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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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beschützen, mein Freund.« Spannerraupe klopfte ihm auf den Rücken. Doppelstern huschte in die Engstelle, und derweil hockten sich die anderen Krieger müde nieder, gerade außerhalb der Reichweite von Pfeilen von den hohen Canyonrändern.
    Spannerraupe setzte sich auf einen zur Hälfte eingegrabenen Fels und ruhte sich aus. Nacheinander kamen die Nachzügler an und warfen sich zu Boden.
    Nach einem Zeitfinger trottete Doppelstern durch den schmalen Durchlaß zurück. Ächzend stand Spanneraupe auf und schleppte sich vorwärts.
    »Sie sind weg«, berichtete Doppelstern. »Ich habe überall nachgesehen und bin die Sandsteinstufen dahinter runtergeklettert. Da hab ich in der Mulde eine Leiche gesehen. Eine Gefangene, die sie getötet haben, Rotfunke, ein Mädchen vom Ameisen-Clan.«
    »Wie lange ist sie tot?«
    Doppelstern zuckte die Achseln. »Mindestens einen Tag. Die Augen sind ausgetrocknet, sie ist schon etwas aufgebläht.«
    Spannerraupe seufzte, zwar erleichtert, daß kein Hinterhalt sie erwartete, aber um so bedrückter über den Vorsprung der Mogollon, der weit größer war, als er gefürchtet hatte. Wie kamen sie nur so schnell voran? Hatten sie Adler, die sie trugen? »Aber wenn sie so schnell so weit gekommen sind«, dachte er laut, »dann müßten sie doch langsamer werden, sich in Sicherheit glauben und bei den Pappel-Quellen noch diesseits der Berge lagern.«
    »Sie tragen mindestens zwei Leute auf Bahren«, betonte Weißer Stein. »Und die Gefangenen sind nicht so schnell. Rotfunke hat sie vermutlich zu sehr aufgehalten. Sie ist die erste, die sie getötet haben und bis jetzt die einzige. Die andern sind sicher am Ende ihrer Kraft.«
    »Ja, das sind sie wohl. Aber kommt, mir ist wohler, wenn wir erst auf der andern Seite dieses Engpasses sind.«
    Er folgte Weißer Stein und Doppelstern in die kühle Enge und schaute unbehaglich in die Höhe. Glatte Felswände, oben mit Unterholz bewachsen, schlössen sich um sie. Wer immer hier drin gefangen war, konnte sich nicht wehren. Der ideale Ort für ein Massaker. Spannerraupes Blicke schössen in alle Richtungen, er glich einem Mann, der durch einen Raum voller Geister geht, darauf gefaßt, daß unsichtbare Hände gleich nach ihm greifen.
    Jenseits der Enge schleppte er sich über die gewölbten Sandsteinschichten, alle abgeschliffen durch endlose Wasserströme in der Regenzeit, und kauerte sich neben die Leiche von Rotfunke. Sie war in den Rücken getroffen worden, zweifellos bei einem Fluchtversuch. Spannerraupe stieß die Leiche an und schnüffelte. Zweifellos mehr als einen Tag tot.
    Etwas nagte an ihm - nicht nur der Ekel angesichts der Fliegen, die über die ausgetrocknete Haut krochen. In den Rücken geschossen… durch die Lunge. So wie Wolkentanz.
    Erinnerungen blitzten in ihm auf: der schlaffe Körper in seinen Armen, das Gewicht der kalten, durchnäßten Leiche, das Blut, das aus ihr herausfloß und auf die …
    Der Pfeil war Rotfunke durch die Lunge gefahren… Wo ist also ihr Blut? Der Sand unter ihr war trocken, unbefleckt.
    Verwirrt stand er auf…
    Der erste tödliche Pfeil zischte durch die Luft und bohrte sich durch Doppelstern. Er schrie auf und fiel, und ein zweiter Pfeil schnitt durch den Ärmel von Spannerraupe, eine weiterer fuhr mit solcher Gewalt in die Schulter von Weißer Stern, daß er zu Boden gerissen wurde.
    Spannerraupe brüllte: »Lauft weg!«
    Lautes Kriegsgeschrei erfüllte die Luft, als die Feuerhunde hinter dem niedrigen Beifußgebüsch aufsprangen.
    Spannerraupes Krieger rannten herbei, als er mit einer Hand nach dem Bogen griff und mit der anderen Weißer Stein zu sich zerren wollte. Der Pfadfinder verlor schnell Blut. Zu schnell! Es drang durch sein Hemd und rann seine Beine hinab. Grauenerregende Schreie erschallten, als die Männer um Spannerraupe herum zu Boden gingen, verwundet oder sterbend, manche sogar von drei Pfeilen getroffen.
    Wellen des Entsetzens überrollten Spannerraupe.
    »Los, Weißer Stein! Du mußt laufen, ich kann dich nicht tragen. Los! Lauf!«
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht stolperte Weißer Stein vorwärts.
    Die Mogollon-Krieger schienen direkt aus dem Boden hochzuschießen. Einige stürmten die Flanken entlang zu Anhöhen, die den Engpaß kontrollierten. Das war der einzige Fluchtweg, und wenn jemand überleben wollte, mußte er dorthin rennen -jetzt sofort!
    »Los! Zurück! Rennt um euer Leben!« brüllte Spannerraupe und stieß Weißer Stein vorwärts, auf die Engstelle zu. Schon bezogen

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