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Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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das Kind heran. Selbst jetzt verfolgte ihn der gequälte Ausdruck in Leuchtender Monds Augen, trieb ihn an, sein Bestes zu versuchen. Gemeinsam hatten sie die letzte ihnen verbliebene Tochter den steinigen, Windumtosten Pfad hinaufgetragen und ihren Körper auf den Gipfel gebettet, wo sich ihre Seele befreien und zum Großen Donnervogel aufsteigen konnte. Dort oben, zusammengekauert in der feuchten Kälte der Frühlingsnacht, hatte er seine Hand auf die Schulter seiner Frau gelegt und zu dem von funkelnden Sternen übersäten Nachthimmel hinaufgeblickt. Die Seelen, die der Große Donnervogel in das Lager der Toten hinaufnahm, entzündeten ihre Lagerfeuer wie die Menschen auf Erden.
    »Mehr kann ich nicht ertragen«, hatte Leuchtender Mond weinend gesagt. »Was soll aus uns werden?
    Was nur?«
    Er hatte sie von dem Windgepeitschten Berg heruntergeführt. Noch heute spürte er das Gefühl der unendlichen Leere, das er beim Betreten seines Zeltes empfunden hatte. Er hatte sich umgeblickt und voller Wehmut den Ort betrachtet, an dem seine Kinder gelebt hatten. Zwei seiner Söhne waren auf geheimnisvolle Weise schon im Säuglingsalter gestorben. In der Nacht hatten sich ihre Körper plötzlich blau verfärbt. Eine seiner Töchter war tödlich gebissen worden, als sie die Rauferei einiger Hunde zu beenden versuchte. Eine andere Tochter lebte fünf Jahreszeiten lang, dann wurde sie beim Beerenpflücken das Opfer eines Bären. Das Bärenfell wärmte Leuchtender Mond und ihn in kalten Nächten ein geringer Trost für den Tod der Tochter. Das letzte überlebende seiner Kinder war Weidenreif. Sie war kräftig und gesund, hätte zu einer schlanken jungen Frau heranwachsen, sich verheiraten und mit einem starken jungen Mann ihren Eltern Enkel schenken können, an denen sie auf ihre alten Tage ihre Freude gehabt hätten.
    Weidenreif jagte an jenem Frühlingstag einem Eselhasen auf das bereits brüchige Eis des Bug Rivers hinterher. Plötzlich brach das Eis, und sie ertrank im schwarz und ruhig fließenden Wasser.
    Glücklicherweise war ihr Körper flußabwärts an einen Baumstumpf angeschwemmt aufgefunden worden. Sonst Salbeigeist schauderte bei dem Gedanken wäre ihre Seele dort unten im dunklen Wasser verloren gewesen, hätte sich vielleicht zu etwas Bösem gewandelt und die Lager des Volkes in langen Winternächten heimgesucht.
    In jenen traurigen Tagen nach dem Tod seiner Tochter hatte die Welt jegliche Farbe für ihn verloren.
    Der Wind biß mit noch eisigeren Zähnen zu, und die Wolken verdüsterten den Himmel noch mehr als sonst. Lachen und Hoffnung waren verschwunden. Leuchtender Monds Augen schienen offene Wunden zu sein, aus denen die Qual ihrer Seele sickerte.
    Es spielt keine Rolle, ob das Erdvolk mich gefangen nimmt. Ich mußte kommen … muß versuchen, das Kind zu holen. Untätiges Abwarten würde bedeuten, mit der inneren Leere weiterzuleben… zuzusehen, wie Leuchtender Monds Seele jeden Tag vor Kummer ein bißchen mehr stirbt.
    Salbeigeist schlich sich näher heran. Er achtete sorgfältig darauf, sich entgegen der Windrichtung zu bewegen, denn sobald die Lagerhunde ihn witterten, war alles verloren. Zwar schienen die meisten Tiere bereits alt zu sein, aber er hatte auch eine kräftige Hündin mit einem Wurf Welpen gesehen.
    Immer noch besser, diese Gefahr auf sich zu nehmen, als mit dem überwältigenden Kummer zu leben.
    In seiner Not war er zu Alter Falke gegangen, dem Seelenflieger des Weißlehm-Stammes, und hatte ihn um Hilfe gebeten. Er hatte ihm erklärt, die Blutung von Leuchtender Mond habe aufgehört, doch sie müsse unbedingt noch ein Kind empfangen.
    »Hier. Nimm das. Das ist der Helfer der Großen Maus«, hatte Alter Falke grinsend gesagt und ihm ein mit Gras ausgestopftes Mausfell überreicht. »Ruf die Große Maus, sie ist immer fruchtbar. Vier Tage und Nächte lang darfst du nicht essen und nicht trinken. Singe jeden Tag und lege den Helfer der Maus in der vierten Nacht unter dein Bett. Die Macht wird zu dir kommen.«
    Wie Alter Falke versprochen hatte, kam die Macht nur war es nicht die Große Maus. Ein geheimnisvoller, gutaussehender junger Mann erschien aus den von Sonnenstrahlen orangegefärbten Wolken und lächelte. »Ich hörte den Gesang und sah deine Tänze. Ich fühlte deine Läuterung, als du deine Seele gereinigt hast. Die Zeit von Leuchtender Mond, Kinder zu bekommen, ist vorbei. Daran kannst du nichts ändern. Keine Macht kann ihr die Fruchtbarkeit zurückbringen.«
    Salbeigeists Seele

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