Voyager 008 - Cybersong
und
transferierte alle Personen an Bord zur Krankenstation. Dort
waren bereits Vorbereitungen für die Behandlung getroffen.
»Wie geht es Kim?« fragte Janeway mit einer Stimme, in der
Schmerz vibrierte.
»Es besteht keine unmittelbare Lebensgefahr mehr«,
antwortete der Doktor. »Wenn Kes nicht gewesen wäre, sähe die
Sache anders für ihn aus. Sein Zustand ist jetzt stabil, und in
einigen Tagen hat er alles hinter sich.«
Der holographische Arzt musterte die Kommandantin. »Was
man von Ihnen nicht unbedingt behaupten kann. Strecken Sie
sich hier aus.« Er deutete auf eine Diagnoseliege.
Janeway seufzte und kam der Aufforderung nach. Der Doktor
untersuchte sie mit einem medizinischen Tricorder, betrachtete
die Anzeigen und brummte. Dann wandte er sich an Kes.
»Ausgezeichnet. Ihre erste Diagnose stimmt genau.«
Captain Janeway räusperte sich. Als auch weiterhin eine
Erklärung des Arztes ausblieb, fragte sie: »Wie lautet die
Diagnose?« Der Doktor sah sie nur stumm an. »Nun? Beginnen
Sie mit der Behandlung. Ich habe keine Lust, hier den ganzen
Nachmittag zu verbringen.«
»Ich fürchte, es geht dabei um mehr als nur einen Nachmittag,
Captain«, erwiderte der Holo-Arzt langsam. »Sie haben eine
ernste Stauchung unweit der Medulla oblongata erlitten, und
außerdem kam es an drei Stellen im Gehirn zu Blutungen. Die
Behandlung dauert nicht länger als einen Tag, aber Sie müssen
dabei absolut still liegen.«
»Was?« entfuhr es Janeway verärgert. »Wir können Sterbende
ins Leben zurückholen und Knochenbrüche innerhalb von
wenigen Tagen heilen lassen. Aber wir sind nicht in der Lage,
jemanden von banalen Kopfschmerzen zu befreien?«
»Es handelt sich nicht um banale Kopfschmerzen«, sagte der
Doktor in einem besonders pedantischen Tonfall. »Sie haben
ernste Verletzungen erlitten, die zu Blutungen im Gehirn
führten. Vor zweihundert Jahren hätte das innerhalb von einer
Woche zum Tod geführt. Vor hundert Jahren wären Sie für den
Rest Ihres Lebens ein geistiger Krüppel geworden. Es ist mir ein Rätsel, wieso Sie angesichts einer mehrere Stunden dauernden
Behandlung die nicht angemessene Nutzung unserer Medo-
Technik nahelegen können.«
»Ich bin der Captain dieses Schiffes«, stellte Janeway zornig
fest. »Wir befinden uns in einer ziemlich schwierigen Situation, und ich kann es mir nicht leisten, einen ganzen Tag zu
verschlafen.«
»Captain, wenn Sie sich nicht sofort der Behandlung
unterziehen, können Sie Ihren Pflichten nicht mehr gerecht
werden. Als Erster Medo-Offizier an Bord würde ich nicht
zögern, Sie für dienstuntauglich zu erklären und Ihres
Kommandos zu entheben. Die Entscheidung liegt bei Ihnen.«
Janeway starrte den Doktor ungläubig an. »Das wagen Sie
nicht«, brachte sie fassungslos hervor.
»Da irren Sie sich, Captain«, widersprach der Holo-Arzt.
»Derzeit sind Sie eine Gefahr für sich selbst, und Ihr
Urteilsvermögen ist beeinträchtigt. Sie bleiben in der
Krankenstation, bis ich Ihre Behandlung für beendet erkläre.«
Janeway richtete sich auf und sah sich um. Zwar blieb das Bild
vor ihren Augen verschwommen, aber sie gewann trotzdem
einen guten Eindruck von der aktuellen Situation. Chakotay, der
Doktor und Kes standen wie Wächter in der Nähe, und in ihren
steinernen Mienen zeigte sich Entschlossenheit.
Nur Tom Paris’ Miene brachte Anteilnahme zum Ausdruck.
»Ärzte«, murmelte er. »Dauernd wollen sie einen daran hindern,
Spaß zu haben. Einmal nahmen sie einen verstauchten Fuß zum
Anlaß, mich eine Woche lang ans Bett zu fesseln. Sie verstehen
einfach nicht.«
Janeway war ebensowenig amüsiert wie die anderen.
»Es dauert nicht lange, Captain«, sagte Kes. Sie sprach sanft,
aber gleichzeitig erklang unnachgiebige Festigkeit in ihrer
Stimme. »Vielleicht brauchen Sie nicht einmal einen ganzen
Tag in der Krankenstation zu verbringen, wenn die Blutungen
im Gehirn auf bestimmte Bereiche begrenzt sind. Und darauf
deuten die ersten Medo-Sondierungen hin.«
»Machen Sie sich keine Sorgen um das Schiff, Captain«, fügte
Chakotay hinzu. »Wir haben alles unter Kontrolle. Mandel und
Torres arbeiten am Programmcode. Das Problem mit dem
Computer dürfte gelöst sein, wenn Sie wieder erwachen.«
»Und die Fremden?« fragte Janeway leise.
»Sie sind nicht so wichtig wie unser Computer«, sagte
Chakotay. »Außerdem sollten wir es vermeiden, weitere
Besatzungsmitglieder an Bord jenes Raumers in Gefahr
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