Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste
folgte ihr zu dem Gehölz, wo die jungen Kiefern versucht hatten, unter den mächtigen Ästen eines Mammutbaums emporzuwachsen. Die abgestorbenen grauen Stämmchen der sechs kleinen Bäume hatten beinahe die Höhe von zweieinhalb Metern erreicht, bevor sie aus Mangel an Licht verkümmert waren. Damit würde es gehen. Die Frau stemmte sich gegen den ersten Stamm, bis er mit einem lauten Krachen unten abbrach.
Berufkraut knickte ein weiteres Stämmchen um, während Turmfalke die dünnen trockenen Zweige entfernte.
Sie arbeiteten schweigend, bis sie vier der Stämmchen abgebrochen und von Zweigen befreit hatten.
Dann sagte Berufkraut: »Das reicht. Wir werden die zwei längsten Stangen für die Seiten nehmen und die zwei kleineren Stämmchen zerbrechen und sechs Querleisten davon machen.«
Sie nickte und befeuchtete ihre vollen Lippen mit der Zunge. »Gut. Wir wollen uns beeilen. Gib mir die Spitzen und nimm du die dicken Enden.«
Als sie die Stämmchen aufhoben, sagte Berufkraut: »Dein Mann wartet vor uns auf dem Pfad auf dich. Weißt du das?«
»Ja.«
»Du mußt nicht mit mir ins Lager gehen, wenn du nicht willst. Ich kann Sonnenjäger allein dorthin transportieren. An deiner Stelle würde ich mich an einem sicheren Ort im Wald verstecken. Mein Großvater ist das Oberhaupt des Otter-Klan-Dorfes. Er hat deinem Mann und den Männern vom Schwarzwassertal-Klan nur erlaubt, bis übermorgen auf dich zu warten. Dann müssen sie weggehen.
Es wäre sicherer für dich, erst ins Dorf zu kommen, wenn sie verschwunden sind.«
Turmfalke atmete kräftig durch. »Bitte, ich möchte darüber jetzt noch nicht nachdenken.« Dann fügte sie leise hinzu: »Wenn wir näher beim Dorf sind, werde ich mich entscheiden.«
Berufkraut wandte seine Aufmerksamkeit der Aufgabe zu, den Weg zurück zu dem Stapel übereinandergestürzter Bäume zu finden. Die Resignation in ihrer Stimme machte ihn betroffen. Er warf einen Blick zurück und bemerkte, daß Turmfalke die Schultern hängen ließ und den Kopf gesenkt hielt.
Berufkraut schaute wieder nach vorn. Helfer hatte sich neben Sonnenjäger ausgestreckt und die Schnauze auf dessen Schulter gelegt.
Als sie die Stangen hinwarfen, sagte Berufkraut: »Es ist natürlich deine Entscheidung, aber du solltest wissen, daß meine Großmutter auf deiner Seite steht. Sie …«
»Deine Großmutter?« fragte die Frau. »Wer ist sie? Was weiß sie von mir?
»Sie heißt Sumach und ist die Klanälteste. Ich habe keine Ahnung, wieviel sie von dir weiß. Nur, was dein Mann und die Männer vom Schwarzwassertal-Klan ihr erzählt haben.«
»Dann bist du Melisses Enkel?«
»Ja«, antwortete er stolz. »Woher weißt du von meinem Großvater?«
»Sonnenjäger hat mir von ihm erzählt. Er empfindet große Hochachtung für Melisse. Und wie heißt du?«
»Berufkraut.«
, Also, Berufkraut«, sagte sie und atmete tief aus, »was haben mein Mann und diese anderen Männer dem Otter-Klan von mir erzählt?«
Berufkraut zuckte mit den Schultern, hob eines der Stämmchen auf und betrachtete es in der Dunkelheit. »Dein Mann hat dich der Blutschande angeklagt. Ihm zufolge behauptest du, mit unserem Klan verwandt zu sein. Milan behauptet, du hättest seinen jüngeren Bruder Büffelvogel getötet. Beide sagten, du hättest ein Baby bei dir.«
Der Mund der Frau zuckte so sehr, daß sie die Zähne zusammenbiß. »Du weißt also, wie ich heiße?«
»Sie sagten, dein Name sei Turmfalke.«
Sie schaute auf die Dreiecke aus silbrigem Licht, die auf dem Waldboden verstreut waren. »Ja. Das ist richtig.«
Berufkraut legte das Stämmchen mit dem Ende auf einen umgefallenen Baum und sprang dann mitten darauf, so daß es zerbrach. »Ich brauche diese Lederstreifen«, sagte er, »um die Querleisten festzubinden.«
Zärtlich ließ Turmfalke die Finger über die langen Fransen gleiten, die den Saum von Sonnenjägers blutigem Hemd bildeten, dann schnitt sie geschickt mehrere davon ab. Ihre Bewegungen ließen Ehrfurcht erkennen, als wäre jede Franse Teil einer Zeremonie und von den Geistern besonders gesegnet. Und vielleicht ist es ja auch so, dachte Berufkraut. Unzählbar viele heilige Lieder hatte Sonnenjäger mit diesem Hemd bekleidet für Mammut-Oben gesungen. Unbehaglich stand Berufkraut da und fühlte sich schuldig, daß er das Hemd für ein Schleppgestell entweihen mußte.
Sie gab ihm sein Messer zurück. »Ich binde die drei unteren Querleisten fest und du die drei oberen, einverstanden?«
»In Ordnung.«
Er nahm ihr
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