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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Heuschrecke einen Berdachen geheiratet, wie es sich für einen Krieger ihrer Stellung geziemte. Eine Ehe mit einem Mann hätte sie erniedrigt und ihr die traditionelle Frauenrolle aufgezwungen: Sie hätte kochen, putzen und Kinder gebären müssen.
    Wie bei allen Dingen bestimmte auch darüber der Stammesverband. Die alten Frauen entschieden nicht nur, was gepflanzt wurde und wer die Felder zu bestellen hatte, sondern bestimmten auch über die Heirat eines Mannes. Dachsschwanz' Großmutter merkte, wie sehr er sich von seiner Cousine Heuschrecke angezogen fühlte, und nahm die Sache in die Hand. Auf ihre Anordnung hin mußte er Zwei Fäden vom Hirschknochenrassel-Stamm heiraten. Seine Großmutter und seine Großtante arrangierten die Ehe; beide besaßen sehr viel Einfluß innerhalb des Stammesverbandes. Da sich Dachsschwanz inzwischen einen Namen als Krieger gemacht hatte, konnte der dringende Wunsch des Kürbisblüten-Stamms, eine durch Verwandtschaft besiegelte Handelsbeziehung mit den Flying Woman Mounds im Westen zu knüpfen, durch diese Heirat in die Tat umgesetzt werden.
    Die Erinnerung daran empfand Dachsschwanz in seinem Innern wie das Kratzen wilder Rosen auf nackter Haut. Begleitet von mehreren Angehörigen seines Stammes, war er mit einem der schweren Handelskanus zur Mündung des Moon River gefahren. Er mußte sich tüchtig ins Zeug legen und das schwere Kanu aus Pappelholz zwei Wochen lang flußaufwärts bis zu den Flying Woman Mounds rudern. Das Gewicht des Bootes wurde noch gesteigert durch den Brautpreis, den er in Waren hinter sich gestapelt hatte.
    Deutlich erinnerte er sich an Zwei Fadens Gesichtsausdruck: mürrisch und mißtrauisch. Sie war verstimmt, weil sie einen so häßlichen Krieger wie ihn heiraten mußte, während sich ihr Herz nach einem anderen sehnte. Trotzdem hatte Dachsschwanz seine Pflichten erfüllt; er hatte eine Vegetationsperiode lang auf ihren Feldern gearbeitet, in ihrem Haus gewohnt und sich um ihren kleinen Sohn gekümmert.
    Und dann ging ich fort. Tief tauchte er das bemalte Paddel in das Wasser und trieb das Kriegskanu mit kräftigen Schlägen voran. Das langweilige, im Sinne der Tradition geführte Leben in den Flying Woman Mounds war nichts für ihn gewesen. Nicht nach all den Aufregungen im geschäftigen Cahokia. Ein Jahr nach seinem Weggang von Zwei Fäden und seiner Rückkehr nach Cahokia war ein junger Mann vom Hirschknochenrassel-Stamm mit der Nachricht gekommen, Dachsschwanz sei geschieden - damit aber der Vorteil der verwandtschaftlichen Beziehung zwischen den beiden Stämmen bestehenblieb, an denen allen so viel gelegen war, erklärte sich der junge Mann bereit, Dachsschwanz als seinen Bruder zu »adoptieren…«.
    So waren letzten Endes alle zufrieden. Doch Dachsschwanz gelang es nie, sich ganz mit Heuschreckes Heirat abzufinden. Zwar tröstete ihn der Gedanke, daß sie glücklich war, über vieles hinweg, aber sie hatte einen Berdachen geheiratet: eine Frau im Körper eines Mannes. Körperlich gesehen war Primel ein Mann, aber er hatte eine weibliche Seele und trug sein Haar lang und geflochten wie eine Frau. Außerdem hüllte er sich in Frauenkleider. Primel kümmerte sich um Heuschreckes Haus, bestellte zusammen mit den anderen Frauen die Felder und war ihr Geliebter … Jedoch hatte Primel in den fünfzehn Zyklen, die beide verheiratet waren, noch keine Kinder in Heuschreckes Schoß gepflanzt.
    Dachsschwanz begriff das nicht. Vielleicht hatte ein Mann mit einer weiblichen Seele keinen Samen.
    Wer konnte das schon wissen?
    Seine verzehrende Leidenschaft für Heuschrecke hatte er inzwischen fast überwunden. Das alte Feuer flammte nur noch selten auf. Manchmal, wenn sie genügend Zeit und Muße hatten und im Lager miteinander lachten und redeten, flackerten die Funken der Leidenschaft erneut auf. Doch hätte er dies niemals zugegeben. Sie liebte Primel, und Dachsschwanz wollte mit seinen selbstsüchtigen Wünschen ihr Glück nicht stören.
    Trotz seiner heimlichen Sehnsucht nach ihr war Heuschrecke im Laufe der Jahre seine beste Freundin geworden. Ihre Nähe besänftigte die tief in seinem Innern lauernde Unruhe.
    Dachsschwanz tauchte sein Paddel ein; das Kanu glitt nun dicht am Ufer entlang. Das dunkle Wasser kräuselte sich glitzernd im Kielwasser seines Bootes. Die hinter ihm flüsternden Stimmen der Krieger vermischten sich mit dem leisen Plätschern der Wellen. Nur gelegentlich schnappte er ein paar Worte auf. Irgendeiner prahlte, was für ein Hochgenuß es

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