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Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Die unzähligen Stimmen des Wolfsbündels tanzten um sie herum. Gib dich hin.
    Wir zeigen es dir.
    Etwas Graues, Verschwommenes drehte sich vor ihr. Sie fiel, stürzte mitten hinein. An den Rändern lockte wirbelnder, leuchtend goldener Dunst.
    Du bist auf dem richtigen Weg, Mutter des Volkes. Bist du stark genug? Bist du hartnäckig genug, ihn weiterzugehen?
    Die Stimmen verstummten, etwas Kühles begann sich auf sie herabzusenken.
    »Weiße Esche?« Wie aus weiter Ferne drang Stilles Wassers Stimme an ihr Ohr.
    Langsam kehrte das Bewußtsein zurück. Sie blinzelte und merkte, daß sie in Stilles Wassers Armen lag. Über ihr funkelten Sterne, nur im Süden waren sie von einer dunklen Wolkenbank verdeckt. Trotz seines verkrüppelten Armes hatte er es geschafft, sie aus der Schwitzhütte herauszutragen.
    »Was ist passiert?« Sie zuckte zusammen. Ein schrecklicher Schmerz hämmerte in ihrem Kopf.
    »Du bist vornübergefallen«, sagte er. »Ich glaube, die Hitze war zuviel für dich. Zu heiß und zu schnell.«
    Stöhnend setzte sie sich auf, in der kalten Nachtluft erschauerte sie. Stilles Wasser legte ihr rasch eine Decke um die Schultern. Er stützte sie, denn noch immer war sie völlig benommen.
    »Der Traum hatte recht«, verkündete sie. »Fast hätte ich es geschafft. Ich hörte die Stimme des heiligen Bündels, fühlte den grauen Nebel. Das Große Eine war da, knapp außerhalb meiner Reichweite.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich mache mir Sorgen um dich.«
    Eine angenehme Zufriedenheit erfüllte sie, als habe sie sich zum erstenmal seit der Vergewaltigung durch Drei Bullen gründlich gereinigt.
    »Ich bin auf dem richtigen Weg«, sagte sie. »Auf dem richtigen Weg.«
    »Gut«, stimmte ihr Stilles Wasser unsicher zu. »Vielleicht versuchen wir es morgen noch einmal.«
    »Nein. Heute nacht. Ich muß nur meine Angst überwinden.«
    Er kauerte sich vor ihr nieder, in der Tiefe seiner braunen Augen stand ernste Besorgnis.
    »Du gehst zu verbissen an die Dinge heran«, sagte er sanft. »Heute morgen war dir schlecht. Und das geht schon vier Tage hintereinander so. Laß dir Zeit du tauchst kopfüber hinein. Können wir nicht nach und nach in Ruhe weitermachen?«
    Sie ergriff seine kühle Hand und preßte sie gegen ihre schweißnasse Wange. »Ich muß bereit sein, wenn die Macht mich ruft. Ich muß stark genug sein. Das ist unsere einzige Chance.«
    Er zögerte. »Manchmal jagst du mir gehörige Angst ein. Und wenn du dich dabei umbringst, was dann?«
    »Dann war ich nicht stark genug. Auf jeden Fall ist es besser, als durch einen Kriegsspeer des Stammes der Gebrochenen Steine zu sterben.« Sie blickte zu ihm auf. »Wer macht dir mehr angst? Ich oder Tapferer Mann?«
    Unwillig runzelte er die Stirn. »Schon gut. Morgen schwitzen wir wieder. Jetzt bekommst du erst einmal ein kräftiges Frühstück, und wir werden …«
    »Heute nacht.«
    »Heute nacht…« Widerstrebend senkte er den Kopf. »Wie du meinst. Ich muß das Feuer wieder in Gang bringen und die Steine noch einmal erhitzen. Aber dieses Mal bleibe ich neben dir. Als du vornübergefallen bist, bist du schwer auf dem Boden aufgeschlagen. Hätten wir keine Häute ausgelegt, hättest du dich am Kopf verletzt.«
    Sie lehnte sich zurück und genoß den kühlen Wind auf ihrer heißen Haut. Singende Steine hat Jahre gebraucht, um den Weg zum Großen Einen zu finden. Und er war Heiler und konnte schon mit Mächten umgehen. Wie soll ich das in so kurzer Zeit lernen?
    Tapferer Mann stand auf dem hohen Bergkamm und blickte über das sich scheinbar endlos nach Süden erstreckende Wind Basin. Vor ihm fiel der Hang zu mit Gras und einzelnen Beifußsträuchern bewachsenen Felsausläufern ab, die sich fächerförmig in das ausgedörrte Flachland ausdehnten.
    Draußen auf der Ebene sah er Bisonherden, Antilopen und Hirsche. Weiter im Süden konnte er die scharfen Ränder des Ödlands erkennen und die kurvigen Einschnitte der wie Wurzeln verlaufenden Trockenrinnen.
    »Seelenflieger?« .
    Tapferer Mann drehte sich um. Dicker Wapiti stand zwischen den Felsen unterhalb des Gipfels und beschirmte mit einer Hand sein Gesicht vor der Sonne. Das niedergetretene Gras der tieferliegenden Wiese, die mit weißen Schafgarben und flammend gelbem Springkraut gesprenkelt war, zeigte deutlich den Weg, den er gekommen war.
    Vorsichtig zog sich Tapferer Mann von seinem vorgeschobenen Ausguck zurück, er mußte auf sein krankes Bein achten. Die Schmerzen hatten allerdings nachgelassen, seit sich der

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