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Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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nahmen an, daß sie von Westen kommen würde, aber natürlich konnten wir nicht sicher sein. Schwindler und Feuerstein haben ihr Lager an dem nach Osten führenden Pfad aufgeschlagen.«
    Stechapfel sagte freundlich: »Sie kommt von der Küste. Frech und zuversichtlich kommt sie anspaziert.«
    »Woher willst du das wissen?«
    Stechapfel spürte, wie Tannin neben ihm sich bewegte. Er drehte sich zur Seite und bemerkte den warnenden Blick seines Bruders. Tannins Zopf hing lang den Rücken hinab. Er hatte die Teetasse auf sein Bein gestellt und hielt sie mit einer Hand. Welch ein Idiot. Dachte er etwa, Stechapfel wäre dumm genug zu erwähnen, daß sie mit Sonnenjäger gesehen worden war? Niemals. Und außerdem hatte Sonnenjäger sie inzwischen verlassen. Tannin war unerträglich.
    Stechapfel lächelte Tannin beruhigend zu und machte zu Milan gewandt eine gleichgültige Geste.
    »Weil sie denken wird, daß sie so gut wie in Sicherheit ist. Warum sollte sie nicht zuversichtlich sein?«
    Er trank seinen Tee, als ob nichts wäre. Dabei konnte er Turmfalkes Annäherung riechen. Ihr Geruch wurde vom Wind herangetragen und war genauso durchdringend wie der der Kiefern. Ja, bald würde sie da sein. Sehr bald. Und er wollte warten. Selbstgefällig grinste er.
    Milan nahm seine Teetasse und trank einen kräftigen Schluck. Dann wischte er den Mund mit der Rückseite seines Ärmels ab. »Ich will euch etwas über diesen Klan sagen: Melisses Frau, Sumach, hat sich immer an Turmfalkes Seite gestellt, wenn wir über sie gesprochen haben. Darauf müßt ihr euch gefaßt machen.«
    Stechapfel nickte halb belustigt. »Die Frauen halten immer zusammen. Das war zu erwarten. Es wird die Dinge nicht ändern.«
    »Wie kannst du dir da so sicher sein? Was ist, wenn Sumach Theater macht, sobald wir versuchen, Turmfalke aus dem Dorf zu holen? Melisse hat gesagt, daß Sumach eine Ratssitzung verlangen wird, in der über die Anschuldigungen gegen deine Frau entschieden werden soll.«
    »Na gut, dann machen wir eben noch die Ratssitzung mit, und dann gehen wir. Wir haben sie so lange gejagt, einen Tag mehr macht da auch keinen Unterschied.«
    »Und was, wenn sie entscheiden, daß sie unschuldig ist, sie die Anschuldigungen der Blutschande und des Mordes zurückweisen?«
    »Wie könnten sie das tun? Wir sind die Zeugen ihrer Schuld.«
    »Es würde dann unser Wort gegen ihres gelten. Der Otter-Klan leitet seine Abstammung über die weibliche Linie ab. Möglicherweise glauben sie auch sechs Männern nicht. Vielleicht beschließen sie, sie laufenzulassen. Oder was schlimmer wäre: Sie könnten sie in ihren Klan aufnehmen, da sie ja behauptet, mit ihnen verwandt zu sein. In diesem Fall würden wir mit ihnen kämpfen müssen, um sie zu bekommen.«
    Stechapfel kicherte verächtlich. »Soweit wird es niemals kommen. Glaube mir.«
    Rabenlicht beugte sich zur Seite und flüsterte Milan etwas zu. Das Gesicht des Kriegers verdunkelte sich. Er nickte. »Ja, Rabenlicht hat recht. Vielleicht sollten wir mit Klebkraut sprechen, bevor wir das Risiko einer Ratssitzung eingehen.«
    Stechapfel hörte Kleiner Kojote aus seinem Bündel flüstern: »Ja, Vater. Klebkraut ist der, von dem ich dir erzählt habe. Geh zu ihm. Er hat Mutter gesehen. Sprich mit ihm über Mutter, bevor Sumach sich dir in den Weg stellen kann. «
    Stechapfel stellte fest, daß seine Miene ausdruckslos wurde, wenn er Kleiner Kojote zuhörte, doch als er die Blicke sah, die Milan und Rabenlicht ihm zuwarfen, lächelte er grimmig. Sie starrten ihn an, als hätte er gerade einen Geist aus der Luft gerufen. Konnten sie die Stimme seines Sohnes hören? Nein, denn sonst hätten sie Erstaunen und nicht Mißtrauen zum Ausdruck gebracht.
    Stechapfel nahm eine entspannte Haltung an und blickte ins Feuer. »Ja, wir müssen mit diesem Klebkraut sprechen. Wir vier sollten morgen gleich bei Sonnenaufgang zu ihm gehen.«
    Milan verschränkte die Finger und nickte. »Ich glaube, daß das vernünftig ist. Rabenlicht wird jedoch nicht dabeisein. Heute nacht ist er an der Reihe, den Pfad nach Westen abzulaufen und nach deiner Frau zu suchen. Wenn er bei Sonnenaufgang zurück ist, wird er schlafen wollen. Aber ich werde mit dir gehen.«

39. KAPITEL
    Turmfalke kroch lautlos wie ein Rotluchs durch das vermoderte Geäst. Angestrengt lauschend versuchte sie, durch das Rascheln der Eichenblätter und das Quaken der Frösche etwas anderes zu hören. Der kräftige Geruch von Frühlingsblumen und von Hirschlosung stach ihr

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