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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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geräumt worden, damit man hinein- und herausgehen konnte. Auf der linken Seite war das Dach auf gefährliche Weise eingesunken. Die Deckenstangen waren so verrottet, daß es jeden Augenblick einzufallen drohte.
    Sie kniff ein Auge zusammen. »Wenn du eine Mahlzeit mit mir teilst, dann kümmere ich mich um deinen Sonnenbrand.«
    Er sah sie erschreckt an. »Ich habe meine Manieren vergessen. Ich hätte dich natürlich zum Abendessen einladen sollen. Bitte, komm mit. Für mich ist das Essen ohnehin nicht bestimmt, es kommt also nicht darauf an.« »Oh… großartig.«
    Sie winkte ihn nach vorn und folgte ihm auf dem engen Pfad. Feigenkakteen standen sperrig nebeneinander, mit fingerlangen Stacheln. Ein Zaunkönig hatte sich in einem größeren Beifußstrauch ein Nest gemacht. Trockenes Gras und alte Federn ragten aus dem Loch.
    Maisfaser sprang zurück, als der junge Mann das Gleichgewicht verlor und stolperte. »Laß mich dir helfen«, sagte sie. »Ach, das geht schon. Wirklich, du brauchst nicht -« Maisfaser nahm ihn am Arm und führte ihn zur Tür. Der Ledervorhang war von Mäusen angenagt. Wo der Putz abgeplatzt war, kam das Mauerwerk aus rotem Sandstein zum Vorschein. »Dein Haus?« »Nein.« »Also wenn es nicht dein Haus und nicht deine Nahrung ist, wem gehört das alles?« »Meinem Lehrer, Düne, dem Heimatlosen. Er ist ein großer Sänger. Ein sehr heiliger… Was ist denn ?«
    Maisfaser keuchte erschreckt und schwenkte ihn so herum, daß er fast über sie gefallen wäre. Sie legte ihm die Hände mitten auf die Brust, um ihn zu stützen, so daß sie ihm in die sanften braunen Augen sehen konnte. »Ihr großen Götter! Hier lebt der alte Düne? Er ist dein Lehrer?«
    »War er. Für ein paar Tage.«
    Schauer der Angst liefen ihr den Rücken hinunter. Düne stand im Ruf, unvorhersehbare Dinge zu tun, so zum Beispiel Menschen, die er nicht leiden konnte, in Packrattenurin oder in einen klebrigen Fliegenfuß zu verwandeln. Sie sah den jungen Mann argwöhnisch an.
    »Wie fühlst du dich in deiner Seele?«
    »Hmm?« fragte er überrascht und sah sie so neugierig an wie ein Erdkuckuck. Sein hüftlanges schwarzes Haar wehte in einem Windstoß auf und flatterte über Maisfasers Schultern. »In meiner Seele?«
    »Ja, fühlt sie sich noch menschlich an? Vielleicht hat dir Düne eine Mottenseele gegeben, bevor er weggegangen ist, und deshalb hast du diesen unbezwingbaren Drang gehabt, ein Insekt zu sein.« Der Jüngling überdachte das. »Er hat tatsächlich einen merkwürdigen Sinn für Humor, und das stimmt, ich habe mich wirklich gefühlt, als ob ich schwebte und flatterte -«
    »Als ob deine Seele Flügel hätte?« Maisfaser machte einen Satz nach hinten, und er stürzte. Seine Knie prallten auf die Erde, und dann fiel er mit dem Gesicht nach vorn quer über den Pfad. Er strengte sich an, auf die Knie zu kommen, und dabei fuhren seine grellroten Hinterbacken in die Höhe. Aber der Versuch erwies sich als zu mühevoll; er gab auf, wälzte sich auf den Rücken und schielte zu Maisfaser hinüber.
    Nach einer Weile sog er die Luft tief ein, und lange ausatmend sagte er: »Nein, eher wie eine Wolke im Sturm.«
    Maisfaser beugte sich vor und blickte auf ihn hinunter. »Na ja«, sagte sie achselzuckend. »Vielleicht bist du dann doch noch ein Mensch.«
    Er seufzte und streckte die Hand aus. »Kannst du mir helfen? Ich glaube, ich schaffe das nicht allein.« Maisfaser packte seinen Arm und zog ihn auf die Beine. Er torkelte zur Tür und hielt ihr den Vorhang auf. Innen sah sie eine Feuermulde in der Bodenmitte und eine aufgerollte graue Decke daneben. Ein Stapel Körbe stand im Hintergrund. Nichts wirkte bedrohlich … und sie sehnte sich danach zu ruhen und etwas zu essen. Ihr zitterten schon wieder die Beine.
    »Danke«, sagte sie und schlüpfte geduckt durch den Vorhang.
    Er hängte den Vorhang über einen Zapfen in der Wand, so daß die Tür offenblieb, und folgte ihr. »Bald kommt der Abend, da brauchen wir das Licht, um Feuer machen zu können.« Sie stand etwas verlegen dabei, als er die Asche in der Mulde beiseite schob und ein Nest aus trockener Wacholderrinde machte; er zupfte Reiser aus dem Holzhaufen und legte sie auf die Rinde. Sie schaute sich um und nahm die neue Umgebung in sich auf.
    Ruß hatte die weißen Wände befleckt und einen glänzenden schwarzen Ring um den Rauchabzug im Dach gezeichnet. Getrockneter Mais, Kürbisse, Bohnen und Kaktusfeigen, die von der Decke hingen, waren mit einer Schicht von

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