Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
Vom Netzwerk:
Stickereien aus Fischbeinperlen an ihrem Kragen und auf die Seeohrschneckenschale, die sie als Anhänger trug. »Klebkraut hat recht. Ihr alle habt Sonnenjäger heute morgen gehört. Er sagte, daß er nicht mehr durch das Labyrinth kommt, daß er den Weg zum Land der Toten verloren hat.« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Das kann doch nur bedeuten, daß Wolfsträumer ihn aufgegeben hat.«
    Klebkraut hätte gerne vor Freude gelacht. Er hatte es selbst gehört. Jeder hatte es gehört. Sonnenjäger hatte zugegeben, den Weg durch das Labyrinth verloren zu haben. Die neue Traumtechnik hatte Klebkraut zu ungekannten Höhen geführt und Sonnenjäger geblendet. Er hatte sie fast jede Nacht ausgeübt. Natürlich konnte er das nicht einem dieser Narren sagen. Sie würden ihn der Hexerei beschuldigen.
    Es war schon Jahresumläufe her, seit er das letzte Mal davon gehört hatte, daß irgend jemand verhext worden sei, doch er kannte die alten Geschichten. Hexer und Hexen mißbrauchten die Macht für üble Zwecke. Im allgemeinen waren Hexer in menschlicher Gestalt unterwegs, doch manchmal verwandelten sie sich und borgten sich zum Beispiel Wolfsbeine, damit sie schneller laufen konnten, oder die Zähne des Säbelzahntigers, oder die Kraft des Kurzschnauzenbären, um ihre Opfer in Stücke zu reißen.
    Von einem berüchtigten Hexer im Gezeiten-Dorf weit im Norden wurde erzählt, er habe für seine nächtlichen Streifzüge immer seine Augen herausgenommen und sie in einen Korb in seiner Hütte gelegt. Dann habe er sich die Augen eines Löwen geliehen, um in der Dunkelheit besser sehen zu können. Wie hatte er noch mal geheißen? Ja, Kaktus-Eidechse. Der Dummkopf. Sein eigener Hund hatte den Korb mit den menschlichen Augen gefunden und sie aufgefressen, so daß er gezwungen gewesen war, am nächsten Tag mit den goldenen Löwenaugen durchs Dorf zu gehen. Die Leute waren kreischend davongelaufen. Die Ältesten hatten angeordnet, daß Kaktus-Eidechse zur Strafe mit Granit beschwert weit draußen im Ozean über Bord geworfen werden sollte.
    Aber was für ein interessanter Gedanke. Klebkraut lächelte. Wie wäre es wohl, nachts im Körper eines Wolfs umherzuschleichen?
    Schwindlige Robbes krächzende Stimme riß ihn aus seinen Grübeleien.
    »Ist das die Erklärung, alte Frau?« fragte Schwindlige Robbe von seinem Platz auf dem Boden aus.
    Sein flaches Gesicht glänzte wie poliertes Kupfer. »Oder liegt es daran, daß Sonnenjäger müde ist?
    Eh? Ihr alle! Sonnenjäger ist von einem Dorf zum nächsten gereist und hat Kranke geheilt. Darum war er nicht hier, um die Tänze zu leiten. Hättet ihr es lieber, daß er die Leute sterben läßt, so daß er mit uns tanzen kann?«
    In den Gesichtern mancher der jüngeren Zuhörer zeigte sich Scham. Um das Feuer herum erhob sich Stimmengemurmel. Klebkraut erkannte seine Chance. Mit klingender Stimme sagte er: »Ich hatte einen Traum!«
    Jemand lachte. Wer hatte das gewagt? Klebkraut spähte über den vom Feuer erleuchteten Kreis hinaus.
    Berufkraut. Der Junge hockte hinter Sumach. Balsam kniete neben ihm und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    Klebkraut richtete sich zu seiner vollen Größe auf und schrie: »Mammut-Oben ist zu mir gekommen!
    Ich schlief unter der Tanne dort drüben, und der Traum kam mit einem Brüllen zu mir, als reiste er auf den Flügeln der Donnerwesen.«
    »Und was hat sie gesagt, Klebkraut?« spottete Berufkraut.
    Ein kleines Mädchen kicherte und legte dann schnell eine Hand vor den Mund, um sich zu verstecken.
    Mehrere Erwachsene fielen ein und lachten leise.
    »Hört mir zu!« befahl Klebkraut. »Mammut-Oben hat mir gesagt, daß ihre Kinder sich aus Ärger selbst getötet haben - aus Ärger auf Sonnenjäger. Nicht, weil er nicht zum Land der Toten gehen kann, sondern weil er es nicht einmal versucht. Er hat aufgegeben. Er weigert sich, mit Mammut-Oben zu sprechen.«
    »Warum sollte er das tun?« forderte Berufkraut ihn heraus. »Mammut-Oben ist sein Geist-Helfer.
    Ohne sie ist er verloren.«
    »Und wir alle mit ihm, Junge. Das ist der Punkt. Sonnenjäger hat heute zugegeben, daß er den Weg nicht mehr findet. Wir müssen einen neuen Träumer finden, der zum Land der Toten geht. Und zwar schnell, bevor es zu spät ist und alle Mammuts von der Welt verschwunden sind.«
    »Wen hast du denn als neuen Träumer im Sinn, Klebkraut?« fragte Balsam mit gespielter Ernsthaftigkeit. »Dich?«
    Klebkraut blieb der Mund offenstehen. »Du Balg! Wie kannst du es wagen?«
    »Das ist

Weitere Kostenlose Bücher