Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
Vom Netzwerk:
kreischende Horde an, schössen ihre Pfeile ab und hieben mit ihren Kriegskeulen nach allen Seiten.
    Erstickende Staubwolken stiegen auf und kräuselten sich säulengleich zum scharlachroten Sonnenaufgang hinauf. Männer und Frauen stürzten zu Boden wie Fliegen im ersten schweren Frost.
    Schmerzensschreie vermischten sich mit Kampfgeheul.
    Wespe, die sieben Krieger auf den Weg nach Norden zu führen versucht hatte, kam zurück. »Schwarze Birke! Wir sind umzingelt! Weitere Krieger strömen über die Hügel. Petaga scheint die Schlacht in zwei Stufen geplant zu haben. Wir müssen einen geeigneten Platz finden und Stellung beziehen. Was hältst du von dem Felsen da drüben bei der südlichen Rinne?«
    »Ja, gut - geh!«
    Schwarze Birke sprang auf die Beine und trat den Rückzug an.

KAPITEL 37
    Flechte blieb inmitten eines Feldes am Ufer des Cahokia Creek stehen und beobachtete den karmesinroten Ball der über den Klippen im Osten aufgehenden Sonne. Streifen orangeroten Lichtes fächerten sich in den klaren Himmel, färbten sich bernsteingelb und ergossen ihren strahlenden Glanz über das Schwemmland.
    Erschöpft sank Flechte auf das Gerippe einer alten Zypresse. So weit das Auge reichte, ragten zwischen Disteln und Grasbüscheln uralte Baumstümpfe aus dem Boden. Sie fragte sich, wie viele wohl Ahornbäume gewesen sein mochten. Sie hatte gehört, Ahornsaft besitze ein wunderbar wohlschmeckendes Aroma.
    Flechte sah nach Süden. Die weit entfernten Hügel im großen Dorf des Sonnenhäuptlings warfen auf der der Sonne abgewandten Seite lange Schatten. Zu Füßen der Hügel bewegten sich schemenhaft als dunkle Punkte erkennbare Gestalten. Im Umkreis von einem Tagesmarsch erstreckten sich verkümmerte Maisfelder über jede Hand bebaubaren Bodens. Die schlaffen Blätter an den Stengeln schienen sich wie lange, magere Finger verzweifelt nach Mutter Erde auszustrecken.
    Was wird geschehen, Feuerschwamm? Was geschieht, wenn es mir nicht gelingt, in die Unterwelt zu reisen und mit der Ersten Frau zu reden? Läßt uns Mutter Erde dann alle in diesem Krieg sterben?
    Flechte rieb sich die Stirn. Sie beobachtete, wie vom Flußbett Nebel aufstieg und sich zu merkwürdigen Gebilden zusammenballte. Der Dunst formte fremdartige, gespenstische Gestalten - eine ähnelte einem Gesicht, das aus großen dunklen Augen zu ihr heraufstarrte. Aber vielleicht bildete sie sich das nur ein. Sie war sehr erschöpft. Seit zwei Tagen, seit ihrem Traum von Feuerschwamm, hatte sie nicht mehr geschlafen und nur ein paar Wurzeln gegessen. Sie kniff die Augen zusammen und konzentrierte sich auf das Gesicht im Nebel, aber Tränen der Erschöpfung trübten ihren Blick. Als die Sonne höher stieg und den Nebel mit Pfeilen aus Licht durchdrang, glühte das körperlose Gesicht rosarot auf und schien sich zu verdichten.
    Noch immer unsicher, ob es sich nicht doch um ein Trugbild handelte, blinzelte Flechte. Wer bist du?
    Ein Wassergeist? Bist du gekommen, um meine Seele zu holen?
    Das rosafarbene Geschöpf hob die Arme und begann sich in Tanzschritten zu wiegen, die Flechte noch nie gesehen hatte. Es tänzelte über die Wasseroberfläche, hob wie ein stolzierender Reiher die Füße und drehte sich im Kreis.
    Als wolle es sie locken, tanzte das Geschöpf im wogenden Nebel weiter den Fluß entlang.
    Flechte kletterte auf die Uferböschung und sprang auf das sandige Ufer. Silberne Nebelschleier umfingen sie mit kalten, durchsichtigen Fingern. Links von ihr hüpfte der Fluß über Felsblöcke, weiß aufschäumend wogte das Wasser auf und ab und verschwand im dichten Nebel.
    Tief sog Flechte den Duft nach Wasser und feuchtem Gras in ihre Lungen. Der Nebel begann sie vollständig einzuhüllen; sie konnte nichts mehr sehen. Der über ihrem Herzen ruhende Steinwolf fühlte sich plötzlich warm und schwer an. Sein Gewicht schien sie vorwärts zu ziehen.
    Kennst du den besten Weg, Wolf?
    Der Stein schien zunehmend schwerer zu werden.
    Weiter, Wolf. Führe mich.
    Vom Gewicht des Steins nach vorn gezerrt, teilte sie den Nebel wie ein Pfeil.
    »Sie sind unten auf der Ebene!«
    Bei Seifensteins Warnruf fuhr Wapitihorn herum und schrie: »Halt nach einer geeigneten Stelle Ausschau! Wir müssen sie auf Abstand halten, oder sie schießen uns in den Rücken!« Geschwind zog er sein Geweihstilett aus dem Gürtel. Sein Köcher war längst leer, und seine Kräfte waren erschöpft. Nur mit Mühe konnte er sich noch aufrecht halten.
    Den ganzen Tag über hatten sie gekämpft und

Weitere Kostenlose Bücher