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Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Mann tanzte ekstatisch durch die Flammenzungen. Er hielt eine Klapperschlange in den Händen, während die Berge brannten und die Menschen schrien.
    Verzweifelt kämpfte sie darum, sich von den vor ihr wirbelnden und ineinander verschmelzenden Bildern zu befreien.
    Plötzlich erhob sich aus steiniger, windgepeitschter Erde ein junger Mann. Schnee wehte in weißen Bändern um seine schweren Mokassins. Mit gespreizten Beinen stand er vor ihr, gekleidet in einen langen, bis zu den Knien reichenden Jagdmantel. Auf seinen Schultern lag ein Eisbärfell. In den Tiefen seiner Augen brannte ein inneres Licht. Er hob eine Hand, blies über die offene Handfläche, und ein Regenbogen begann sich von seiner Hand zum Himmel hinaufzuwölben und ließ mit seinem schimmernden Glanz sogar die farbenprächtigen Lichtstreifen verblassen, die das Große Geheimnis am Himmel im Norden hervorzauberte.
    »Wer bist du?« rief Weiße Esche.
    Er lächelte sie an, und ihre Seele schmolz unter der Wärme und Freude, die sein Gesicht ausstrahlte.
    Bevor sie erneut etwas sagen konnte, drehte sich der junge Mann um, fiel auf alle viere, und seine Arme und Beine vervielfachten sich. Vor ihren Augen verwandelte er sich in eine rote Spinne. Das Tier lief den Regenbogen hinauf und begann die Farben des Regenbogens über den Himmel zu spinnen, bis sie sich zu einem die Tautropfen der Sterne verbindenden Netz verwoben hatten.
    Weiße Esche streckte die Hand aus. Sie verlor das Gleichgewicht und taumelte in die Fäden des riesigen Netzes.
    Das Netz dehnte sich und formte neue Bilder: Tapferer Mann hob mit einer Hand das Wolfsbündel zur Sonne empor, in seiner anderen Hand blitzte ein langes Obsidianmesser auf, dessen durchsichtiger Stein mit dunklen Flecken verunziert war. Die Flecken fielen auf einen viereckigen, grauen Altar und begannen hochrot zu brennen.
    Eine Gestalt rollte von dem hüfthohen Altar herunter, sie sah in Stilles Wassers blicklose Augen. In seiner Brust klaffte ein riesiges Loch, Blut tropfte aus dem hohlen Raum, in dem einmal sein Herz geschlagen hatte.
    Weiße Esche wollte schreien, aber das Netz hob sie hoch über diese Szenerie hinaus und gab den Blick frei auf ängstlich fliehende Menschen. Die sie umgebende Macht veränderte sich, das Leuchten der Spirale begann sich zu verdunkeln, bis das einstmals goldene Licht nur noch blutrot glühend schimmerte.
    Sie warf einen ängstlichen Blick zurück, doch statt der riesigen Spinne sah sie wieder den schönen jungen Mann. Er war älter, er war Wolfsträumer geworden. Das Eisbärfell strahlte in blendendem Glanz. Flehend streckte Wolfsträumer die Arme nach ihr aus, sein Gesicht verzerrte sich vor Qual.
    Eine dunkle, alles überwuchernde Bedrohung breitete sich von Norden her aus, bewegte sich nach Süden, erstickte die Oberfläche der lebendigen Erde. Das Große Eine veränderte sich, zog sich zurück, entfernte sich.
    Stilles Wasser lag verwesend unter ihr, sein Fleisch war aufgedunsen. Aasfressende Vögel landeten auf den Rippen seines Brustkorbs, saßen auf seinen Hüftknochen wie auf einer Stange und hackten von Maden wimmelndes Fleisch aus seinen Eingeweiden.
    Sie schrie auf. Das Netz zog sich dichter um sie zusammen. Verzweifelt krallte sie sich an die klebrigen Fasern, verstrickte sich darin, bis sie sich nicht mehr bewegen, nicht mehr atmen konnte.
    Würgend erwachte sie in der kühlen Frische der nahenden Morgendämmerung. Stilles Wasser fuhr unter seinen Decken hoch und betrachtete sie besorgt. Sie versicherte ihm, alles sei in bester Ordnung, und drückte ihn fest an sich, bis er beruhigt wieder in tiefen Schlummer sank.
    Die Vögel begrüßten fröhlich zwitschernd den anbrechenden Tag, während sich auf einer weiter entfernten Bergkuppe ein Chor Kojoten von der Nacht verabschiedete.
    Die Decke, unter der sie lag, tröstete sie eine trügerische Sicherheit gegen die draußen wartende feindliche Welt.
    Warum kann ich nicht für immer hierbleiben? Kann ich die Welt nicht sich selbst überlassen? Die Macht nicht mit Tapferer Manns neuem Traum allein fertig werden lassen? Was soll eine ängstliche Frau dagegen ausrichten?
    Im Osten färbte sich der Horizont rosarot. Die noch verborgene Sonne bemalte die wenigen, über der schwarzen Silhouette des Landes schwebenden Wolken dunkelrot und orange.
    Ihr Magen verkrampfte sich. Sorgen. Sie nagen an mir und lösen jeden Morgen Übelkeit aus.
    Sie schloß die Augen und verließ für einen Moment diese Welt der Illusion. Sie beschritt den

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