Voyager 008 - Cybersong
zweifelte kaum mehr daran, daß er
ebenfalls Verletzungen erlitten hatte. Aber er würde überleben,
bis sie die Krankenstation und den Doktor erreichten.
Die anderen waren in schlechterer Verfassung. Es erwies sich
als recht problematisch, sie von den Schutzanzügen zu befreien,
denn aufgrund ihrer Verletzungen konnten die Betreffenden
dabei keine Hilfe leisten. Kes forderte Chakotay immer wieder
zu größter Vorsicht auf. In der künstlichen Schwerkraft des
Shuttles bestand die Gefahr von fatalen
Wirbelsäulenverletzungen.
Besondere Vorsicht war erforderlich.
»Hier, halten Sie seine Schultern fest, während ich mir die
Beine vornehme«, wandte sich Kes an den Ersten Offizier. »Und
achten Sie darauf, daß er flach liegt.«
Chakotay folgte ihren Anweisungen, und irgendwie gelang es
ihnen, Kim aus dem Schutzanzug zu holen, ohne seinen Rücken
zu belasten.
»Sie und Paris – helfen Sie Captain Janeway aus dem
Raumanzug«, sagte Kes. »Ich untersuche Harry.«
Janeway war bei Bewußtsein, was die Aufgabe ein wenig
erleichterte. Trotz ihrer Verletzungen konnte sie sich bewegen,
und deshalb riskierten sie keine Nervenquetschung, die zu
Lähmungen führen konnte. Allerdings: Janeways Augen blieben
trüb, und sie sprach undeutlich. Chakotay verstand kaum, was
sie sagte, und plötzlich machte er sich große Sorgen um sie.
Er wollte ihr helfen, jetzt sofort.
Er mußte sie so schnell wie möglich zur Krankenstation der
Voyager bringen.
Das Shuttle kippte plötzlich nach Steuerbord. »Woran ist
dieses Ding vertäut?« fragte Tom Paris. »An einem schwarzen
Loch?«
»Wir haben es mit einem Magnetanker stabilisiert«, erwiderte
Chakotay. »Und in Ihrer derzeitigen Verfassung können Sie es
nicht fliegen.«
»Mir tut das Bein weh, nicht der Kopf«, betonte Paris und
sank in den Pilotensessel.
Chakotay nahm neben ihm Platz und erhob keine Einwände
mehr. Paris war ein ausgezeichneter Pilot – wenn seine Sinne
und Reflexe richtig funktionierten.
»Schnell«, drängte Kes mit angespannter Stimme. »Wenn wir
die Krankenstation zu spät erreichen, stirbt Harry!«
12
»Haben Sie mit dem Programmcode schon etwas anfangen
können?« wandte sich B’Elanna Torres mit scharfer Stimme an
Fähnrich Mandel.
»Die problematischen Segmente sind inzwischen isoliert«,
erwiderte Daphne Mandel ruhig. Sie sprach so, als analysierte
sie die Angelegenheit für sich selbst. »Ich muß den Code noch
manuell durchgehen, um herauszufinden, wo aus welchem
Grund welcher Fehler liegt. Und wer dafür verantwortlich ist.«
»Können Sie feststellen, wer dahintersteckt?« fragte Torres
nun weniger scharf. Interesse und Faszination erwachten in ihr.
Sie wußte: Wer so gut war wie Mandel, konnte im
Programmcode die erstaunlichsten Dinge entdecken.
Fähnrich Mandel zuckte mit den Schultern. »Kommt darauf
an. Verschiedene Personen programmieren auf unterschiedliche
Weise. Es ist so wie mit der individuellen Handschrift. Wenn
man sie schon einmal gesehen hat, weiß man sofort, von wem
sie stammt. In diesem Fall sollte es nur Sequenzen geben, die
vom ursprünglichen Team programmiert wurden. Es müßte sich
also bestimmen lassen, wessen Segment die Fehler enthält.«
B’Elanna Torres seufzte. »Seit wir Deep Space Nine verließen,
haben viele Personen Codes geschrieben«, erklärte die
Chefingenieurin. »Für viele Dinge, denen wir im Delta-
Quadranten begegneten, war der Computer nicht programmiert,
und deshalb mußten die Basisprogramme angepaßt werden. Von
eleganten Lösungen kann man in diesem Zusammenhang kaum
sprechen, aber wenigstens haben sie uns weitergebracht.«
»Soll das heißen, Sie haben einfach dies und das geändert, je
nach den Umständen?« fragte Mandel entsetzt.
»Uns blieb keine Wahl«, entgegnete Torres. »Jeder Patch ist
datiert und müßte im Logbuch des Maschinenraums eingetragen
sein. Es sollte eigentlich ganz einfach sein, den Code zu
kontrollieren.«
Mandel seufzte schwer. »Vielleicht wird das Problem von all
den gepatchten Stellen im Betriebssystem verursacht. In der Eile sind vielleicht die Interaktionen mit anderen Programmen außer
acht gelassen worden. Was an einer Stelle in den Datenkanälen
gut funktioniert, kann an anderer zu Elaborationsfehlern führen.
Zu viele hastige Veränderungen summieren sich, bis aus ihnen
ein neues Problem wird.«
B’Elanna Torres zögerte einige Sekunden lang und musterte
ihre neue Mitarbeiterin. Es verbargen sich
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