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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Traumes trieb ihn unaufhaltsam vorwärts.
    Der Wolfstraum war Wirklichkeit.
    In qualvollen Tagen und Nächten kämpfte Der im Licht läuft gegen seine Zweifel. Er versuchte sich selbst davon zu überzeugen, daß der Wolf kein falsches Spiel mit ihm getrieben hatte. Mit dem Leben seines Volkes zu spielen, das lag jenseits seiner Absicht. Müde blieb er stehen, stützte sich auf seinen Speerschaft und starrte auf einen gewaltigen Felsbrocken. Schnee bedeckte die Oberfläche des glatten grauen Findlings.
    »Wieder eine vergebliche Jagd auf der Suche nach dem Traum?« flüsterte er. Er spürte die Anwesenheit der Seelenesser der Langen Finsternis. Sie lauerten ganz in der Nähe. In den wenigen kurzen Stunden, in denen Tageslicht herrschte, gelang es ihm, sie unter Kontrolle zu halten. »Ich bin zu müde.« Könnte ich mich nur ausruhen, mich in den Schnee legen. Unter Windfraus Gesang soll mir die Lange Finsternis das Leben aus dem Körper saugen. Der Tod wäre eine Erlösung. Er biß die Zähne zusammen und tadelte sich im stillen wegen seiner Niedergeschlagenheit. Feigling.
    Entschlossen kämpfte er sich auf den Gipfel hinauf. Sein gepeinigter, geschwächter Körper mußte die letzten Reserven mobilisieren. Die anderen folgten ihm mit leeren Mägen. Ihre erschreckend eingefallenen Gesichter waren eine einzige Anklage. Die meisten glaubten nicht mehr an die Öffnung im Großen Eis.
    »Wolf?« flehte er heiser. »Führe mich.«
    Hinter ihm hielten Der der schreit und Hüpfender Hase an und begannen eine spitz zulaufende, gefrorene Schneewehe zu bearbeiten. Mit einem scharfen Bisonschulterblatt entfernten sie große Blöcke gefrorenen Schnees und meißelten einen geschützten Lagerplatz in die Wehe hinein.
    »Müssen wir hier lagern?« fragte er leise.
    Sein Blick fiel auf Gebrochener Zweig, und sein Herz zog sich vor Mitleid zusammen. Tapfer kam sie heran gewatschelt. Ihr Gesicht war fahl, aber in ihren Augen leuchtete noch immer der Glaube an den Traum.
    In stiller Verzweiflung ballte er die Fäuste und entfernte sich von den stöhnend schuftenden Männern nur weg von diesen Leuten und ihren vorwurfsvollen Augen.
    Windfrau blies tanzende Schneegespenster über ihn hinweg. Die Kristalle fielen in stummem Hohn auf das trostlose Land. Hinauf, immer weiter hinauf. Wie hoch waren sie in dieser schroffen Fels und Bergregion schon geklettert? Ihm erschien das kalte, verlassene Land wie das frostige Rückgrat eines Eisungeheuers, vom Wind gepeitscht und ausgezehrt, die blauschwarzen Felsen nur schemenhaft erkennbar, bedrohlich in der sich ankündigenden Nacht.
    »So viele Mäuler, Wolf. So wenig Nahrung.«
    Außerhalb des Blickfeldes der anderen fiel Der im Licht läuft auf die Knie und krallte die Hände in den unförmigen Fäustlingen in den ewigen Schnee.
    »War mein Traum nur eine Täuschung?« rief er den versammelten Geistern der Finsternis zu. Er senkte den Kopf und hörte ihr rastloses Rauschen. Ihre langen Finger griffen bereits nach seiner Seele.
    Matt warf der Mond sein Licht auf die Hügel. Der gefrorene Schnee glitzerte silbern. Zwischen den Schneewehen schimmerten in tiefen Mulden Moos und Birkenfeuer, deren Flammen die Eingänge zu den in den Schnee gehauenen Höhlen beleuchteten. Hin und wieder funkelte das Volk der Sterne zwischen den rasch dahinziehenden Wolken hindurch.
    Tanzende Füchsin kroch auf Händen und Füßen hinter eine der Schneehöhlen und lauschte auf die nach draußen dringenden Geräusche. Drinnen herrschte große Unruhe. Weinen begleitete die Todesgesänge. Grauer Fels war entsetzlich schwach geworden. Ihr gebrechlicher Körper konnte die quälend langen Tage endlosen Marschierens und Kletterns nicht mehr aushalten. Tanzende Füchsin versank in Kummer. Liebend gerne wäre sie hineingegangen, um die alte Frau in die Arme zu nehmen, sie hin und her zu wiegen und ihr Worte der Liebe und Dankbarkeit zuzuflüstern.
    Aber sie war eine Ausgestoßene. Sie durfte keine Höhle, keine Behausung betreten, sofern sie nicht aus Barmherzigkeit dazu aufgefordert wurde. Grauer Fels hatte nicht mehr die Kraft, ihre Anwesenheit zu verlangen.
    Sie zitterte in der bitteren Kälte. Ihr Atem bildete weiße Wölkchen in der Luft. Der beißende Wind schnitt scharf in ihr Gesicht. Das aus der Ferne erklingende mitleiderregende Klagegeheul der Wölfe ließ sie erschauern.
    »Warum läufst du nicht weg?« schimpfte sie leise mit sich selbst. Aber sie kannte die Gründe nur zu gut. Sie hatten sich bereits zu weit von Der

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