kleines Schälchen wirklich köstliche grüne Götterspeise zu mir zu nehmen, hielt ich ein Mittagsschläfchen.
    Mein großes Abenteuer am Nachmittag bestand darin, mehr oder weniger ohne fremde Hilfe aufs Klo und zurückzugehen. Danach saß ich etwa zehn Minuten lang in einem Stuhl, und dann war ich bereit, wieder ins Bett zu gehen. Ich sah in den kleinen Spiegel, der sich im Rahmen meines Klapptischs verbarg - und sofort tat es mir mehr als leid.
    Ich hatte ein wenig Fieber, nicht viel, aber doch so viel, daß ich mich zittrig und dünnhäutig fühlte. Mein Gesicht war grau und blau, meine Nase auf die doppelte Größe

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