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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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aufwecken«, meinte Eisfeuer.
    Roter Feuerstein grinste. Der Feuerschein zeichnete hüpfende Muster auf sein flaches, lustiges Gesicht. »Das bezweifle ich. Du hast sie gestern lange wachgehalten mit der Geschichte von der Himmelsspinne, die an ihrem Netz webt, das Sonne und Himmel trägt. Nein, die schlafen tief und fest.
    Die weckt nichts und niemand auf.«
    Eisfeuer setzte sich mit untergeschlagenen Beinen auf das Lager des Freundes. Er grunzte zustimmend und sah zufrieden in die flackernden gelben Flammen.
    »Du stirbst doch nicht, oder? Manchmal leidet ein Mann kurz vor seinem Tod an Schlaflosigkeit.«
    Eisfeuer gluckste stillvergnügt. «Noch nicht, nein.«
    »Was bedrückt dich dann?«
    Mit seiner langfingrigen Hand griff er nach einem Stück Weidenholz. Nachdenklich stocherte er in den Flammen. Wo sollte er anfangen? »Ich träumte von einer alten Frau einer Hexe. Ich …«
    Unentschlossen wiegte er den Kopf hin und her. »Ich kenne sie. Zumindest habe ich sie bereits einmal gefühlt.«
    »Du alter Bock, du! Du fühlst Frauen? Du bist noch nicht bereit zum Sterben. Wer wäre denn so nach deinem Geschmack? Wie wär's mit meiner Tochter Mondwasser? Sie ist reif, vollentwickelt. Würde dir eine gute …«
    »Willst du nun hören, was ich dir zu sagen habe, oder nicht?« fragte er gereizt.
    »Tut mir leid. Du schienst so … Na ja, ich dachte, eine kleine Neckerei würde dich vielleicht entspannen.«
    Begütigend tätschelte Eisfeuer das Knie des Freundes. Eine Zeitlang schwiegen beide und blickten in das Feuer. »Vor langer Zeit habe ich dir von der Frau erzählt, die ich am Meer überfallen habe. Erinnerst du dich?«
    »Ja, die Frau des Feindes«, sagte Roter Feuerstein.
    »Die Hexe war dabei. Sie hat mich beobachtet.«
    »Ich dachte, ihr seid allein gewesen?«
    »Nein, nicht wirklich. Ich spürte die Gegenwart dieser Hexe. Sie war mir nicht fremd, erweckte im Gegenteil das Gefühl in mir, als gehöre sie zu mir wie etwas Vertrautes, das mich schon lange im Leben begleitet hat.«
    Zweifelnd kratzte sich Roter Feuerstein an der Backe. »Du glaubst, sie hat dich gerufen? Dich vielleicht sogar verhext? Wir könnten versuchen, sie mit einem Geistergesang zu vertreiben. Vielleicht gelingt es uns, den Zauber auf sie zurückzuwerfen.«
    »Nein.« Abwehrend hob er eine Hand. »Diesmal ist es etwas anderes. Irgendeine neue Macht hat sich erhoben und sie gestört. Mich übrigens auch. Irgend etwas Merkwürdiges ist geschehen.«
    Nachsinnend starrte Roter Feuerstein in das Feuer. In seinen schmalen Augen spiegelten sich goldene Lichtpunkte. »Wie du weißt, geht es den anderen Clans nicht gut. Der Tigerbauch-Clan hat letztes Jahr sehr viel Land verloren. Hunderte junger Männer wurden in den Kämpfen mit dem Gletscher-Volk getötet. Im Westen wurde der Rundhuf-Clan vom Großen See verjagt. Wir alle werden aus unseren angestammten Jagdgründen vertrieben.«
    »Die ganze Welt ist Veränderungen unterworfen, und wir sind inzwischen zu wenige und können unsere Feinde nicht mehr zurückdrängen.«
    »Hat dir das die Hexe erzählt?«
    Eisfeuer hustete und rieb sich den Nacken. »Unter anderem, aber darum geht es nicht. Sie brachte mich auf den Gedanken, nach Süden zu gehen. Allerdings aus einem anderen Grund.«
    »Warum?«
    »Es hängt mit meiner Traumwanderung zusammen, die ich vor Jahren, nach dem Tod meiner Frau, unternommen habe. Damals lief ich tagelang über schwieriges Gelände und aß zwei Wochen lang keinen Bissen. Ich erinnere mich, wie ich einmal auf einer Felsnadel einschlief. Der Fels erhob sich in unendliche Höhen. Tief unter mir konnte ich die Vögel sehen. Im Süden entdeckte ich eine riesige weiße Wand, und dahinter sah ich offenes Land mit vielen Tieren. Ein menschenleeres Land.«
    »Aber im Süden lebt der Feind«, widersprach Roter Feuerstein.
    »Jetzt schon, damals nicht.«
    »Meinst du, wir sollten versuchen, dieses Land zu erreichen?«
    »Ich bin nicht sicher. Der Traum blieb sehr vage. Am nächsten Tag begegnete ich der Frau des Feindes. Wir waren füreinander bestimmt, sie und ich. Ich fühlte … also ich fühlte, daß es richtig war.
    Ihr langes Haar wehte lockend im Wind, und das Meerwasser umspülte zärtlich ihre Beine. In der Trance des Traumes ging ich zu ihr, und sie lächelte mich an. Wir vereinigten uns leidenschaftlich dort unten am Meer. Ich säte meinen Samen in ihren Leib.«
    »Das war kein Traum, sondern Wirklichkeit.« Roter Feuerstein zog die buschigen Augenbrauen hoch.
    »ja und

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