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Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Flüstern aus.
    »Was hast du gesagt?« fragte Berufkraut. »Ist dir eine Idee gekommen?
    »Idee?« rief Balsam. Er legte den Kopf in den Nacken, um nach oben zu schauen. »Nein, ich habe …«
    »Nun«, kam eine tiefe, kühle Stimme unten vom Pfad, »ich an eurer Stelle, Jungs, würde jetzt ziemlich schnell von diesem Baum da klettern und anfangen, die Traum-Höhle auszugraben, bevor Klebkraut sie sieht.«
    »Wer hat das gesagt?« Berufkraut umklammerte den Stamm der Tanne und schob sich ein wenig nach oben, um besser sehen zu können. Der Ast, auf dem er stand, gab ein knackendes Geräusch von sich.
    Rindenstückchen fielen im Sonnenlicht aufglitzernd zu Boden. »Antworte! Wer bist du?«
    Der Mann schlenderte den Pfad empor. Der Wind blies ihm sein langes, weißes Haar über die Schulter. Die Seemuscheln auf seinem Lederhemd glitzerten, als er die Arme verschränkte und sich an einen der Felsbrocken lehnte. »Du bist doch der junge Berufkraut vom Otter-Klan-Dorf, oder?«
    Berufkraut wechselte die Stellung auf dem Ast. Er brauchte eine Weile, bevor er diese kantigen Züge in seiner Erinnerung richtig einordnen konnte. Als er sie dann erkannte, stieg Übelkeit in ihm auf. Was hatten sie getan … beinahe getan? »S-Sonnenjäger, seit wann ist dein Haar weiß?«
    »Sonnenjäger?« Balsam quiekte und warf einen entsetzten Blick auf den Fremden. »Du meinst …« Er schluckte so laut, daß es wie das Quaken eines Baumfroschs klang. »Wir werden sterben, in Leberblümchen, Blutegel, Kröten verwandelt werden.«
    »Was habt ihr hier zu suchen? Warum stört ihr mich?« fragte Sonnenjäger.
    »Mein Großvater hat uns nach dir ausgeschickt.«
    »Melisse?« Sonnenjäger richtete sich auf. »Warum? Was ist geschehen?«
    »Die Mammuts laufen ins Meer. Sie sterben zu Dutzenden«, stieß Balsam hervor. »Großvater denkt, daß Mammut-Oben versucht, uns vor etwas Schrecklichem zu warnen.«
    In Sonnenjägers schwarze Augen trat ein seltsames Glänzen.
    Der Hund ließ vom Baum ab und trottete an Sonnenjäger vorbei. Als er auf den Pfad traf, begann er zu laufen und stieß ein schreckliches Geheul aus.
    »Ja«, murmelte Sonnenjäger. »Ich weiß, daß ich keine Wahl habe, Helfer.« Er wirkte todmüde, als er sich von dem Felsbrocken abstieß und sich umwandte, um dem Hund zu folgen. Seine Beine bewegten sich langsam und widerstrebend wie die eines alten Mannes.
    »Helfer?« wiederholte Balsam, als Sonnenjäger aus seinem Blickfeld verschwunden war. »Ist dieser Hund sein Geist-Helfer?« Er drehte sich um und starrte Berufkraut ungläubig an. »Er hat einen räudigen Geist-Helfer?«
    »Wen stört's? Komm jetzt, Balsam!« rief Berufkraut. Er sprang vom Baum und lief zu dem Schneebeerenbusch, wo sein Bündel und sein Atlatl lagen.

10. KAPITEL
    Auf Händen und Füßen, weinend und unkontrollierbar zitternd, kroch Turmfalke aus dem bitterkalten Fluß. Kein Schmerz, den sie jemals gehabt hatte, nicht einmal der bei der Geburt ihres Kindes, kam dem jetzigen gleich. Ihr Körper, der sie immer wieder im Stich lassen wollte, war ihr Feind geworden.
    »Nur noch ein bißchen … weiter.«
    Sie hatte diesen Platz vor einiger Zeit ausgesucht und ihn angepeilt, weil eine Reihe niedriger Schutzhöhlen hier die Front der untersten Uferterrasse unterbrach. Wolkenmädchen schrie auf Turmfalkes Rücken vor Hunger, aber daran konnte Turmfalke im Moment nichts ändern. Die entsetzliche Kälte hatte jedes Gefühl in ihren Händen und Beinen abgetötet. Sie vermochte den Riemen des Kaninchenfellsacks nicht zu finden, weil sie ihn nicht fühlen konnte.
    Sie zwang sich aufzustehen, doch ihre Beine glitten unter ihr weg, als wären sie völlig kraftlos. Wolkenmädchen schrie lauthals, und Turmfalke ließ den Kopf hängen und schluchzte müde. »Bitte, ihr Geister, helft mir!«
    Selbst wenn ihre Hände erfroren wären, hätte sie noch immer weglaufen können. Aber ihre Beine …
    ihre Beine! Für eine kurze Zeit war sie vor Panik wie gelähmt, doch schließlich raffte sie all ihren Mut zusammen und stemmte sich wieder auf Hände und Knie hoch. Sie mußte die nächstgelegene Schutzhöhle erreichen. Wenn ihr das nicht gelang, lauerte der Tod auf sie. Die Kälte würde in ihre Seele eindringen, und ihr Herz würde aufhören zu schlagen.
    Ihre Zähne klapperten vor Kälte wie Kürbisrasseln, doch sie kroch vorwärts.
    Stückchen für Stückchen kämpfte sie sich über Flußkiesel, Sandstreifen und dicke Matten braunen Grases vorwärts.
    Die Schutzhöhle war nichts

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