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Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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behalten?«
    Salbeigeist nickte. »Er ist kräftig, und er gehört zu der Frau, die ich mir genommen habe. Sieh ihn an; er wird einmal ein guter Krieger. Ich hatte nie einen Jungen, dem ich etwas beibringen konnte. Nur Töchter diese Frau hat auch noch eine Tochter.«
    Ja, ich weiß«, bestätigte Windläufer. »Eine Tochter, die noch klein genug ist, um die Lebensweise des Schwarzspitzen-Stammes problemlos anzunehmen sie wird kaum Schwierigkeiten machen. Aber ich fürchte, Onkel, wenn du diesen Jungen behältst, finden wir dich eines schönen Tages von einem Speer durchbohrt im Dickicht auf.«
    Salbeigeist holte tief Luft, seine Brustmuskeln schwollen eindrucksvoll an. »Ich habe den Jungen gefragt. Er sagt, er möchte ein Schwarzspitzen-Mann werden.«
    Windläufer stellte sich dicht vor den Jungen hin und blickte ihm forschend in die Augen. »Das soll er mir selbst sagen.«
    Salbeigeist sprach in der nuscheligen Sprache des Erdvolkes.
    Der Junge nickte, etwas Merkwürdiges gärte in seinen harten schwarzen Augen. In der Sprache des Sonnenvolkes antwortete er: »Ich möchte ein Schwarzspitzen-Krieger werden.«
    Oder du bist auf der Stelle tot, und das weißt du, ergänzte Windläufer in Gedanken den Satz. Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder Salbeigeist zu. Onkel, tust du das, weil deine Seele voller Kummer ist? Ist das der Grund? Versuchst du, Weiße Esche zu ersetzen?
    »Behältst du ihn im Auge?« erkundigte sich Windläufer streng.
    »Ich passe gut auf ihn auf.« Salbeigeist bekräftigte seine Worte mit einer entsprechenden Geste.
    »Meinetwegen kann er bleiben. Wir werden ja sehen, wie er sich anstellt. Aber sage ihm mit allem Nachdruck, daß er ständig beobachtet wird.«
    Salbeigeist wandte sich an den Jungen, sagte etwas und zeigte in eine bestimmte Richtung. Der Junge nickte und ging zu der Erdhütte hinüber, die Salbeigeist für sich beansprucht hatte. Die Mutter des Jungen, eine hochgewachsene, hübsche Frau, umarmte ihn dankbar.
    Windläufer rieb sich den Nacken. »Hoffentlich weißt du, was du tust.«
    Salbeigeist lächelte ihn schief an. »Das hoffe ich auch.«
    Wehmütig blickte er zur untergehenden Sonne hinüber. »Diese Frau ist keine Leuchtender Mond. Aber sie wärmt meine Decken. Dafür, daß sie schon einen so großen Sohn hat, ist sie noch recht kräftig.« Er zögerte. »Anscheinend kann ich das Andenken an einen geliebten Menschen lange Zeit in Ehren halten, aber nicht auf ewig.«
    Windläufer schwieg.
    Salbeigeist rieb sich die Hände. »Neffe, ich danke dir, daß du dein Zelt mit mir geteilt hast. Aber jetzt ist die Zeit gekommen, mir wieder mein eigenes Zuhause zu schaffen.« Er lächelte Windläufer zu und marschierte hinüber zu seiner Hütte.
    Windläufer starrte auf den Boden. Wie lange kann ein Mann nur mit der Vergangenheit leben? Er blickte nach Süden auf den Green Mountain. Weiße Esche? Lebst du noch?
    »Wieder in Gedanken versunken?« fragte Espe hinter ihm.
    Er wirbelte herum. »Ich habe dich nicht kommen hören.«
    Sie stellte sich neben ihn und fügte trocken hinzu: »Du wirst überrascht sein. Im Laufe der Jahre habe ich gelernt, darauf zu achten, wohin ich meine Füße setze. Salbeigeist hat sich für den Jungen eingesetzt?«
    »Ich sagte ihm, er kann ihn behalten.« Windläufer kratzte sich an der Wange. »Aber der Junge macht mir Sorgen. Er weiß, was mit vielen Angehörigen seiner Familie passiert ist. Ob er sich gegen uns wendet?«
    »Was weiß ich«, drängte sie, »du mußt etwas essen. Sorgen bringen uns auch nicht weiter. Was geschieht, geschieht. Wer weiß, vielleicht gelingt es Salbeigeist, einen guten Krieger aus ihm zu machen.«
    Er ging neben ihr her zu einem rotglühenden Feuerloch im Windschatten eines Beifußstrauches. Sie bewegte sich mit anmutiger Gelassenheit. Ihr Kleid schmiegte sich eng an ihre Hüften und betonte ihre schlanke Taille.
    Windläufer ließ sich auf eine Decke nieder und sah Espe zu, wie sie einen Braten vom Feuer nahm.
    Mit einem Hornsteinmesser schnitt sie lange, dicke Fleischstreifen ab und häufte sie in eine Büffelhornschüssel.
    Während sie ihm graziös die Schüssel reichte, trafen sich ihre Blicke und verweilten. Er mußte sich zwingen, die Augen abzuwenden und sich auf etwas anderes zu konzentrieren.
    Weitere Feuer rauchten in der Nähe des Rundfelsens, wo seine Leute lagerten. Die meisten Angehörigen des Sonnenvolkes weigerten sich, die Erdbehausungen zu bewohnen. Auch er fühlte sich in diesen Höhlen eingeengt und dem

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