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Vorübergehend tot

Vorübergehend tot

Titel: Vorübergehend tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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ein erregender Schmerz, und als er nun in mir kam, fühlte ich, wie er aus der kleinen Wunde trank.
    So lagen wir lange beieinander, von Zeit zu Zeit erschüttert von kleinen Nachbeben. Solange ich lebte würde ich Bills Geschmack, seinen Geruch nicht vergessen, und ich würde nie vergessen, wie er sich beim ersten Mal angefühlt hatte, tief in mir drin - mein erstes Mal überhaupt. Nie würde ich diese große Freude vergessen.
    Schließlich streckte sich Bill auf den Ellbogen gestützt neben mir aus und legte mir die Hand auf den Bauch.
    „Ich bin der erste.“ „Ja.“
    „Ach Sookie!“ Er beugte sich über mich und strich mit den Lippen an meiner Kehle entlang.
    „Du hast wohl gemerkt, daß ich nicht viel Ahnung habe“, sagte ich schüchtern. „Aber war es gut für dich? Ich meine: halbwegs so gut wie mit anderen? Ich werde bestimmt besser werden.“
    „Geschickter kannst du werden, Sookie, aber auf keinen Fall besser!“ Bill küßte mich auf die Wange. „Du bist wundervoll.“
    „Werde ich wund sein?“
    „Das wirst du wahrscheinlich merkwürdig finden, Sookie, aber ich weiß es nicht. Ich habe es vergessen. Die einzige Jungfrau, mit der ich je zusammen war, war meine Frau, und das ist jetzt anderthalb Jahrhunderte her ... doch, jetzt erinnere ich mich wieder. Du wirst wund sein. Wir werden uns ein oder zwei Tage nicht mehr lieben können.“
    „Dein Blut heilt doch aber“, bemerkte ich nach einer kleinen Pause und spürte, wie ich errötete.
    Im Mondlicht konnte ich erkennen, wie Bill seine Haltung veränderte, um mir direkter in die Augen sehen zu können. „Das stimmt“, sagte er. „Möchtest du das?“
    „Ja. Du nicht?“
    „Doch!“ erwiderte er atemlos und biß sich selbst in den Arm.
    Das geschah so überraschend, daß ich leise aufschrie. Bill jedoch beschmierte ganz beiläufig seinen rechten Zeigefinger mit Blut und ließ ihn, ehe ich mich verkrampfen konnte, in mich gleiten. In mir bewegte er seinen Finger sehr sanft und sachte, und wirklich: nach kurzer Zeit war jeglicher Schmerz verschwunden.
    „Danke“, sagte ich, „jetzt geht es mir besser.“
    Aber Bill ließ den Finger, wo er war.
    „Oh!“ sagte ich, „willst du es gleich noch einmal tun? So schnell? Geht das?“ Sein Finger bewegte sich in mir, und ich hoffte inständig, es möge gehen.
    „Sieh doch nach, ob du das feststellen kannst“, flüsterte er, ein Hauch Belustigung in seiner süßen, süßen dunklen Stimme.
    Da flüsterte ich zurück, wobei ich mich kaum selbst wiedererkannte: „Sag mir, was ich tun soll.“
    Das tat er dann auch.
    * * *
    Am nächsten Tag ging ich zur Arbeit. Ein wenig wund war ich doch, trotz der Heilkräfte, über die Bill verfügte, aber Mann oh Mann: Ich fühlte mich echt stark. Für mich war das ein neues Gefühl. Es fiel mir wirklich schwer, nicht völlig überheblich - nein, das ist vielleicht das falsche Wort - nicht völlig selbstzufrieden aufzutreten.
    Im Lokal gab es natürlich dieselben alten Probleme wie immer: das Durcheinander von Stimmen, das Summen und Brummen der Gedanken anderer, die Hartnäckigkeit, mit der sie an meinen Kopf klopften.
    Aber irgendwie schien es mir leichter zu fallen, sie auszublenden, sie in ihre Schranken zu verweisen und in eine Ecke zu stopfen. Es fiel mir leichter, mein Visier geschlossen zu halten, und infolgedessen fühlte ich mich sehr viel entspannter. Oder vielleicht fiel es mir leichter, mich vor Eindringlingen zu schützen, weil ich entspannter war? Mann, war ich entspannt! Genau konnte ich nicht sagen, was Ursache und was Wirkung war, aber es ging mir so viel besser, und ich war in der Lage, die Beileidsbekundungen unserer Gäste gefaßt entgegenzunehmen, statt ständig in Tränen auszubrechen.
    Mittags kam Jason ins Lokal. Er trank zwei große Bier zu seinem Burger, was nicht seinen Gewohnheiten entsprach, denn eigentlich trank mein Bruder an Werktagen tagsüber gar nicht. Ich wußte, er würde wütend werden, wenn ich ihn direkt darauf ansprach, also fragte ich ihn nur ganz allgemein, ob mit ihm soweit alles in Ordnung sei.
    „Der Polizeichef hat mich heute schon wieder vorgeladen“, teilte er mir daraufhin mit leiser Stimme mit und sah sich vorsichtig um, ob uns auch niemand zuhörte. Unser Lokal war aber relativ spärlich besucht, denn der Rotary Club traf sich an diesem Tag im Gemeindehaus.
    „Was fragt er dich denn so?“ Auch ich hatte meine Stimme gesenkt.
    „Er fragt, wie oft ich mich mit Maudette getroffen habe, ob ich immer bei der

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