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Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Höhlenöffnung waren zerklüftete Berge zu sehen. Dunkelgrüne Waldflecken kontrastierten mit braunen Sandsteinfelsen und Geröllhalden. In den kühlen blauen Schatten dazwischen lag noch Schnee. Die Luft war geschwängert vom Duft nach Salbei, Rosengewächsen, Gras und feuchter Erde eine leichte Brise trug die Wärme der sonnenbeschienenen Felsen in die Höhle.
    Singende Steine lächelte ihr zufrieden zu und entblößte dabei braune Zahnstummel. Ja, ich spreche mit vielen Geschöpfen. Sogar mit Träumern, eh? Und mächtigen Träumerinnen … wie dir.«
    Sie senkte die Augen und strich ihre schwarz schimmernden Haare aus dem Gesicht. »Alle außer mir glauben, ich sei eine Träumerin. Was ist, wenn ich gar keine Träumerin sein will}«
    Singende Steines Runzeln verzogen sich zu einem neuen Muster. »Oh, bestimmt willst du das nicht.
    Niemand will ein Träumer sein. Das gehört zum Charakter der Träumer zumindest der guten Träumer.
    Ein Narr mag sich wünschen, ein mächtiger Träumer zu sein, aber er sieht dabei nur die Macht und was er mit ihrer Hilfe erreichen kann. Mit der Macht im Bunde kann er eine bedeutende Persönlichkeit werden, zu der die anderen aufsehen.
    Er wird die Macht nur für seine eigenen Zwecke benutzen. Aber die Macht will den Träumer benutzen und nicht umgekehrt. Wer also die Macht mißbrauchen will, wird von der Macht abgelehnt.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, kleine Weiße Esche. Träume sind für die Menschen, die träumen müssen':''
    Sie rieb sich den Schlaf aus den Augen, lehnte sich an die Wand und blickte ihn prüfend an. »Ich will nicht träumen. Ich will meine Ruhe.«
    Singende Steine stocherte mit einem Stock im Feuer herum. »Dir bleibt noch ein wenig Zeit…
    allerdings nicht mehr allzu viel. Dir und Kranker Bauch. Aber wie alle Träumer wirst auch du dich schließlich zwischen dem Großen Einen und der Illusion dieser Welt entscheiden müssen. Du wirst die Illusion oder die wahre Wirklichkeit wählen müssen.«
    Sie erhob sich, streifte Kranker Bauchs Hemd über und ging zu Singende Steine hinüber.
    Herausfordernd blickte sie in seine funkelnden Augen. »Ich muß mich entscheiden? Warum? Was ist, wenn ich mich weigere?«
    Ein flüchtiges Lächeln umspielte seine Lippen. »So geht das nicht, Mutter des Volkes. Eine Macht ist kein alter Mantel, den du auf deinem Lebensweg einfach irgendwo ablegen kannst. Sie ist wie deine Arme oder deine Beine oder dein Herz. Sie ist ein Teil von dir. Natürlich kannst du beschließen, einen Arm nicht zu gebrauchen wie das ist, siehst du an Kranker Bauch. Nein, Mädchen, wenn du dem Weg der Sonne folgst, handelst du nach dem Willen und mit dem Einverständnis der Macht. Bevor du dich den Aufgaben zuwenden kannst, die auf dich warten, mußt du allerdings die Wege der Macht erlernen.
    Du mußt zu den Sternen fliegen und mit den Geistern der Ahnen, mit Wolfsträumer, mit Feuertänzer und mit den Tieren sprechen.«
    Sie legte den Kopf schief. »Mich den Aufgaben zuwenden, die auf mich warten? Hör mir mal zu. Vor meinen Augen wurde der letzte Angehörige meines Stammes abgeschlachtet. Ich wurde geschlagen und vergewaltigt. Ich habe den Mann, der mir das angetan hat, umgebracht… und bin vor kurzem fast erfroren und verhungert. Ich weiß, du bist ein großer Träumer, Singende Steine, aber ich bin nicht bereit, mich auf eine Macht oder was auch immer einzulassen. Ich brauche Zeit. Ich will um meine Toten trauern. Ich muß über meine Zukunft nachdenken. Ich kann auch nicht hierbleiben. Hier bin ich zu nah beim Wolfsvolk… und ich bringe den ersten dieses Volkes um, der sich hier zeigt und an dein Feuer setzt.«
    Sein sanftes Lächeln veränderte sich nicht. »Vor dir liegt ein langer Weg, Mutter des Volkes. Im Augenblick bist du durcheinander. Du weißt nicht, wohin du dich wenden sollst, wann du kämpfen und wann du fliehen mußt. Du lebst am Rande abgrundtiefer Panik wie ein neugeborenes, von seiner Herde getrenntes Kitz. Hab Geduld. Bereite dich vor.«
    Sie holte tief Luft. »Du verstehst nichts. Ich bin nicht…« Ihr Blick fiel auf die leere Schlafstelle von Kranker Bauch. Erschrocken fragte sie sich, wo er sein könnte.
    »Vielleicht verstehe ich mehr, als du glaubst«, erwiderte Singende Steine. »Aber für den Augenblick haben wir genug von Träumen und Mächten gesprochen. Das Essen ist fertig. Setz dich.« Er klopfte einladend auf die neben ihm liegenden Felle. »Setz dich zu mir, Weiße Esche. Berge erheben sich nicht über Nacht zum

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