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Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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daß ihr seht, was mit Frauen geschieht, die sich ihren Männern gegenüber schlecht verhalten.«
    Blitzschnell schmetterte Blauer Krieger sein Knie gegen Flammenvogels Kehle und zertrümmerte ihr die Luftröhre. Mit einem gräßlichen Pfeifen drang ein Luftstrom aus ihrem Mund. Dann kam das Blut, heiß aufwallend floß es an ihrem Gesicht herab. Sie kämpfte und schlug Blauer Krieger mit den Fäusten, während sie entsetzt zu ihm aufschaute.
    Dann bewegten sich ihre Augen zur Seite, zu Tannin und Stechapfel. Ihre Furcht um sie und ihre Liebe leuchteten einen Moment lang in ihren Augen auf, bevor sie erloschen, ihre Arme herabfielen und ihr Atem erstarb.
    Blauer Krieger erhob sich und ging in das Zelt. Plötzlich hörte das Baby auf zu schreien.
    Stechapfel wand sich aus Tannins Umklammerung und rannte zur Hütte. »Nein, Vater!« schrie er. »Nicht unseren Bruder! Er hat keine Schuld! Bitte, Vater, nicht das Baby!«
    Tannin stand stocksteif vor Furcht, als Stechapfel in die Hütte schlüpfte. Tannin wußte, warum das Baby aufgehört hatte zu weinen. Er wußte es, noch bevor er Stechapfels rauhe Schreie hörte: »Nein!
    Warum hast du das getan? Warum hast du das getan? Warum?«
    Tannin zuckte zusammen und wachte keuchend auf. Er rang nach Luft und setzte sich, die Felldecken bis zur Hüfte abwerfend, in der von ihnen in aller Eile errichteten Grashütte auf. Sie bestand aus sechs gegen den Fels gelehnten und mit Buschwerk bedeckten Baumschößlingen. Durch die Lücken fiel das Sternenlicht in silbernen Strahlen. Draußen wieherten und schnaubten Pferde, als witterten sie einen Löwen oder einen Kurzschnauzenbären. Sie galoppierten den hangabwärts liegenden Wildwechsel entlang.
    Tannin schaute zu Stechapfel hinüber. Sein Bruder lag auf dem Rücken und hielt sein Bündel gegen die Brust gepreßt. Tannin konnte durch das Leder des Bündels hindurch den bösartigen, starren Blick des toten Babys auf sich ruhen fühlen. Er erschauerte und drehte den Kopf weg.
    Kurz nach der schrecklichen Ermordung ihrer Mutter war Stechapfel ein Händler geworden. Und selbst damals hatte Tannin schon verstanden, daß Stechapfel diese Entscheidung getroffen hatte, um von zu Hause wegzukommen. Blauer Krieger hatte Tannin bei seinem Großvater untergebracht und sich einen Mond später wieder verheiratet, und zwar mit einer dummen, kleinen Närrin namens Sperber.
    Sowohl Tannin als auch Stechapfel hatten sie gehaßt, und dieser Haß hatte auf Gegenseitigkeit beruht.
    »Diese Bälger von dieser Hure Flammen taube«, nannte sie sie. »Weiß der Kuckuck, wer sie nun wirklich gezeugt hat.«
    Tannin schüttelte den Kopf. Wie merkwürdig, daß diese Worte ihn noch immer verletzten. Warum eigentlich? Sperber war zwei Jahre nach der Heirat mit seinem Vater gestorben, und Blauer Krieger hatte sich wieder eine neue junge Frau genommen. Aber diese schrecklichen Worte waren geblieben, insbesondere in seinen Träumen.
    Stechapfel hatte wenig Zeit zu Hause verbracht, wenn er sich aber dort aufhielt, so war er oft zum Grab ihres kleinen Bruders gegangen und hatte sich dort niedergesetzt.
    Nicht ein einziges Mal in all den seit damals vergangenen Jahresumläufen hatte er den Namen ihrer Mutter ausgesprochen. Und Tannin wunderte sich darüber. Stechapfel hatte sich Frauen gegenüber immer merkwürdig verhalten als ob er tief in seinem Innern einen Haß gegen alle Frauen nährte, eine am Todestag ihres kleinen Bruders entstandene Abneigung. Stechapfel bevorzugte eindeutig die Gesellschaft von Männern. Und dennoch hatte er viermal geheiratet.
    Tannin schluckte, um seine staubtrockene Kehle zu befeuchten, streckte sich wieder auf dem Boden aus und zog die Decken über sich. Ja, Stechapfel war viermal verheiratet gewesen … und jede seiner Frauen hatte er sinnlos geschlagen, weil sie ihm keinen Sohn gebar.
    Grübelnd fuhr sich Tannin mit der Hand durch das schweißnasse Haar.
    »In Ordnung, Mann«, sagte der Junge mit zitternder Stimme. »Ich verstehe nun, daß ich nur dann etwas über das leben lernen und meine Feigheit besiegen kann, wenn ich den Tod in mir lebendig erhalte. Ich werde also sein Sohn sein. Obwohl ich es nicht bin. Ich werde meine Fähigkeit, wiedergeboren zu werden und in den Annen meiner Mutter zu liegen, opfern, damit ich tot sein und mit diesem Menschen leiden kann, den ich nicht einmal kenne. Aber es ist hart, Mann. Es ist so hart.«
    Schwere Atemzüge kamen vom Sternenvolk und waberten um ihn herum wie glühende Gasfeuer.
    Die Brust

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