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Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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weit entfernt, wir können dir nicht helfen. Mögen die Sonne und der Große Donnervogel dir die notwendige Kraft verleihen und sie mit deinem Mut und deiner Verwegenheit vereinen. Geh! Lauf, mein Freund. Lauf so schnell, wie es dein Name sagt. Wir bereiten die Falle vor.«
    Windläufer hatte seine Speere und den Atlatl aufgehoben, Espe dankend zugenickt und war aus dem Lager getrabt. Aller Augen waren bei seinem Weggang auf ihn gerichtet gewesen.
    Ich muß nicht bei Verstand gewesen sein!
    Keuchend hetzte Windläufer den Hang hinauf. Die lockere Erde unter seinen Füßen verdichtete sich.
    Er sprang über einen Beifußstrauch und landete mit einem Fuß auf nacktem Fels. Er stürzte, Schmerz durchzuckte seinen Knöchel. Hinter ihm durchschnitten die Schreie seiner Verfolger triumphierend die Luft. Sie wußten, jetzt hatten sie ihn.
    Windläufer sammelte seine Speere ein und humpelte weiter. Er mußte seinen Knöchel schonen. Wie weit noch? Die rettende Schlucht schien greifbar nah und unerreichbar fern. Der Knöchel schien nicht gebrochen zu sein, tat aber verflucht weh!
    Mit zusammengebissenen Zähnen hinkte er weiter. Seine Verfolger befanden sich schon dicht hinter ihm. Die Freudenschreie und das schrille Gekreische näherten sich bedrohlich. Er blickte zurück.
    Nicht mehr als ein Speerwurf trennte ihn vom ersten Verfolger.
    Windläufer wirbelte herum und legte einen Speer in den Atlatl. Er ließ seinen Arm zurückschnellen und katapultierte den Speer mit aller Kraft. Doch der Krieger sprang behende zur Seite und ließ das tödliche Wurfgeschoß an sich vorbeizischen. In der Zwischenzeit war Windläufer zu den Felsen bei der alten Falle gehumpelt. Er blickte sich suchend um.
    Zersplitterte Büffelknochen ragten aus dem schlammigen Boden. Die Spitzen der Knochensplitter und die herumliegenden Rippen schienen ihn zu verhöhnen. Ein weißgebleichter Bisonschädel starrte ihn aus leeren Augenhöhlen an.
    Auf beiden Seiten der alten Büffelfalle erhoben sich jäh aufsteigende Felswände. Hier konnte er unmöglich hinaufklettern. Windläufer kroch in das Dickicht aus Felsenbirnen- und Johannisbeersträuchern, die an dieser Stelle üppig wuchsen, denn die Wurzeln ernährten sich von den verfaulenden Resten der Bisons. Inbrünstig flehte er: Sei da, Einziger Mann. Bei der Sonne und dem Großen Donnervogel, sei da… oder ich sterbe in diesem Canyon. Ein Speer pfiff an ihm vorbei und sauste in die Büsche. Er mußte weiter, hatte nicht die Zeit, sich den besten Weg auszusuchen.
    Kopfüber tauchte Windläufer in das dichte Gestrüpp und kroch wie eine unbeholfene Schlange auf der Sohle einer Trockenrinne entlang. Der durchdringende Geruch von Moschus und verwesenden Bisons stieg ihm in die Nase. Die Krieger hinter ihm stießen zornige Schreie aus sie hatten ihn aus den Augen verloren.
    Windläufer kroch weiter, Steine und Felsen zerschrammten seinen Körper. Die Sträucher schützten ihn zwar vor den Blicken seiner Verfolger, doch das stetig dichter werdende Gestrüpp behinderte ihn immer mehr.
    Oberhalb von ihm stolperten die wütenden Krieger lautstark durch die Büsche. Wo blieben Einziger Mann und die anderen? Er hatte nur noch wenig Kraft und Speere, um sich zu verteidigen.
    Ein Speer zischte durch die Felsenbirnensträucher und bohrte sich eine Handbreit neben ihm in den Boden. Hatten sie ihn entdeckt oder einfach nur Glück gehabt? Er schlängelte sich weiter, das Blut rauschte in seinen Ohren wie ein Wasserfall.
    Plötzlich entdeckte er eine unterspülte Wurzel. Er glitt in den Hohlraum und gelangte an eine blanke Felswand. Verzweifelt suchte er nach einem Fluchtweg doch es gab keinen.
    Hier werde ich sterben! Auf dem Bauch kroch er aus der Sackgasse heraus und schob sich hinter einen mächtigen Wildpflaumenbaum. Mit zitternden Fingern versuchte er, einen seiner zwei letzten Speere in seinen Atlatl zu legen.
    Im Gestrüpp krachte es, Äste brachen. »Komm heraus, kleine Schwarzspitze! Komm heraus und stirb!« johlte ein Krieger.
    »Schnappt ihn! Sonst warnt er die anderen, und der Traum bewahrheitet sich!« schrie ein Mann vom anderen Ende der Schlucht herauf. »Spürt ihn auf«
    Eine andere Stimme beschwerte sich: »Warum bleiben Fliegender Falke und die anderen am Eingang der Schlucht? Wenn das die Falle wäre, von der der Weißlehm-Mann geträumt hat, hätten sich die Schwarzspitzen-Krieger längst gezeigt und gekämpft es sei denn, ihr Mut ist so dünn wie Winterurin.«
    Windläufer horchte verwundert auf.

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