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Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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engen Spalte in der Sandsteinwand. Als sie aus dem Engpaß heraustraten, blieb Kranker Bauch stehen und warf einen letzten Blick auf das Sternenrad.
    Eine tiefe Falte grub sich in Weiße Esches Stirn. »Ich weiß nicht, warum wir anstelle von Kriegern ausgewählt wurden«, sagte sie. »Ich versuche vergeblich, es zu begreifen, einen Sinn darin zu entdecken.« Sie zögerte. »Die Macht hat mein Leben von Grund auf verändert. Sieh mich an. Wäre mein Leben normal verlaufen, müßte ich heute im Dreigabelungenlager meine Pflichten von Grünes Feuer und Eulenklee lernen. Später würde ich meinen Platz als Anführerin einnehmen und die für das Lager wichtigen Entscheidungen treffen. Wahrscheinlich hätte ich einen Ehemann und ein oder zwei Kinder und ein drittes in meinem Bauch. Ich müßte mir Gedanken über die Geister machen und entscheiden, wo wir dieses Jahr Wurzeln sammeln. Statt dessen helfe ich dir beim Diebstahl des heiligen Bündels des Wolfsvolkes und soll einen neuen Weg für das Sonnenvolk träumen.« Sie seufzte wehmütig. »Das ist doch Wahnsinn.«
    Kranker Bauch verlagerte das Gewicht seines Gepäcks auf dem Rücken und ergriff ihre Hand. »Wir haben einen langen Weg vor uns. Komm weiter. Vielleicht entdecken wir das Bündel schon bald und können uns wieder davonschleichen, bevor auch nur irgend jemand etwas von dem Diebstahl bemerkt.«
    »Und wenn sie doch etwas merken? Wenn sie uns verfolgen?« Er bedachte sie mit einem langen Seitenblick. »Dann wird die Macht erfahren, was für ein Feigling ich bin.«
    Bei der Erinnerung an seinen Traum sank ihm das Herz in der Brust. Er sah das freundliche Gesicht von Linke Hand vor sich, und die Kette aus Steinfischzähnen schien ihm mit ihrem Gewicht den Hals langzuziehen. Nach all den interessanten Unterhaltungen mit dem Händler und der Ehre seines Geschenks war der Diebstahl des Wolfsbündels eine widerwärtige Art und Weise, ihm seine Freundlichkeit zu vergelten.
    Windläufer setzte sich auf den Platz, den Schwarzer Mond ihm zugewiesen hatte. Er ließ sich mit gekreuzten Beinen nieder und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Schwarzer Mond hatte ihn in die Nähe des Ratsvorsitzenden gesetzt, und das bedeutete, der Stammesanführer hatte die Absicht, ihn um Rat zu fragen.
    Männer und Frauen strömten herbei und ließen sich im Schatten der Pappeln nieder. Es war ein schöner Tag, und die Leute hatten die für die wärmeren Tage gedachten, bunt geschmückten Kleider angezogen: Enge Halsbänder aus Knochenperlen, Brustplatten aus Adlerknochen, Austernschalen und Muschelschmuck von der Küste, den sie bei Händlern eingetauscht hatten, leuchtend bunte Federn und glänzende Felle zierten ihre aus Hirsch- und Antilopenhäuten gefertigten Kleider. Die meisten hatten das Leder bemalt. Unübersehbar waren die Lieblingsfarben Gelb und besonders ein dunkles Purpurrot, das aus einem Rosengewächs hergestellt wurde.
    Im Gegensatz zu ihrer fröhlich bunten Aufmachung stand in den Gesichtern der Menschen tiefe Besorgnis, zuweilen sogar nackte Angst. Ich kann sie deswegen nicht tadeln. Gerüchte verbreiten sich wie ein Buschfeuer im Spätsommer. Wir fliehen vor dem Hohlkehlen-Stamm, doch die Leute wollen lieber kämpfen.
    Windläufer wurde das Gefühl nicht los, daß sie sich am Rand eines gähnenden Abgrunds bewegten und ein falscher Schritt für alle den sicheren Tod bedeutete.
    Er schürzte die Lippen und blickte sich finster um. Die Pappeläste über ihm zeigten flaumiges zartes Frühlingsgrün. Einen Speerwurf weit nördlich des Ratskreises, für den sie einen offenen, grasbewachsenen Platz vor Schwarzer Monds Zelt gewählt hatten, floß der Stinking River vorüber.
    Der Schwarzspitzen-Stamm hatte das Lager ein Stück stromabwärts der übelriechenden heißen Quellen aufgeschlagen, die dem Fluß seinen Namen gegeben hatten. Selbst an einem so warmen Tag wie heute konnte man dort, wo der Fluß im Westen aus dem Canyon floß, Dampfschwaden aufsteigen sehen. Hinter den baumbestandenen Hügeln erhoben sich die zerklüfteten Red Rock Mountains zum weißblauen Himmel.
    Den nördlichen Horizont markierte eine einzelne Kuppe, auf deren Spitze ein seltsam geformter Sandsteinbrocken lag. Es sah aus, als habe der Große Donnervogel oder der Große Bär ein gigantisches Herz auf den Hügel geworfen.
    »Sie haben dich ganz vorne hingesetzt?« erkundigte sich Schneckenhaus und blieb vor Windläufer stehen.
    »Vermutlich, weil ich das Land hier kenne.«
    Schneckenhaus blickte sich

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