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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Wangen. »Du hast eben sechs Spiele gewonnen«, keuchte sie. »Ich komme mir langsam vor wie eine Anfängerin.«
    »Keine falsche Bescheidenheit. Du bist die beste Spielerin im Häuptlingtum, und alle wissen das - ich eingeschlossen.«
    »Bisher dachte ich das auch. Jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher. Vielleicht sollte ich lieber auf Wolfstöters Seite spielen.« Sie deutete auf das weiße Band, das er um seinen Oberarm gebunden hatte.
    Dieses aus uralten Zeiten überlieferte Spiel stellte den Kampf der urzeitlichen Helden gegen die Ungeheuer zu Anbeginn der Zeit dar, die von den Helden getötet worden waren. Ein Spieler repräsentierte Wolfstöter, der andere Vogelmann. Der runde Spielstein symbolisierte die Ungeheuer, die lanzenförmigen Wurfstäbe der Spieler sollten die von den heiligen Brüdern geschleuderten Blitze darstellen.
    Errötend nahm Dachsschwanz das weiße Band von seinem Arm und reichte es Heuschrecke. »Nimm es. Es gehört dir.«
    Sie maß ihn mit einem schiefen Blick und band es um ihren Arm. »Da bleibt mir wohl keine Ausrede mehr, wie?«
    Lächelnd überblickte er das zweihundert Hand lange und vierzig Hand breite Spielfeld. Eine weiße, mit Ton aufgetragene Linie, zwanzig Hand vom Spielfeldrand entfernt, markierte die Abwurfstelle.
    Das Spiel begann, indem ein Spieler den Stein schleuderte und über das Feld rollen ließ; dann rannten beide Spieler zur Wurflinie und warfen ihre lanzenförmigen Stäbe, wobei jeder versuchte, den schnell rollenden Stein zu treffen. Der Spieler, dem dieses Kunststück gelang, erhielt zwei Punkte. Glückte es keinem, bekam der Spieler, dessen Stab dem Stein nach dem Ausrollen am nächsten lag, einen Punkt.
    Bei gleichem Abstand der Stäbe zum Stein wurde kein Punkt vergeben.
    Heuschrecke atmete ein paarmal tief durch. »Gut. Ich bin soweit.«
    Dachsschwanz vollführte mit dem Arm einen kraftvollen Kreis und schleuderte den Stein in hohem Bogen durch die Luft. Als der Stein auf dem Boden aufschlug und weiterrollte, stürmten er und Heuschrecke zur Wurflinie und berechneten bereits die Geschwindigkeit und die Richtung, in die der Stein rollte. Kaum hatten ihre Fußspitzen die Abwurflinie berührt, warfen sie fast gleichzeitig und rannten, die Augen auf die Stäbe gerichtet, hinter ihnen auf das Spielfeld. Die Lieder ihrer jeweiligen Mächte singend, versuchten sie, die Flugbahn der Stäbe zu beeinflussen. Als Dachsschwanz sah, daß sein Stab in einem perfekten Bogen zum Stein flog, fiel er in einen langsamen Trab. Sein Stab traf den Stein und lenkte ihn zur Seite. Heuschrecke stieß einen enttäuschten Schrei aus.
    »Das glaube ich nicht!« rief sie. »Ich gebe es auf! Ich spiele nie wieder mit dir.«
    Lachend schlug ihr Dachsschwanz auf die nackte Schulter, bückte sich und hob seinen Stab auf. »Ich habe heute einfach Glück.« Etwas leiser fügte er hinzu: »Vielleicht hilft mir Rotluchs.«
    Besorgt forschte Heuschrecke in Dachsschwanz' Gesicht, dann senkte sie den Blick auf den festgetretenen Boden. »Du konntest gar nichts tun, Dachsschwanz. Hör auf, dich schuldig zu fühlen.«
    Sie hob den Stein auf und ging das kurze Stück bis zu ihrem Stab.
    Dachsschwanz drehte seinen Wurfstab zwischen den Fingern. Eine elende Leere öffnete sich in seiner Brust. Er schaute hinauf zu den rosaroten, in Richtung Westen über das Dorf hinwegziehenden Wolken.
    Gar nichts konnte ich tun? O doch! »Ich - ich weiß«, log er.
    Heuschrecke trat zu ihm und legte ihm tröstend die Hand auf den Unterarm. »Ich hätte nichts gegen ein Frühstück einzuwenden.«
    »Ich auch nicht. Zu schade, daß Primel nicht für uns kochen kann. Seine Maiskuchen schmecken wundervoll.«
    Heuschrecke nickte. Primel hatte Grüne Esche, die seit zwei Tagen an ernsten Beschwerden litt, heute morgen zu den geburtskundigen Frauen begleitet.
    Heuschrecke sah ihn mit einem wehmütigen Lächeln an. »Nun, morgen vielleicht … wenn Primel wieder zu Hause ist.«
    »Vielleicht bist du morgen schon Tante«, antwortete Dachsschwanz ermutigend und tätschelte ihr den Rücken. Ihr Gesicht wurde blaß und sorgenvoll.
    Als sie den Platz überquerten, entdeckte Dachsschwanz auf der obersten Treppenstufe des Tempelhügels Tharon. »Heuschrecke«, sagte er. »Warte.«
    »Was ist los?« Sie folgte seinem Blick und verstummte.
    Reglos stand Tharon oben auf dem Hügel, sein Gesicht wirkte wie aus Granit gemeißelt. Die rotgoldenen Gewänder schimmerten im Morgenlicht. Hinter ihm erhob sich der funkelnde Reichtum des

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