Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde
Krieger entschieden wurde, zeigte sein Gesicht keine Regung, es schien wie aus Stein gemeißelt.
Der Stammesanführer Büffelschwanz und der alte Seelenflieger Sonnenfedern saßen Fliegender Falke gegenüber. Büffelschwanz' Frau, Wolkiger Himmel, eine große Frau mit rundem Gesicht, saß zu seiner Rechten.
Weitere Krieger drängten sich dicht hinter Fliegender Falke und demonstrierten damit ihre Verbundenheit mit ihm.
Tapferer Mann war ein Platz an der Seite zugewiesen worden, wie es sich für eine neue Stimme im Rat geziemte. Bleicher Rabe saß neben ihm. Er ignorierte die auf sie gerichteten mißbilligenden Blicke. Zufrieden spürte er die Wärme ihres Körpers. Sollten die Leute sie doch anstarren und hinter vorgehaltener Hand tuscheln. Ihre Meinung über seine Frau hatte keinen Einfluß auf das, was heute nacht geschehen würde.
Die Bewohner des Lagers lauschten begierig den Worten des Rates. Sie wollten sich keine Silbe entgehen lassen. Die Kinder krabbelten zwischen den Beinen der Eltern herum und verfolgten das ernste Ereignis aus staunenden Augen.
»Erzähl uns, was vorgefallen ist«, eröffnete Büffelschwanz die Versammlung.
Fliegender Falke gehorchte und berichtete von Anfang an. Als er zu der Stelle gelangte, an der sie in den Hinterhalt gerieten, unterstrich er seine Worte mit lebhaften Gesten. »Tapferer Mann hatte mich vor einem auf der Lauer liegenden Schwarzspitzen-Krieger gewarnt. Ich mußte mich entscheiden, in die Schlucht einzudringen oder den feindlichen Krieger laufenzulassen. Die Sandsteinwände waren zu steil, um einen meiner Männer hinaufzuschicken und die Lage auskundschaften zu lassen. Wir verfolgten den Schwarzspitzen-Krieger, und ich schickte zwei meiner Leute allein voraus. Dabei riskierte ich, sie in die Falle zu schicken. Wir anderen warteten. Das fast undurchdringliche Dickicht bot dem Schwarzspitzen-Krieger ausreichend Schutz.
Als sich nach einer Weile noch immer nichts rührte, war ich überzeugt, daß diese Schlucht kein Hinterhalt war. Die beiden Männer, die ich vorausgeschickt hatte, riefen, ich solle mit den anderen unserer Gruppe nachkommen. Kaum hatten wir jedoch die Schlucht betreten, hagelten Speere auf uns nieder.«
Fliegender Falke sah Tapferer Mann an. »Es geschah alles so, wie du gesagt hattest. Von den zehn Männern, die mich begleitet haben, sind vier tot.«
Sonnenfedern legte den Kopf in den Nacken und blickte zum Nachthimmel hinauf.
Mit leiser Stimme fragte Büffelschwanz: »Will einer der Krieger, der mit Fliegender Falke in den Hinterhalt geraten ist, seinen Worten etwas hinzufügen?«
Gelber Fels räusperte sich. Auf die Stirn seines langen, von einer Hakennase dominierten Gesichtes war ein Kreis tätowiert. »Ich gehörte Fliegender Falkes Gruppe an. Ich war die ganze Zeit dabei. Es geschah so, wie er berichtete. Ihn trifft keine Schuld, denn er hat sich bis zur Aufforderung durch seine zwei vorausgeeilten Krieger geweigert, in die Schlucht zu gehen.«
Büffelfuß rief: »Fliegender Falke hat keinen Fehler gemacht. Eine Macht arbeitete gegen uns.«
Die Leute warfen Tapferer Mann unbehagliche Blicke zu. Er nickte nachdenklich. Ja, eine Macht hat uns eine Lektion erteilt.« Beifallheischend blickte er sich um, stieß aber bei den Umstehenden nur auf Mißtrauen und Ablehnung.
Jetzt ist nicht die Zeit, um gegen den Schwarzspitzen-Stamm auf den Kriegspfad zu gehen«, fuhr er unbeirrt fort. »Ich habe den Rat der Macht im Traum vernommen. Der Große Donnervogel will, daß wir gegen das Wolfsvolk auf den Kriegspfad gehen. Das Wolfsvolk versperrt den Weg nach Süden.
So, wie es den Weißlehm-Stamm ausgelöscht hat, möchte es auch den Namen des Stammes der Gebrochenen Steine für immer vernichten.«
Das darauffolgende betretene Schweigen wurde nur vom fernen Heulen der Kojoten unterbrochen.
Sonnenfedern räusperte sich und spuckte ins Feuer. »Ich hatte keinen solchen Traum.«
»Du hast auch nicht von dem Hinterhalt geträumt, in den Fliegender Falke mit seinen Kriegern hineingelaufen ist«, entgegnete Tapferer Mann. Die Worte kamen ihm wie von selbst, sie wurden ihm von den in seinem Kopf wispernden Stimmen eingeflüstert. »Ich weiß nicht, was ich von deiner Macht halten soll, Seelenflieger. Vielleicht ist sie stärker als meine, vielleicht auch nicht. Wir Menschen müssen auf die Worte jeder Macht hören, aber unsere Entscheidungen treffen wir selbst. Meine Macht sagt, wir sollen nach Süden gehen. Ich weiß nicht, warum. Die Mächte benutzen
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