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Vorübergehend tot

Vorübergehend tot

Titel: Vorübergehend tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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den ich bisher noch nicht berührt hatte. Ich legte meine Finger darauf, und sie ertasteten Buchstaben: 'William Erasmus Compton' . Mir war, als hätte mir jemand einen Eimer Eiswasser über den Kopf gegossen. Ich holte tief Luft, um zu schreien, aber meine Kehle gehorchte mir nicht und reagierte nur mit heftigen Schmerzen. Nun hatte ich zu viel Luft in der Lunge. Es kam mir vor, als würde ich ersticken. Ich hustete und keuchte, wobei mir so gut wie jede einzelne Körperstelle wehtat, die ich gebrochen hatte, so daß ich wach wurde. Eine Hand schob sich unter meine Wange, kühle Finger, die sich auf meiner heißen Haut wunderbar anfühlten. Ich gab mir alle Mühe, nicht zu wimmern, konnte aber nicht verhindern, daß sich hinten in meiner Kehle ein leiser Laut bildete und sich den Weg zwischen meinen Lippen hindurchbahnte.
    „Dreh dich zum Licht, Liebling“, bat Bill, wobei seine Stimme leicht und ganz und gar nicht unmäßig besorgt klang.
    Die Schwester hatte das Licht im Badezimmer brennen lassen, aber ich hatte mich so gedreht, daß ich es im Rücken hatte. Nun rollte ich mich gehorsam auf den Rücken und sah hinauf zu meinem Vampir.
    Der zischte.
    „Ich bringe ihn um!“ sagte er mit einer schlichten Gewißheit, die mich ins Mark traf.
    Im Zimmer herrschte eine Spannung, die gereicht hätte, eine ganze Armee nervöser Menschen auf die Suche nach ihren Beruhigungspillen zu schicken.
    „Hallo Bill,“ krächzte ich. „Ich freue mich auch, dich zu sehen. Wo hast du denn gesteckt? Vielen Dank, daß du meinen Anruf erwidert hast.“
    Das verschlug ihm die Sprache. Er blinzelte. Ich spürte deutlich, wie er sich anstrengte, wieder ruhig zu werden.
    „Ich habe nicht angerufen“, sagte er, „weil ich dir persönlich mitteilen wollte, was geschehen ist.“ Ich konnte seine Miene nicht recht deuten - wenn ich einen Tip hätte abgeben sollen, dann hätte ich gesagt, er sähe aus, als sei er stolz auf sich.
    Erst einmal aber erzählte er nicht weiter, sondern betrachtete prüfend alles, was von mir zu sehen war.
    „Die hier tut nicht weh“, erklärte ich zuvorkommend, wenn auch krächzend, und streckte ihm meine eine Hand hin. Er küßte sie sanft und beschäftigte sich eine Weile liebevoll mit ihr, in einer Weise, die ein leichtes Prickeln durch meinen Körper schickte. Glauben Sie mir: Ein leichtes Prickeln war mehr, als ich unter diesen Umständen je für möglich gehalten hätte.
    „Erzähl mir, was man dir angetan hat!“ verlangte er.
    „Dann beug dich zu mir, damit ich flüstern kann. Sprechen tut nämlich weh.“
    Er zog einen Stuhl heran, ließ die Seitenwand des Bettes herab und legte sein Kinn so auf die verschränkten Arme, daß sein Gesicht nur noch etwa zehn Zentimeter von dem meinen entfernt war.
    „Dein Nasenbein ist gebrochen“, stellte er fest.
    Ich verdrehte die Augen. „Wie schön, daß du das bemerkt hast“, flüsterte ich. „Ich werde gleich morgen meine Ärztin darauf aufmerksam machen.“
    Bill kniff die Augen zusammen. „Hör auf, um den heißen Brei herumzureden.“
    „Also gut: Die Nase ist gebrochen, dazu zwei Rippen und das Schlüsselbein.“
    Aber Bill wollte mich ganz sehen und zog die Decke weg. Das war mir zutiefst unangenehm. Natürlich trug ich eins dieser schrecklichen Krankenhausnachthemden, was ja in der Regel schon ausreicht, einem die Stimmung zu verderben, aber noch dazu hatte ich nicht richtig baden können, mein Gesicht leuchtete in den unmöglichsten Farbschattierungen, und mein Haar war lange nicht gebürstet worden.
    „Ich möchte dich mit nach Hause nehmen“, verkündete Bill, nachdem er seine Hände überall auf meinem Körper hatte herumspazieren und jeden einzelnen Schnitt, jede Prellung hatte untersuchen lassen. Mein Arzt, der Vampir.
    Mit einer Geste bat ich ihn, sich wieder tief zu mir herunterzubeugen. „Nein!“ hauchte ich dann und deutete auf den Tropf. Bill beäugte die Vorrichtung daraufhin mit einigem Mißtrauen, wußte aber natürlich, worum es sich dabei handelte.
    „Den kann ich dir herausnehmen“, sagte er.
    Vehement schüttelte ich den Kopf.
    „Du möchtest nicht, daß ich mich um dich kümmere?“
    Verzweifelt stieß ich Luft aus, was höllisch schmerzte. So kamen wir nicht weiter.
    Ich deutete mit der rechten Hand Schreibbewegungen an, woraufhin Bill die Schubladen des Nachttischs durchsuchte, bis er einen Notizblock fand. Merkwürdigerweise hatte er einen Kugelschreiber dabei. „Sie entlassen mich morgen aus dem Krankenhaus, wenn

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