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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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können.« Sie zögerte kurz. »Ich nehme an, von oben wird kein Speer geworfen, der mich durchbohrt.«
    Schreiender Adler knirschte laut mit den Zähnen. Seine Wangenmuskeln traten straff aus dem Gesicht hervor. Mit gesenkten Augen erwiderte er: »Was uns hier oben angeht, bist du sicher.« Bedeutungsvoll sah er jeden einzelnen der Krieger an, die sich hinter den Felsen verschanzt hatten.
    Sie nickte und machte sich unverzüglich auf den Weg.
    Ihr Knöchel tat entsetzlich weh. Bei jedem Schritt spürte sie schmerzhafte Stiche im ganzen Bein. Es war immer das gleiche, wenn sich ein Sturm ankündigte.
    Lässig sprang sie das letzte Stück von den Felsen herunter auf den Hohlweg. Hier hatten sie die Anderen in den Flinterhalt gelockt. Dieser Erfolg hatte wesentlich zur Stärkung ihrer Autorität beigetragen. Vielleicht zahlte sich das jetzt aus. Möglicherweise kam sie mit Eisfeuer ins Gespräch, weil sie das Leben seiner Krieger geschont hatte.
    Sie schritt um die Wegbiegung und sah die Anderen den Weg heraufkommen. Inzwischen schneite es wieder. Große Flocken schwebten auf ihre Schultern herab und blieben auf dem Pelzrand ihrer Kapuze liegen. Auf ihrer bloßen Hand, mit der sie die Speere umklammerte, schmolzen sie sofort zu eisigem Wasser.
    Als der Mann an der Spitze sie sah, blieb er stehen. Ein junger Mann rannte zu ihm und deutete aufgeregt auf die Felsspalte, neben der sie wartete. Eindringlich redete er auf den Anführer ein. Dann verzog er sich eiligst wieder nach hinten. Eine sichtbare Erregung ergriff die Leute. Sie schirmten die Augen mit den Händen vor dem wirbelnden Schnee ab und starrten wie hypnotisiert zu ihr herüber.
    Sie trat einen Schritt vor. Angst durchflutete sie. Mit gespreizten Beinen stellte sie sich eindruckheischend mitten im Hohlweg auf. Der Mann an der Spitze des Zuges ging unbeirrt weiter. Er war nicht einmal mehr einen Speerwurf weit von ihr entfernt.
    Beim Näherkommen unterzog sie ihn einer gründlichen Musterung. Der große, ein wenig gebeugte Mann trug einen doppelten Mantel. Über der zurückgeworfenen Kapuze wehte langes graues Haar im Wind. Er trug einen weißen Fuchspelzumhang über den Schultern und schritt auffallend behende und leichtfüßig einher.
    Ein Blick in seine klugen Augen genügte, und ihr Herz hämmerte entsetzlich. Sie strahlten eine ungeheure Kraft aus. Diese besonders starke Ausstrahlung hatte sie bereits früher in den Augen von Der im Licht läuft wahrgenommen. Die Sehnsucht nach ihm begann ihr die Kehle zuzuschnüren. Sie liebte diesen Mann, der sie einmal aus solchen Augen angesehen hatte, noch immer.
    »Eisfeuer?« fragte sie. Er verharrte kaum eine Körperlänge von ihr entfernt.
    Er nickte. Prüfend wanderte sein Blick über ihre Gestalt. Sein gutgeschnittenes Gesicht zeigte keinerlei Regung. »Tanzende Füchsin?«
    Sie sah ihn an und sah ihn doch nicht. Die Ähnlichkeit mit Der im Licht läuft ist verblüffend.
    »Was siehst du?« fragte er leise.
    »Nichts … Ich … ich meine, du siehst jemandem ähnlich, den ich kenne.«
    »Und du erinnerst mich an eine Frau, die ich einmal gekannt habe. Sie war Teil eines Traumes. Hätte Reiher sich nicht eingemischt und wäre ich im Vollbesitz meines Verstandes gewesen, dann hätten sich die Dinge an jenem Tag am Strand möglicherweise anders entwickelt.«
    Der Klang seiner Stimme berührte sie tief. Ihr schien, als streiche ein eiskalter Hauch über ihre Seele.
    »Magische Kräfte veranlassen die Menschen zu seltsamen, unverständlichen Handlungen.«
    Er nickte. Der immer stärker werdende Schneefall schien ihn nicht zu kümmern. »Du hast meine Krieger zurückgeschickt.«
    »Die Zeit des Tötens ist vorbei. Du schickst Frauen und Kinder voraus. Was hat das zu bedeuten? Aus der letzten Zuflucht, die du uns gelassen hast, ist das Wild verschwunden. Uns ist nichts geblieben als das nackte Leben und unsere Ehre. Aber was ihr uns auch wegnehmen wollt, wir werden es verteidigen.«
    Seine Nasenflügel bebten. Seine Lippen verzogen sich zu einem eigenartigen Lächeln. »Vielleicht ist auch die Zeit vorüber, anderen etwas wegzunehmen.«
    Ein Funken Humor blitzte in seinen Augen auf. Etwas an seinem ganzen Verhalten flößte ihr Vertrauen ein. Sie wartete, denn sie wußte, er würde einen Vorschlag machen. Er beobachtete sie mit einer Miene, als könne er ihre Gedanken lesen.
    »So? Tatsächlich?« gab sie zurück.
    »Wir nahmen euer Land. Ihr nahmt unsere Seele. Haben wir einander nicht genug verletzt?«
    »Wir

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