Voyager 008 - Cybersong
einen
gesplitterten Kristall von der Brust, blickte durch die
transparente Helmscheibe und erkannte… Harry Kim.
Der junge Fähnrich war bewußtlos. Chakotay versuchte, das
Wandsegment beiseite zu schieben, unter dem Kim
eingeklemmt war. Zwar herrschte Schwerelosigkeit, aber das
bedeutete nicht, daß die Objekte auch ihre Masse verloren. Das
Trümmerstück – es schien aus einer seltsamen Mischung von
Stein und Metall zu bestehen – rührte sich nicht einen
Millimeter weit von der Stelle.
Er blickte darüber hinweg, zu einer Stelle, an der das
Wandsegment zwischen einigen anderen festsaß. Hier kämen
wir nicht einmal mit einem tragbaren Traktorstrahlgenerator
weiter, dachte Chakotay. Er holte einen Laserschneider aus der Werkzeugtasche am Gürtel und durchtrennte das Segment. Die
ganze Zeit über behielt er den gleißenden Strahl im Auge und
achtete darauf, daß er dem Schutzanzug des Bewußtlosen nicht
zu nahe kam.
»Ich brauche Sie hier, Kes«, wandte er sich mit Hilfe des
Helm-Kommunikators an die Ocampa.
»Ich habe den Captain gefunden«, erwiderte Kes.
»Wie geht es ihr?« fragte Chakotay und schob den einen Arm
unter Kims Rücken. Die Schwerelosigkeit bot einen großen
Vorteil: Sie verringerte das Risiko, die Verletzungen des
Fähnrichs zu verschlimmern. Außerdem wurde es dadurch
leichter, Kim fortzubringen, zurück zum Shuttle.
»Ich weiß es nicht«, erklang die Stimme der Ocampa aus dem
Lautsprecher im Innern des Helms. »Sie ist bei Bewußtsein,
scheint jedoch benommen zu sein.«
»Liegt sie unter irgendwelchen Trümmerstücken?« fragte
Chakotay.
»Nein. Aber ich bezweifle, daß sie aus eigener Kraft gehen
kann.«
»Versuchen Sie, Captain Janeway zum Shuttle zu bringen. Ich
kümmere mich inzwischen um Kim. Wenn beide in der
Raumfähre sind, kehren wir noch einmal hierher zurück und
suchen Paris.«
»Niemand braucht Paris zu suchen«, tönte eine andere Stimme
aus dem Kom-Lautsprecher. »Paris kommt auch gut allein
zurecht.«
»Sehen Sie das Licht unserer Lampen?« fragte Kes besorgt.
»Ich sehe ein Schimmern, das von Ihnen stammen könnte«,
erwiderte Paris. »Aber hier flackert und glüht es praktisch
überall.«
»Na schön, wir warten und sorgen dafür, daß unsere Lampen
gleichmäßig leuchten«, sagte Chakotay. »Lassen Sie sich davon
den Weg weisen und schließen Sie zu uns auf. Dann gehen wir
gemeinsam zum Shuttle.«
»Gut«, entgegnete Paris. »Ich kann es gar nicht abwarten, den
Schutzanzug auszuziehen. Was ist mit Harry?«
»Er hat das Bewußtsein verloren«, antwortete der Erste
Offizier. »Jetzt sehe ich Sie. Unsere Position ist bei zwei Uhr.
Seien Sie vorsichtig. Manche der Trümmer auf dem Boden
haben messerscharfe Kanten und könnten Ihnen den Raumanzug
aufschlitzen.«
Eigentlich sah Chakotay den Navigator gar nicht. Er
beobachtete nur einen blassen Fleck, der sich weiter vorn in der Finsternis bewegte.
Schließlich bekam der Fleck Konturen und wurde zu einer
humanoiden Gestalt. Der Erste Offizier war froh, daß niemand
sein erleichtertes Lächeln bemerkte.
»Sehen Sie uns jetzt, Tom?« fragte Kes.
»Ja, ich sehe Sie«, bestätigte Paris. »Sind der Captain und
Harry bei Ihnen?«
»Ja«, sagte die Ocampa. »Was ist mit Ihnen? Sie gehen recht
mühsam. Brauchen Sie Hilfe?«
»Für mich ist das hier wie ein Spaziergang im Park«,
behauptete Paris großspurig.
Doch das Taumeln des Piloten ließ Chakotay vermuten, daß es
ihm kaum besser ging als den beiden anderen Mitgliedern der
Einsatzgruppe. Paris neigte sich immer wieder zur Seite und
schien nur mit Mühe das Gleichgewicht zu wahren. Unter
anderen Umständen hätte Chakotay ihn gebeten, auf Hilfe zu
warten. Aber sie sparten viel Zeit, wenn sie alle zusammen zum
Shuttle zurückkehrten, ohne anschließend noch einmal diesen
Bereich aufsuchen zu müssen.
Die Schwerelosigkeit erleichterte den Transport der
Verletzten. Chakotay durchtrennte das Seil, das ihn mit Kes
verband. Jetzt verwendete er es, um Kim und Captain Janeway
an der magnetischen Leine zu sichern.
Chakotay hatte nie damit gerechnet, er würde Schwerelosigkeit
in einer kritischen Situation sogar begrüßen, doch durch ein
Gravitationsfeld wäre ihr Unterfangen wesentlich schwieriger
gewesen.
Dieser Umstand wurde einmal mehr bei dem Bemühen
deutlich, den Captain und Kim von den Schutzanzügen zu
befreien. Paris war dabei keine große Hilfe. Er bewegte sich viel zu langsam, und Chakotay
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