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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Bett saß! Er konnte es kaum abwarten, bis sie aufwachte und ihn entdeckte.
    Tharon ließ seinen Blick über ihren Körper wandern. Sie lag auf dem Rücken, und ihre elfenbeinfarben und grün gemusterte Decke bedeckte knapp ihre nackten Brüste. Die dünne Decke enthüllte ihre sinnlichen Formen in schamloser Deutlichkeit. Es kostete ihn einiges an Selbstbeherrschung, nicht die Hände auszustrecken und ihre bloßen Schultern zu berühren. Ja, sie war zu einer schönen Frau herangewachsen. Das ovale Gesicht mit den großen Augen, den vollen Lippen und der leicht nach oben gerichteten Nase war vollkommen.
    Und du hast sie aus Cahokia hinausgeworfen? Idiot. Du hättest Nachtschatten und nicht diese kichernde kleine Närrin Singw heiraten sollen. Nachtschatten hat dich sehr gern gehabt, als ihr noch jung wart. Er lächelte und rief sich selbstgefällig die Erinnerung an die Bewunderung in ihren Augen zurück, mit der sie ihn als Kind angeblickt hatte.
    Nachtschatten bewegte sich, rollte sich auf die linke Seite und berührte mit der Stirn das Schildkrötenbündel. Aber sie wachte nicht auf.
    Tharon beugte sich vor, bis seine Nase fast die ihre berührte. Ein breites Grinsen zog sich über sein Gesicht, als sie kurz die Augen öffnete und gleich wieder schloß. Er glaubte platzen zu müssen vor unterdrücktem Gelächter!
    Doch als sie schließlich die Lider aufschlug, reagierte sie völlig anders als erwartet. Anstatt aufzuspringen oder vor Überraschung zu schreien, starrte sie ihm ungerührt in die Augen. Ihre schwarzen Pupillen bohrten sich tief in seine Seele. Er hatte das Gefühl, von einer Lanze aufgespießt zu werden. Die Härchen auf seinen Armen prickelten und stellten sich auf.
    Aufgebracht fuchtelte Tharon mit den Händen. »Nachtschatten! Du bist eine Spielverderberin! Das bist du schon als Kind gewesen. Kannst du mir nicht einmal etwas Spaß gönnen?«
    Wortlos warf sie die Decke beiseite, erhob sich von ihrer Bank und schwebte anmutig durch den Raum. Der Anblick ihres makellosen nackten Körpers traf Tharon wie ein Schlag. Während sie ein sauberes rotes Kleid anzog und die langen Haare zu einem Zopf flocht, starrte er sie unentwegt an.
    Ungeschickt stolperte er auf die Füße und stemmte die geballten Fäuste in die Hüften. »Nachtschatten, sprich mit mir. Ich befehle dir, mit mir zu reden!«
    Gemessenen Schrittes kam sie durch das Zimmer auf ihn zu, nahm, um ihn herumgreifend, das Schildkrötenbündel an sich und strich ehrfürchtig darüber. »Ich verbringe den Tag in Murmeltiers Sternenkammer, Tharon, und singe für das Bündel. Ich bin überrascht, daß es nach allem, was du ihm angetan hast, noch lebendig ist. Stör mich nicht.«
    Sie bückte sich unter dem Vorhang und verschwand.
    Zornbebend stampfte Tharon mit den Füßen. »Nachtschatten, ich hasse dich! Ich hasse dich, ich hasse dich!«
    Das Echo warf seine Stimme zurück. Gedemütigt und wütend floh er aus dem Zimmer, lief eilends durch die Flure zur Vordertür des Tempels und rannte in das helle Licht des Tages hinaus.
    Schweißgebadet hatte sich Dachsschwanz von schweren Alpträumen geplagt hin und her gewälzt.
    Immer wieder tauchten die Bilder des sterbenden Rotluchs' vor ihm auf. Von innerer Unruhe erfüllt erwachte er, erhob sich und ging zu Heuschreckes Haus. Er weckte sie und forderte sie auf, mit ihm ein Stabwurfspiel zu spielen. Auf diese Weise glaubte er sich von seinem quälenden Kummer ablenken zu können. Sie spielten in der Morgendämmerung, und nach einer Spielserie ruhten sie sich aus.
    In den letzten zwei Finger Zeit war das übrige Dorf erwacht. Aus der Ferne erklang das rhythmische Stampfen der Stößel, mit denen in Mörsern Mais zu Mehl verarbeitet wurde. Von den Kochfeuern kräuselte sich der Rauch in den Morgenhimmel. Gedämpfte Stimmen drangen durch die Stille, die Luft war geschwängert vom süßen Duft nach Maisbrei. Dachsschwanz bewunderte für ein paar Augenblicke die Schatten der Hügel, die sich wie lange schwarze Finger über den Platz streckten. Aufmunternd wandte er sich an Heuschrecke. »Fertig?« fragte er und hob den runden Spielstein auf, um mit dem achten Spiel zu beginnen.
    Erschöpft klammerte sich Heuschrecke an ihren sechzehn Hand langen, mit einer roten und einer blauen Schlange bemalten Stab. »Nein. Laß mich noch ein bißchen verschnaufen.« Einige Strähnen ihres kurz geschnittenen Haares, das hölzerne Kämme hinter den Ohren festhielten, hatten sich gelöst und flatterten um ihre geröteten

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