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Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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ebensowenig wie ich, daß er dem Schwarzspitzen-Stamm in die Hände fällt.
    Langsam senkte sich der Abend über das Land, lange Schatten krochen über die Sandhügel, die Dämmerung brach herein. Im Beifußdickicht zirpten die Grillen, zwei Füchse jaulten bei ihrer Jagd japsend auf. Die kühle Brise wehte das würzige Aroma des Landes herbei.
    Weiße Esche und ihre kleine Gruppe lagerten im Windschatten einer großen Düne. Hochgewachsene Dornen- und Salbeisträucher boten Schutz vor dem Wind und schirmten das Feuer ab. Sie hatten diesen Platz gewählt, weil das Schlafen auf Sandboden bei weitem angenehmer war als auf Felsplatten oder hartem Lehm.
    Erschöpft von Sorgen und Schlafmangel, zog Weiße Esche die Decken über sich und Stilles Wasser.
    Plage versuchte, sich einen Platz zu ihren Füßen zu ergattern, doch sie jagte ihn fort. Ärgerlich brummend starrte Plage sie verständnislos an, trottete um ihre Decken herum und suchte sich einen Platz auf Stilles Wassers Seite. Schniefend und niesend bekundete er seine Empörung und ließ sich zu Boden plumpsen.
    Ihre anderen Begleiter saßen in einer flachen, in den Sand gegrabenen Mulde um ein niedriges Feuer.
    Bruchstücke ihrer Unterhaltung wehten durch die Nacht. Weiße Esche hörte Espes melodische Stimme. Mehr als einmal hatte sie im Laufe des Tages die abschätzenden Blicke der Frau auf sich und Stilles Wasser gerichtet gefühlt. Sie lächelte. Du verstehst es nicht, weil du Stilles Wassers Seele nie gesehen hast, Espe. Windläufer würde mich nie mit den Träumen teilen. Seine Liebe ist nicht so großzügig oder selbstlos wie die von Stilles Wasser.
    Sobald Weiße Esche die Augen schloß, fühlte sie die über die Berge im Norden herannahende Gefahr.
    Sie holte tief Luft und versuchte, ihre zunehmende Angst zu unterdrücken, doch der innere Friede wollte nicht kommen. In ihrem Kopf herrschte ein wildes Durcheinander. Wie Sturmwolken über zerklüfteten Bergen wirbelten die Gedanken durch ihren Geist. Wieder erlebte sie die furchtbare Nachtwache an Leuchtender Monds von der Seele getrenntem Körper. Sie trieb in ihren ersten Traum, spürte Leuchtender Monds warm vorbeigleitende Seele, hörte die Stimme des Ersten Mannes.
    Überraschend aus dem Nichts tauchte Tapferer Manns lüsternes Gesicht auf. In dem Moment, als er sie niedergerungen hatte und das Kleid über ihre Hüften schob, verschmolz sein Gesicht mit den Zügen von Drei Bullen.
    Die Todesschreie des Weißlehm-Stammes dröhnten in ihren Ohren.
    Kriegskeulen prallten dumpf auf verwundbares Fleisch. Und über dem Massaker schwebte das Gesicht von Alter Falke. Blut strömte aus seinem gespaltenen Schädel, lief ihm in die Augen und über sein Gesicht.
    Suche, hörte sie Singende Steines rauhe Altmännerstimme. Und sie begann im wirbelnden eisigen Wasser zu gleiten, Stilles Wassers Hände griffen in ihr Haar und holten sie aus der Ewigkeit zurück.
    Eins nach dem anderen kehrten die Bilder wieder. Die Gefangennahme durch die Krieger der Gebrochenen Steine, der Weg zu Tapferer Manns Lager, seine entrückte Stimme. Wieder sah sie das im Feuerschein blutrot leuchtende Wolfsbündel, spürte das Kribbeln auf ihrem Bauch, als Tapferer Manns Frau ihr das Hemd aufschlitzte.
    »Weiße Esche?« Stilles Wassers drängende Stimme ließ endlich die Bilder der Erinnerung in Fragmente zersplittern. »Du zitterst ja.«
    Stilles Wasser. Immer zur rechten Zeit zur Stelle. Sie holte tief Luft. »Ich habe nur Angst, Stilles Wasser. Mir fehlt nichts.«
    Sie rollte sich auf den Rücken und blickte zu den am Himmel funkelnden Sternen hinauf. Im Norden erhoben sich die düsteren Flanken des Green Mountain wie ein dunkler Fleck vor dem Horizont. Der einsame Schrei einer Eule schwebte über die endlosen Dünen.
    »Ich auch«, gestand Stilles Wasser zögernd. »Aber nicht wegen Tapferer Mann.«
    Weiße Esche blickte zu den anderen hinüber, die sich inzwischen schlafen gelegt hatten. Aus Windläufers Decken drangen leise Geräusche herüber. Er ist glücklich. Sie ist die Richtige für ihn.
    Salbeigeist, der den ganzen Tag einsilbig und verschlossen gewesen war und sich von den anderen ferngehalten hatte, schlief offenbar bereits.
    »Weiße Esche?« Stilles Wasser berührte ihre blasse Wange.
    Ja, was ist?«
    »Bist du… Wann hattest du deine letzte Blutung?«
    Sie drehte den Kopf und starrte ihn im Dunkeln an. »Meine Blutung}«
    Sanft strich er über ihre Kehle, ließ seine Hand ihren Arm hinuntergleiten und streichelte ihre

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