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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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nein.« Eisfeuer zuckte zusammen und bedeckte die Augen mit der Hand. »Als ich aufstand, sah ich in die Augen der Beobachterin, und die Vision endete schlagartig. Diese Frau … ich habe sie vergewaltigt. Verzweifelt und weinend ließ ich sie im Sand liegen. Ich habe die Frau, die ich hätte lieben und ehren sollen, vernichtet.«
    »Und du glaubst, diese Hexe, die dir den Schlaf raubt, ist daran schuld?«
    »Ich weiß es nicht genau.«
    Unruhig rutschte Roter Feuerstein auf seinem Hinterteil hin und her. Um sich abzulenken, holte er einen Stock und entfachte das Feuer erneut zu prasselnden Flammen. »Was geschah dann?«
    »Ich drehte mich um und sah, daß sämtliche Clans meinen Spuren folgten. Alle ihre Feinde hetzten sie und trieben sie vor sich her.«
    »Und damit endete der Traum?«
    Eisfeuer blinzelte und zuckte fast unmerklich mit den Schultern. »Nein. Als mir an jenem Tag am Meer bewußt wurde, was geschehen war, lief ich davon. Du kannst dir vorstellen, ich wollte nur noch weg. Es war zu scheußlich. In jener Nacht plagten mich schlimme Alpträume. Die Frau aus meinem Traum stand vor mir und streckte mir die Hände entgegen. In der einen Jag ein Stück Fleisch, in der anderen hielt sie ihren Speer.«
    »Leben oder Tod?«
    »So habe ich es auch verstanden.« Er stützte sein Kinn in die Hände. »Ich blickte hinter mich und sah die Flut hereinbrechen. Sie drohte uns alle zu verschlingen. Ich nahm das Fleisch, und die Frau sagte lächelnd: 'Du und ich, wir sind eins. Wir sind eins.' Dann nahm sie meine Hand und verwandelte sich in einen großen Vogel, den Sturmvogel, und flog mit mir davon, weit in den Süden, mitten hinein in das neue Land hinter der weißen Wand.«
    Roter Feuerstein dachte konzentriert nach. »Hast du uns deshalb immer weiter nach Süden gedrängt, obwohl es dort kaum Wild gibt?«
    »In keinem anderen Traum spürte ich einen Geist mit so ungeheurer Macht. Er zwang mich nach Süden. Jetzt ist es wieder genauso. Der Geist quält mich, er hindert mich am Schlafen. Ich fühle mich getrieben. Es kommt mir vor, als ob die Hexe mich zwingt, alle Clans gen Süden zu führen.«
    Roter Feuerstein stierte hinauf an die Decke, wo die Schatten des Feuers bizarre Tänze aufführten.
    »Die anderen Clans werden nicht mitgehen. Sie wollen heldenhaft kämpfen. Wenn wir eintreffen, zerstreut sich der Feind in alle Winde wie ein Möwenschwarm, den ein Kind mit Steinen bewirft.«
    »Ich weiß.« Forschend betrachtete er das ernste Gesicht des Freundes. »Und was ist, wenn ich die Menschen nicht retten kann, bevor die Flut kommt, und alle ertrinken?«
    »Zumindest unser Clan wird nach Süden gehen, und wenn es sein muß, eben ohne die anderen. Im Süden ist wenigstens eines gewiß: Der Feind ist feige. Wir werden ihn kaum zu Gesicht bekommen.
    Außerdem werden es ohnehin von Jahr zu Jahr weniger. Unser Clan scheucht sämtliche Clans des Feindes aus dem Weg wie lästige Fliegen.«
    Eisfeuer rieb sich die Hände. Dankbar spürte er, wie die Wärme in seine Finger strömte. »Vielleicht.
    Aber ich träumte auch von einem jungen Mann. Einem hochgewachsenen, zornigen jungen Mann. Ich sah ihn todbringende Speere tragen. Er ist ihr Anführer. Ein Mann, der Krieger aufzuhetzen versteht.
    Er …«
    »Sprich weiter.«
    »Ich muß ihn töten.«
    Regungslos starrte Roter Feuerstein in die Flammen. »Du hast schon häufig getötet. Warum macht es dir in diesem Fall so sehr zu schaffen ?«
    Entsetzliche Qual verdunkelte Eisfeuers Augen. »Ich weiß nicht, ob ich ihn töten kann.«
    »Warum nicht?«
    »Ich glaube … ich glaube, er ist mein Sohn.«

KAPITEL 10
    Besorgt blickte Wolfsträumer über das zerklüftete Land, dessen steile Gipfel von Windfraus rauhem Atem umtost wurden. Die unendliche Einöde gab wenig Anlaß zur Zuversicht. Die vielen tückischen Felsspalten, in denen schneebedeckte Weiden und Zwergbirken wuchsen, waren für die Menschen gefährliche Fallen. Schon mehr als einmal war er hineingestürzt, und das Herausklettern hatte ihn immer viel Kraft gekostet. Glatte, vereiste Hänge mußten überwunden werden. Heimtückische Schneebretter stellten ein ständiges Risiko dar. Er durfte nicht stürzen. Gebrochene Knochen bedeuteten den sicheren Tod.
    Er trug die Verantwortung für das Leben des Volkes, er ganz allein.
    Diese Verantwortung lastete auf ihm wie das Gewicht eines riesigen Mammutstoßzahnes, doch der Geschmack des Wolfsfleisches schien für immer und ewig auf seiner Zunge zu haften. Das Feuer seines

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