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Vorübergehend tot

Vorübergehend tot

Titel: Vorübergehend tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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nicht anders als jedweder besorgte Hausbesitzer irgendwo auf der Welt.
    „Haben Sie Telefon?“ fragte ich.
    „Natürlich“, antwortete er erstaunt.
    „Warum sind Handwerker dann ein Problem?“
    „Es ist schwer, mich nachts mit ihnen in Verbindung zu setzen, sie dazu zu bringen, sich mit mir zu treffen, ihnen zu erklären, was getan werden muß. Sie haben Angst oder denken, jemand will sie auf die Schippe nehmen, wenn ich anrufe.“ Auch wenn Bill sich von mir abgewandt hatte, konnte ich seiner Stimme anhören, wie sehr ihn das Thema frustrierte.
    Ich lachte. „Wenn Sie wollen“, sagte ich, „rufe ich die Handwerker an. Sie kennen mich. Mich halten zwar alle für verrückt, aber sie wissen genau, daß ich ehrlich bin.“
    „Damit würden Sie mir einen riesigen Gefallen tun“, gab Bill nach einigem Zögern zu. „Wenn ich mich erst einmal mit den Handwerkern getroffen habe, um die Arbeit und die Kosten zu besprechen, könnten sie natürlich tagsüber arbeiten.“
    „Wie unbequem, wenn man tagsüber gar nicht weggehen kann“, bemerkte ich gedankenlos. Ich hatte mich vorher noch nie wirklich mit dieser Frage befaßt.
    Bills Antwort klang recht trocken: „Das können Sie laut sagen.“
    „Dazu noch die Notwendigkeit, seinen Ruheplatz verstecken zu müssen!“ plapperte ich weiter.
    Als Bill daraufhin gar nichts mehr sagte und ich mir denken konnte, warum, entschuldigte ich mich hastig bei ihm.
    „Es tut mir leid!“ sagte ich, und wenn es nicht so dunkel gewesen wäre, hätte er sehen können, wie ich dunkelrot anlief.
    „Der Ort, an dem ein Vampir tagsüber ruht, ist sein bestgehütetes Geheimnis,“ erwiderte Bill steif.
    „Ich möchte mich wirklich entschuldigen!“
    „Ich nehme die Entschuldigung an“, erklärte er daraufhin nach einem schrecklichen kleinen Augenblick des Schweigens. Dann kamen wir zur Straße und sahen erst in die eine, dann in die andere Richtung, als warteten wir auf ein Taxi. Jetzt, wo wir aus dem Wald heraus waren, konnte ich Bill im Mondlicht klar erkennen. Auch er konnte mich sehen und betrachtete mich nun prüfend von oben bis unten.
    „Ihr Kleid hat dieselbe Farbe wie Ihre Augen.“
    „Danke.“ So deutlich konnte ich ihn nun wiederum nicht sehen.
    „Es ist allerdings nicht viel Kleid vorhanden.“
    „Wie bitte?“
    „Es fällt mir schwer, mich an junge Damen zu gewöhnen, die so wenig anhaben“, erklärte Bill.
    „Sie hatten ein paar Jahrzehnte Zeit, sich daran zu gewöhnen“, erwiderte ich ungehalten. „Nun lassen Sie es aber gut sein! Kleider sind seit mehr als vierzig Jahren kurz!“
    „Ich mochte lange Röcke“, bemerkte er nostalgisch. „Ich mochte auch die Unterkleider. Die Krinolinen.“
    Ich gab ein sehr unhöfliches Geräusch von mir.
    „Besitzen Sie überhaupt eine Krinoline?“ fragte er daraufhin.
    „Ich besitze einen sehr hübschen beigen Nylonslip mit Spitze“, erklärte ich indigniert. „Wenn Sie ein Mann der menschlichen Art wären, würde ich jetzt sagen, Sie wollen mich nur dazu bringen, über meine Unterwäsche zu reden!“
    Er lachte, das dunkle, ungeübte Kichern, das mir so sehr gefiel. „Tragen Sie heute diesen Slip, Sookie?“
    Da ich wußte, er konnte mich sehen, streckte ich ihm die Zunge heraus. Ich hob den Saum meines Kleids und enthüllte den Spitzenbesatz des Slips und ein paar Zentimeter mehr von meiner sonnengebräunten Haut.
    „Zufrieden?“ fragte ich.
    „Sie haben hübsche Beine, aber lange Kleider mag ich trotzdem lieber.“
    „Sie sind einfach nur dickköpfig“, teilte ich ihm mit.
    „Das hat meine Frau auch immer gesagt.“
    „Sie waren verheiratet?“
    „Ja. Mit dreißig wurde ich Vampir. Ich hatte eine Frau und fünf Kinder, die das Säuglingsalter überlebt hatten. Meine Schwester Sarah wohnte bei uns. Sie hat nie geheiratet. Ihr Verlobter war im Krieg getötet worden.“
    „Im Bürgerkrieg?“
    „Ja. Ich kam vom Schlachtfeld zurück. Ich war einer der Glücklichen. Zumindest dachte ich das damals.“
    „Sie haben für die Konföderierten gekämpft“, sagte ich nachdenklich. „Wenn Sie noch Ihre Uniform hätten und die zum Treffen der Nachkommen anziehen würden, dann fielen die Damen vor Freude alle in Ohnmacht.“
    „Am Ende des Krieges war von meiner Uniform nicht mehr viel übrig“, bemerkte Bill. „Wir trugen Lumpen und waren halb verhungert.“ Er schien die Erinnerung abschütteln zu wollen. „Das alles hatte keine Bedeutung mehr für mich, nachdem ich Vampir geworden war.“ Nun klang seine

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