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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Reiher getötet hatte.
    »Geht jetzt. Laßt mich allein.«
    Die Beklommenheit von Der der schreit und Singender Wolf entging ihm nicht. Schweigend blieben sie sitzen. Sie wollten ihn im gefährlichsten Augenblick seines Lebens nicht allein lassen. Angesichts ihrer Treue und ihrer Sorge um ihn wurde ihm warm ums Herz.
    »Die Zeit des Traumes für unser Volk ist gekommen. Begreift ihr das nicht?«
    Singender Wolf machte ein finsteres Gesicht und grub seine Zahnstummel noch tiefer in die Unterlippe. »Das Zeug hat Reiher umgebracht. Und sie besaß große Erfahrung.«
    Eine Handbewegung brachte ihn zum Schweigen. »Die Reihe ist an mir, Singender Wolf.« Er holte tief Luft und versuchte, die Angst zu unterdrücken. »Bitte, geht. Ich muß mich vorbereiten. Achtet darauf, daß mich niemand stört. Niemand! Aus keinem angeblich noch so wichtigen Grund.«
    Er schloß die Augen und versuchte, den Kopf frei zu bekommen. Undeutlich hörte er das Rascheln ihrer Kleidung beim Hinausgehen. Ihr Unbehagen lag körperlich spürbar in der Luft.
    Jenseits der Wände von Reihers Höhle fühlte er das Blut durch die Körper der Menschen seines Volkes fließen. Ihre Gefühle beeinflußten die Atmosphäre. Der Wind trug ihre Stimmen zu ihm. Sie riefen Sonnenvater und die Seelen der Tiere, die ihnen in diesem Jahr Nahrung gegeben hatten.
    Bedächtig griff er nach dem Bündel Weidenzweige, tauchte sie in Wasser und verteilte sie über dem Feuer. Er beugte sich vor und badete Kopf und Schultern im reinigenden Dampf.
    Draußen vor der Höhle begann der Erneuerungstanz. Die rhythmischen alten Gesänge streichelten seine Seele.
    Er nahm das Fuchsfellbündel, wickelte es aus und strich mit den Fingern über die harten, getrockneten Pilze. Von seinen eiskalten Fingern kroch die Angst direkt in seinen Kopf und durchdrang seine Seele. Gewaltsam und mit äußerster Anstrengung verbannte er Reihers Bild aus der Erinnerung das Entsetzen in ihren Augen angesichts des Todes.
    Viermal, wie Reiher es ihn gelehrt hatte, strich er mit den Weidenzweigen durch das Feuer und verteilte die feuchten Zweige auf den glühenden Kohlen. Im aufsteigenden Rauch reinigte er Körper und Seele. Dann nahm er die harten Pilze, einen nach dem anderen, führte sie durch den reinigenden Rauch und legte sie auf seine Zunge.
    Der bittere Geschmack des Giftes breitete sich in seinem Mund aus, strömte durch seinen Körper und ergriff völlig Besitz von ihm.
    Bis zum Äußersten erschöpft mühte sich Tanzende Füchsin den steinigen Pfad hinunter. Unten, am Fuß des Hügels, begann gerade die Erneuerungszeremonie. Die Menschen stellten sich zum Tanz auf.
    Krähenrufer er mußte es sein hüpfte tanzend in der Mitte des Kreises. Die Leute klatschten in die Hände. Ihre Körper bewegten sich im Rhythmus der vertrauten Gesänge, mit denen sie die Seelen der Tiere riefen.
    »Nur noch ein kleines Stück«, japste Tanzende Füchsin. Ihre Lungen brannten wie Feuer.
    »Ein winziges Stück«, flüsterte der fast ohnmächtige Drei Stürze und kämpfte gegen Schmerzen und Schwäche an. »Nur… noch … ein winziges …«
    »Richtig. Wir sind in Sicherheit. Wir sind da.« Tanzende Füchsin riß sich zusammen und rief: »He!«
    Es hörte sich an wie ein krächzendes Gebell.
    Eine Gestalt drehte sich um. Junges Moos, ein hochgewachsener Jugendlicher, stieß Krähenfuß an.
    Beide liefen den Pfad hinauf. Tanzende Füchsin vergaß ihre Müdigkeit. Aber ihr Lächeln geriet nur zu einer verzerrten Grimasse, als die beiden jungen Männer ihr Drei Stürze aus den vor Schwäche zitternden Armen nahmen. Der blutige Verband an seinem Oberschenkel sagte ihnen genug.
    »Andere«, murmelte sie rauh.
    »Wie weit sind sie noch weg?« fragte Moos und legte sich Drei Sturzes Arm um die Schultern. Das ganze Gewicht des verletzten Mannes lastete nun auf ihm.
    Tanzende Füchsin blies sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. »Zwei Tagesmärsche in Richtung Norden.«
    Krähenfuß grunzte. »Wir müssen schnellstens wieder auf den Kriegspfad.«
    »Nicht wegen der Krieger, auf die wir gestoßen sind.« Tanzende Füchsin hustete. »Tot. Wir haben sie alle umgebracht. Aber es werden mehr kommen. Es kommen immer noch mehr.«
    Moos blickte Drei Stürze, dessen Kopf vor Schwäche hin und her baumelte, mit großer Hochachtung an. »Gute Arbeit, Krieger. Ich nehme alles zurück, was ich jemals über deinen Mangel an Mut gesagt habe.«
    Glasige Augen sahen zu ihm auf. »Nicht… ich.« Drei Stürze brachte ein

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