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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Wasser heiß machen?« »Ja, ja, natürlich.« Er hastete zu der gemauerten Feuerstelle, dankbar dafür, daß er etwas tun konnte; eilends suchte er unter den Töpfen und Tassen für Zeremonialzwecke, die an den Wänden des viereckigen Vorraums standen, und nahm sich einen größeren Topf. Er packte einen Wasserkrug, um ihn zu füllen, aber der rutschte ihm aus seinen bebenden Fingern und zerschellte auf dem Boden. Wasser ergoß sich über das Feuer, und weißer Dampf zischte hoch.
    Eisenholz fuhr wie auf Katzenfüßen herum, und seine Hand fuhr zum Dolch in seinem Gürtel. »Tut mir leid, es … es tut mir leid.«
    »Nur die Ruhe, Sängerling«, sagte Nachtsonne. »Alles wird gut. Bestimmt.«
    Er holte tief Luft, versuchte, das Zittern zu unterdrücken, und griff nach dem anderen Wasserkrug. Unwillkürlich gingen seine Blicke dauernd zum blutigen Gesicht von Maisfaser, und jedesmal wurde ihm schwindliger.
    Die linke Kopfhälfte war schon angeschwollen und hatte sich dunkelblau verfärbt. Blut rann ihr aus Nase und Mund, doch schien es auch unter die Haut zu sickern, in einen Hohlraum unter ihrem Auge, eine Stelle, die eine schauerlich schwarze Färbung annahm. Sängerling brachte es fertig, den Topf zu füllen und den Krug noch heil abzusetzen. Mit einem Stock aus dem Holzstapel schürte er das Feuer. Er schob etwas von der Glut zu sich, so daß in der Mitte eine Mulde entstand, in die er den Wassertopf setzte.
    Eisenholz wandte sich an Nachtsonne. »Warum Maisfaser? Zu welchem Zweck? Wollte er sie umbringen, nur weil sie unsere Tochter ist?«
    Nachtsonne schaute nicht auf; sie zog die Schultern hoch. »Du meinst, um mich und dich zu bestrafen, weil die Ältesten der Ersten Menschen in diesem Punkt versagt haben?«
    »Genau das meine ich.«
    Nachtsonne stand auf und tauchte einen Stoffstreifen ins Wasser. »Es ist noch nicht heiß«, sagte Sängerling.
    Nachtsonne schüttelte den Kopf. »Macht nichts. Das sind geweihte Töpfe. Die Seelen derer, denen sie geweiht sind, werden in das Wasser eindringen und böse Geister verjagen.« Sie wrang den hellbraunen Stoff aus und wandte sich an Eisenholz. »Ich kann mir nur eine Person vorstellen, die so böse ist, daß sie unsere Tochter töten würde.«
    Seine Augen glitzerten drohend. Mit ruhiger, unheilvoller Stimme sagte er: »Ich auch.« Sängerling sank neben Maisfasers Kopf auf die Bank. »Wer? Wer könnte sie töten wollen?« Eisenholz wandte sich einfach ab.
    Nachtsonne kniete sich wieder vor Maisfaser; Sängerling schaute sie an und wiederholte: »Wer?« »Mein Sohn«, antwortete sie und begann, Maisfasers Gesicht behutsam zu waschen. Blut hatte den Stoff durchtränkt. »Aber er ist viel zu feige, um so etwas selbst zu tun. Er muß jemand gedungen haben.«
    »Oder mit Drohungen eingeschüchtert haben.« Eisenholz schritt jetzt langsam umher, jeder Schritt bewußt, als wäre er auf der Pirsch nach gefährlicher Beute im Dickicht eines Waldes. Sängerling preßte eine Hand auf den Bauch, der ihm jetzt weh tat. Die Gesegnete Sonne hatte versucht, seine eigene Halbschwester zu töten? Was für ein Mensch… ?
    Nachtsonne berührte Sängerlings Knie. »Sie wird genesen, Sängerling. Solche Wunden habe ich schon behandelt. Oft kommen Krieger von räuberischen Streifzügen zurück mit solchen -« »Mir - mir geht's schon besser.«
    Nachtsonne nickte; sie stöberte in ihrem Beutel herum und legte rote, blaue und gelbe Säckchen auf die Bank. Verschiedene Düfte stiegen auf, Salbei, Minze und etwas mit stechendem Geruch, was Sängerling nicht einordnen konnte. Er gewann selbst etwas Ruhe, indem er über Maisfasers Haar strich. »Es wird schon wieder, Maisfaser«, flüsterte er. »Bald bist du wieder gesund.« Das Blut in einer blauen Ader an ihrer Schläfe klopfte so schnell wie der Herzschlag eines Vogels, aber sie atmete kaum.
    Er beugte sich tief hinab und flüsterte ihr ins Ohr: »Ich liebe dich, Maisfaser. Verlaß mich nicht. Bitte, verlaß mich nicht.«
    Nachtsonne musterte ihn mit einem Seitenblick und säuberte die Stelle um den gebrochenen Schaft herum. Helles rotes Blut sickerte heraus.
    »Aber wieso wollte jemand ihr weh tun?« fragte Sängerling flehentlich. »Ihr beide wißt es offenbar, aber ich kann nicht verstehen -«
    »Ich kann es«, sagte Düne. Er kam die Stufen herab; sein schütteres weißes Haar schimmerte orangefarben. Er humpelte durch die Kiva. Nordlicht folgte ihm, mehrere Decken im Arm. »Warum also?« fragte Sängerling, von neuem

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