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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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damit die Schmach ausgelöscht ist.«
    »Aber ein so rascher Tod ist nicht Strafe genug.«
    »Das ist allein meine Angelegenheit. Dich geht das nichts mehr an!«
    Gleichgültig zuckte Rabenjäger die Achseln und ließ die zitternde Hand des alten Mannes los.
    »Stimmt. Aber überleg doch. Wenn du sie am Leben läßt, kannst du sie jeden Tag entehren. Das ist eine weit schlimmere Strafe, als dem Leben der Elenden auf der Stelle ein Ende zu setzen.«
    Er sprach gelassen, aber Tanzende Füchsin entging die Verzweiflung in seinen Augen nicht. Wie beiläufig wog er einen seiner langen Speere in den Händen und balancierte ihn wie zum Abwurf aus.
    Der alte Schamane richtete sich auf und schielte nachdenklich auf seine Frau. »Ich soll sie zur Ausgestoßenen erklären?«
    Rabenjäger nickte. »Dann überlebt sie nur, wenn ihr die Leute ein paar Brocken zuwerfen. Oder sie muß ihr Essen aus der Erde heraushacken wie eine Krähe.«
    »Ja.«
    Tanzende Füchsin schloß die Augen. Und du kannst mich quälen, wann immer du willst. »Mein Mann«, sagte sie eindringlich. »Töte mich. Ich bin nicht mehr von Nutzen …«
    »Niemand wird das bißchen Essen mit ihr teilen. Wir leiden alle Hunger«, meinte Krähenrufer nachdenklich, rieb sein runzliges Kinn und grinste breit.
    Rabenjäger lächelte. »Und sie stirbt einen langsamen Tod.«
    »Lebe, Frau! Du wirst schon sehen, was das Leben noch für dich bereithält«, bellte der alte Mann. Er beugte sich über sie und flüsterte böse: »Wenn Mondfrau ihr Gesicht dreht, wirst du dir wünschen, ich hätte dir die Kehle durchgeschnitten.«
    Sehnsuchtsvoll blickte sie hinüber zu den weit entfernten, purpurrot aufleuchtenden Gipfeln. Dort war Der im Licht läuft, und er ging durch die Öffnung im Eis in das jenseits der Berge liegende Paradies.
    Vor ihrem geistigen Auge sah sie sein Gesicht, seine sanften Augen, und ihre Seele schrie auf in stummer Qual.
    »Ich verständige das Volk«, erklärte Krähenrufer. Sie hörte seine sich entfernenden Schritte.
    Tief ausatmend kniete Rabenjäger neben ihr nieder. Behutsam hob er ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. Er erinnerte sie so sehr an Licht mit Ausnahme des kalten Glitzerns in seinen Augen.
    »Einen Moment lang dachte ich, ich müßte ihn töten. Aber diese Prüfung haben wir erfolgreich bestanden. Nun müssen wir …«
    »Welche Prüfung?« unterbrach sie ihn.
    Stirnrunzelnd starrte er sie an. Sie hatte das Gefühl, als hielte er sie plötzlich für etwas beschränkt.
    »Habe ich dir das nicht gesagt? Es warten noch viele Prüfungen auf uns. Jetzt mach dir erst einmal keine Sorgen. Ich kümmere mich darum, daß du genug zu essen bekommst.«
    »Warum tust du das für mich?«
    Sein finsteres Gesicht hellte sich auf. »Weil ich dich liebe. Außerdem bist du wichtig für die Zukunft des …« Er brach ab und schaute mit weit zurückgelegtem Kopf hinauf zu den dunklen Wolken. »Ich weiß auch nicht genau, warum. Aber eines Tages brauche ich dich. Vergiß nicht, du verdankst mir das Leben.«
    Seine verrückten, glasigen Augen jagten ihr einen Angstschauer über den Rücken.
    »Mach dir keine Sorgen«, wiederholte er. Dann legte er besänftigend seine Hand auf die ihre. »Ich verspreche dir, ich kümmere mich um dich.«
    Irgendwo in der Ferne erklang der Klageruf eines Wolfes. Vom Wind über die weiße Einöde getragen, drang das Heulen flehend an ihr Ohr.

KAPITEL 9
    Im milchigen Licht der Abendsonne verwandelte Windfrau die Wolken in lange goldene Fetzen. Der Frost schmückte die Kapuzenränder der müde wandernden Menschen mit einer feinen Eisverbrämung.
    Gezeichnet von der Erschöpfung starrten die Menschen auf die endlose Kette steil aufragender Gipfel.
    Der der schreit sah zurück auf die taumelnden Leute, die sich todmüde über den langgezogenen Grat schleppten. Am Ende der Schlange ging Gebrochener Zweig. Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den anderen. Auf den verschneiten Felsen konnte ein Fehltritt verheerende Folgen haben. Drei der kleinen Kinder gingen vor ihr. Ganz vorne marschierte der, den sie Wolfsträumer nannten, mit geschulterten Speeren. Ihn trieben die Verheißungen seines Traumes.
    Der der schreit warf einen raschen Blick auf Hüpfender Hase. Sein kleiner Cousin sah ebenso abgezehrt und ausgelaugt aus wie dieses uralte Land. Er entfernte gerade die Eiskrusten von seiner Kapuze. »Vier Wochen, hat Krähenrufer gesagt. Vier Wochen, bis wir entsetzlich Hunger leiden.«
    Hüpfender Hases Mund verzog sich zu einem

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