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Vox

Vox

Titel: Vox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baker
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er die Blinkleuchten an, Video Video Video, es war das Hellste im ganzen Einkaufszentrum. Ich machte ihr also die Tür auf, und sie stieg ein, und ich reichte ihr die Decke in der riesigen Tüte und sagte: ‹Moment noch, bin gleich wieder da›, schoß in den Videoladen und ging in die Erwachsenenabteilung, die sie abgetrennt hatten, und ich machte mich daran, die Boxen durchzugehen. Ich war außer Atem, und meine Sinne waren hyperwach, ich suchte die Boxen nach ‹Atom› ‹Atom› ‹Atom› ab. Ich wußte, ich mußte nur einen einzigen Film holen, den richtigen Film, was ein Ding der Unmöglichkeit zu sein schien, doch ich spürte, wie es mich auf dieser unwiderstehlichen Glückswelle vorwärts sog, und dann entdeckte ich inmitten all der Caballero Controls und Cal Vistas und der ganzen anderen kleinen Firmen ein paar ‹Atom›-Produktionen, und ich lieh eine aus, Pleasure So Deep hieß sie. Der Titel roch geradezu nach Übersetzung, es war ideal. Ich schrieb mich als Mitglied ein, lieh den Film aus und war fünf Minuten später wieder im Wagen. Emily saß da und blätterte ruhig das People durch. Sie sagte: ‹Was hast du geholt?›, und ich sagte: ‹Es heißt Pleasure So Deep.› Sie machte ein kleines ‹Oh!› und sagte: ‹Und das siehst du dir heute abend an?› Ich sagte: ‹Ja, ich muß, ich muß mich in die Situation reinfühlen, du hast mich völlig überzeugt.› Worauf sie sagte: ‹Sag’s mir noch mal, damit ich es deutlich vor Augen habe. Mit deiner Anzeige suchst du eine Frau, die neben dir auf der Couch sitzen, sich den Film ansehen und dabei masturbieren will, ja?› Sie legte die Hand leicht auf die Box mit dem Film. Ich sagte: ‹Ja›, und sie sagte: ‹Nur das, sonst nichts, bloß das, nichts Weitergehendes, ja?› Und ich sagte: ‹Ja, bloß das. Und ich glaube, ich versuche jetzt wirklich mal, die Anzeige, auf die sich eine melden soll, die das machen will, zu formulieren, dank dir. Du hast mir geholfen, die richtige Decke auszusuchen, und jetzt, wo ich den richtigen Film habe…› Dann zögerte ich, und ich sagte: ‹Ich glaube jedenfalls, ich habe den richtigen Film, aber trotzdem – das beunruhigt mich jetzt. Wie soll ich wissen, ob der Film tatsächlich der richtige ist und welche speziellen Szenen diejenigen sind, welche…?› Inzwischen waren wir auf dem Firmenparkplatz direkt hinter ihrem Wagen angekommen. Entweder stieg sie jetzt aus oder nicht. Ich sagte: ‹Sieh mal, ich bin total am Schwimmen. Ich hab keine Ahnung von importierten Sexfilmen. Ich brauch wirklich deinen Rat. Allein kann ich das nicht beurteilen. Ich werde unsicher sein.› Und ich schaute sie an, und sie schaute mich an, und du erinnerst dich, daß ich ihr stundenlang dabei zugehört hatte, wie sie laut über Lee nachdachte, und sie sagte: ‹Na gut.› Und so fuhren wir zu mir nach Hause.»
    «War es ein guter Film?» fragte sie. «Kamen Statuen darin vor?»
    «Statuen? Ach, du meinst Statuen? Ich weiß nicht, ob er in Rom spielte. Er handelte von einer Frau, die offenbar eine Art Geldfälscherring leitete, der das Falschgeld in Urnen lagerte. In einer Szene schläft sie mit einem Typen, der eine riesige, schreiend gelbe Krawatte mit einem Dollar-Zeichen darauf umhat. Sinnlos, albern – aber egal, Emily hatte recht, daß er synchronisiert war, das war ungeheuer erotisch. Und die Brüste sahen irgendwie europäisch aus: nicht ganz so maisgemästet und symmetrisch, aber vielleicht war das auch wieder eine Illusion des Soundtracks.»
    «Und hast du dir dann den Film angesehen oder Emily? Was hatte Emily übrigens an?»
    «Sie trug einen Rock und so ein kurzärmliges Pulloverdings, ich glaube, es war dunkelrot, eine Art Dunkelrot mit dünnen goldenen Querstreifen. Süße kleine, stolze, elegante Brüste – im Pullover, meine ich.»
    «Und du warst in Jackett und Schlips?»
    «Ja. Ich führte sie in die Wohnung, und wie meine Wohnung aufgeteilt ist, gibt es einen sehr kurzen Vorflur, von dem nach links die Küche abgeht, und dann ist man auch gleich im Wohnzimmer – sie ging also vor mir ins Wohnzimmer, und obwohl ich darauf achtete, dort kein Licht zu machen, war eben doch die Couch da an der Wand und das Video dort auf dem Tisch an der anderen Wand, und es war, als wäre da eine phosphoreszierende Pünktchenlinie, die beides miteinander verband, sie waren miteinander verkoppelt, nichts anderes im Zimmer zählte, und ich sah, wie sie sich schnell zu mir umdrehte, um das Wohnzimmer noch nicht richtig sehen zu

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